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Eine Reise zu den Wurzeln des Buddhismus: Forscher der RUB und aus Korea identifizieren uraltes Dokument

Archivmeldung vom 01.11.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.11.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Eine Seite aus dem Dokument in der modernen Standardausgabe. Foto: RUB
Eine Seite aus dem Dokument in der modernen Standardausgabe. Foto: RUB

Eine sensationelle Entdeckung haben Forscher der Ruhr-Universität Bochum und der Mokpo University (Südkorea) gemacht: Sie identifizierten den ältesten Kommentartext des koreanischen Buddhismus, datiert auf etwa 600 nach Christus.

Der Text ist ein grundlegendes Kommentarwerk der buddhistischen Tradition "San-lun" (auch Samnon bzw. Sanron) in China, Korea und Japan. Er stammt aus dem Staat "Paekche", der bis zum Jahr 661 n. Chr. auf der koreanischen Halbinsel existierte. Prof. Choe Yeonshik (Department of History, Mokpo University) und Juniorprofessor Dr. Jörg Plassen (Fakultät für Ostasienwissenschaften der RUB) stellten ihre Forschungsergebnisse vor kurzem in Seoul vor.

Großes öffentliches Interesse

Die Entdeckung der Forscher basiert auf einer vagen Mutmaßung des japanischen Wissenschaftlers Itô Takatoshi. Der Befund ist für die koreanische Öffentlichkeit überaus bedeutsam, das Interesse daran entsprechend groß: So erschien ein Bericht unter dem Titel "Ältestes Dokument unseres Landes neu identifiziert" direkt neben der Meldung über den Beschluss des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen nach dem nordkoreanischen Atomtest auf der ersten Seite der Tageszeitung Chosun Ilbo, einer der führenden Zeitungen Südkoreas.

Zentrales Dokument des ostasiatischen Buddhismus

Der Text hatte bereits einen hohen Stellenwert, um den chinesischen Buddhismus zu erforschen. Nach der Verortung auf der koreanischen Halbinsel eröffnen sich nun neue Perspektiven: "Die Entstehung des Textes belegt einmal mehr die herausragende Rolle koreanischer Mönche innerhalb der buddhistischen Tradition Ostasiens.", sagt Dr. Plassen. Das Werk gebe einen genaueren Einblick in die Gedankenwelt einer der zentralen buddhistischen Lehrrichtungen in Paekche, deren Vertreter zudem eine wichtige Rolle bei der Verbreitung des Buddhismus in Japan ausübten. Bisher konnten Forscher dabei nur auf wenige Fragmente religiöser Texte sowie auf archäologische und kunstgeschichtliche Zeugnisse zurückgreifen. Während der "Zeit der drei Königreiche" bis zur Mitte des 7. Jahrhundert n. Chr. beherrschte das Königreich Paekche (auch Baekje) zusammen mit Silla und Koguryô die Halbinsel Korea.

Text eines hochrangigen Mönchs

"Darüber hinaus konnten wir zeigen, dass der Text auch großen Einfluss auf den Buddhismus in Silla hatte", sagt Plassen. So belegten diverse Passagen, dass der Text eine Grundlage für die Hermeneutik und Exegesetechniken des großen Silla-Exegeten Wônhyo (617-686) war. Über den Autor ist indes nur wenig bekannt: Hye'gyun bzw. Hye'gyun Sûngjông (in etwa: "Mönchs-Superintendent" Hye'gyun) war ein Schüler von Fa-lang (507-581) und Mitschüler des berühmten chinesischen Mönchs Chi-tsang (549-623). Obwohl der Text in der japanischen Tradition ausgiebig zitiert wird und der Verfasser ein hochrangiger Mönch war, findet sich weder in den einschlägigen chinesischen noch in japanischen Schriftwerken eine Biographie des Verfassers.

Herkunft geklärt

Auch die tatsächliche Herkunft des Dokuments war lange unklar: "Im Laufe der Zeit fanden sich jedoch eine Reihe von Indizien, die eindeutig gegen eine Entstehung in China sprachen, und weitere, die auf einen Ursprung in Paekche hindeuteten", so Plassen. Gewissheit hatten die Forscher, als sich herausstellte, das der Name eines im Text erwähnten Tempels einer Tempelanlage entspricht, die unlängst im heutigen Neungsan-ri, Buyeo (auf dem Gebiet der Paekche-Hauptstadt Sabi) ausgegraben wurde.

Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.

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