Dutschke-Witwe enthüllt: Viele Linke waren Machos
Archivmeldung vom 10.12.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt"Viele Männer waren ausgesprochene Machos, sodass wir Frauen uns Gedanken machten, wie wir damit zurechtkommen können." Das antwortet Gretchen Dutschke im exklusiven P.M. HISTORY-Interview auf die Frage, wie man als Frau unter APO- und SDS-Männern lebte.
"1966 haben wir die ersten Frauengruppen aus der Taufe gehoben", so die Witwe des Studentenführers, die außerdem verrät, dass viele nicht verstanden haben, warum sie und ihr Mann geheiratet haben. "Es kursierte die Idee, dass die Familie in der kapitalistischen Gesellschaft ein Unterdrückungsmechanismus sei."
Im Film "Der Baader Meinhof Komplex" wird Rudi Dutschke als Gesinnungsgenosse der RAF gezeigt - was den Fakten widerspricht. "Rudi hat die Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt unterstützt, doch nie den Terrorismus", betont Gretchen Dutschke. Sie beschreibt ihren Mann als "Realpolitiker und Träumer zugleich" und ist der Ansicht, dass die Medien Rudi Dutschke "ganz sicher" auf dem Gewissen haben, weil sie gegen ihn gehetzt haben.
Gretchen Dutschke erlebte Andreas Baader als "fragwürdige Persönlichkeit". Er sei ganz plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht und habe nur Chaos anrichten wollen. Leute wie er dachten ihrer Meinung nach "überhaupt nicht. Sie wollten nur ballern, das waren Verrückte".
Gretchen und Rudi Dutschke hatten zu den Ikonen der 1968er-Protestbewegung gezählt. Gretchen reiste 1964 aus den USA nach Deutschland, um Theologie zu studieren. Nach fünf Monaten lernte sie Rudi Dutschke kennen. Sie verliebten sich. Als in Berlin die ersten Studentenproteste aufflammten, unter anderem organisiert vom SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund), ist auch sie dabei.
Quelle: P.M. HISTORY 01/2010 ab morgen im Handel