Militärhistoriker übt scharfe Kritik an Guido Knopp
Archivmeldung vom 07.11.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.11.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMilitärhistoriker Michael Teich äußerte sich gegenüber ExtremNews sehr kritisch und verärgert über die gemachten Aussagen in der neuen Dokumentation „Die Deutschen, ein Jahrtausend deutscher Geschichte“ von Guido Knopp.
Im Gespräch mit ExtremNews sagte Michael Teich: „Angesichts der neuen Äußerungen von Herrn Knopp im Rahmen seiner neuen Dokumentation „Die Deutschen, ein Jahrtausend deutscher Geschichte“ müssen jedem einigermaßen historisch bewanderten Menschen erhebliche Zweifel an der Seriosität und damit an der Arbeit von Herrn Knopp erwachen, ja sogar deutlich ins Auge springen."
Der Militärhistoriker Michael Teich führt weiter aus: „So erklärte Herr Knopp, dass seiner Ansicht nach der Friede von Brest-Litowsk vom 3. Mai 1918 schlimmere Auswirkungen hatte, als der Frieden von Versailles (28. Juni 1919).
Durch diese der Wahrheit zu wider laufenden Aussage, gehüllt in einen wunderschönen Mantel pseudowissenschaftlicher Arbeit, für den Zuschauer untermauert durch die Kultur- und Geschichtsredaktion des ZDF, soll, so erweckt es zumindest den Anschein, der deutschen Bevölkerung verdeutlicht werden, dass allein das deutsche Volk für die beiden Weltkriege verantwortlich sei.
Tatsache ist hingegen, diese These wird weltweit von der Masse der ernsthaft arbeitenden Historiker als nicht mehr haltbar betrachtet."
Um unseren Lesern einen kleinen Eindruck zu vermitteln, wie der Vertrag von Versailles schon damals, zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses von führenden Persönlichkeiten aller Länder bewertet wurde, hat Michael Teich nachfolgende Zitate zusammengestellt, die zweifelsfrei als dokumentierte und damit gesicherte historische Quelle herangezogen werden können:
In den Memoiren des früheren italienischen Ministerpräsidenten aus dem Jahre 1923 ist zu lesen: „… Ich musste in Paris die Bestätigungs-Urkunde des Versailler Vertrages unterschreiben…Ich kannte von Grund auf diesen fluchwürdigen Vertrag und betrachtete ihn als den Ruin Europas…, da er aus dem Geiste der Gewalt, der Lüge und des Raubes entstanden war. …“
Herbert Hoover, US-Präsident von 1929-1933 beurteilte den Versailler Vertrag in seinen Memoiren wie folgt:
…“Ich war zutiefst beunruhigt. Der politische und wirtschaftliche Teil waren von Hass und Rachsucht durchsetzt. … Es waren Bedingungen geschaffen, unter denen Europa niemals wieder aufgebaut oder der Menschheit der Frieden zurückgegeben werden konnte….“
Selbst Winston Churchill hielt in seinen Memoiren unter anderem:
„Die wirtschaftlichen Bestimmungen des Vertrages (von Versailles) waren so bösartig und töricht, dass sie offensichtlich jede Wirkung verloren. Deutschland wurde dazu verurteilt, unsinnig hohe Reparationen zu leisten. Diese Diktate drückten sowohl die Wut der Sieger aus wie deren Irrtum ihrer Völker, die nicht begriffen, dass keine besiegte Nation oder besiegte Gemeinschaft die Kosten des modernen Krieges ersetzen kann…. Die siegreichen Alliierten versicherten nach wie vor, dass sie Deutschland ausquetschen würden, bis die Kerne krachen. Das alles übte auf das Gedeihen der Welt und auf die Stimmung des deutschen Volkes gewaltigen Einfluss aus. …“
Der britische Labour-Abgeordnete J. W. Kneeshaw sagte auf dem Parteitag 1920 in Scarborough:
„..Wären wir das besiegte Volk und hätten solche Bedingungen auferlegt bekommen, so würden wir, statt uns ruhig auf sie zu verpflichten, in unseren Schulen und Heimen begonnen haben, unsere Kinder auf einen Vergeltungskrieg vorzubereiten, der das unerträglich Joch der Eroberer abschüttelt. Diese Bedingungen waren nicht nur ein Anschlag auf Deutschland, auf Österreich und andere besiegte Nationen, sie waren auch ein Anschlag auf das ganze Gewebe der Zivilisationen.
Der Herausgeber der „English Review“, Austin Harrison zum Vertrag von Versailles:
…“Deutschland mit der alleinigen Verantwortung für den Krieg zu belasten, ist nach dem, was wir bereits wissen – und es wird noch mehr ans Licht kommen- ein Unsinn. Einen Vertrag auf einen lächerlichen Unsinn aufzubauen, ist eine Ungerechtigkeit. In menschlicher, moralischer und geschichtlicher Hinsicht steht der Vertrag von Versailles verurteilt da, ganz abgesehen von seinen wirtschaftlichen Ungeheuerkeiten….“
Dies sind nur einige wenige Beispiele, die belegen, dass in den Reihen der Siegermächte erhebliche Zweifel am Inhalt und Zustandekommen des Versailler Vertrages herrschten. Dass zu Recht nicht von einem Friedensvertrag gesprochen werden kann, sondern von einem Diktat gesprochen werden muss, der den Keim eines nächsten Krieges bereits in sich trug, so Michael Teich.
Militärhistoriker Michael Teich erzählte, dass die Auswirkungen des Versailler Vertrages bekanntermaßen verheerend waren. Nicht nur, dass dem Deutschen Reich irrsinnige Reparationszahlungen auferlegt worden sind (die letzte Goldmark aus diesen Forderungen wären 1986 gezahlt worden), sondern die Alliierten sorgten durch Gebietsabtrennungen und der Demontage der Industrie zudem dafür, dass das Deutsche Reich niemals im Stande gewesen wäre, diesen Forderungen nach zu kommen.
Entgegen des Wilsonschen 14 Punkte Plans, indem insbesondere dem freien Selbstbestimmungsrecht der Völker große Bedeutung zu kam, wurden seitens der Alliierten unsinnige Grenzziehungen quer durch Europa vorgenommen, deren Vermächtnis unter anderem der Bürgerkrieg auf dem Balkan war und die weiterhin Ursache für viele Krisenherde der Welt sind und werden. (Vorverträge zum Versailler Vertrag, Vertrag von St. Germain, der die Auflösung Österreich-Ungarns diktierte).
Auch dieses war den Unterzeichnern der Siegermächte bewusst, wie der britische Premierminister Lloyd George in seiner Gedenkschrift vom 26. März 1919 bekennt:
„… Ungerechtigkeit und Anmaßung, ausgespielt in der Stunde des Triumphes, werden nie vergessen und vergeben werden. Aus diesem Grunde bin ich auf das schärfste dagegen, mehr Deutsche, als unerlässlich nötig ist, der deutschen Herrschaft zu entziehen, um sie einer anderen Nation zu unterstellen. Ich kann kaum eine stärkere Ursache für einen künftigen Krieg erblicken, als dass das deutsche Volk, das sich zweifellos als eine der kraftvollsten und mächtigsten Rassen der Welt erwiesen hat, rings von einer Anzahl kleiner Staaten umgeben werden soll, von denen viele aus Völkern bestehen, die noch nie vorher eine selbständige Regierung aufgestellt haben, aber jedes große Massen von Deutschen umschließt, die die Vereinigung mit ihrem Heimatland fordern. Der Vorschlag der polnischen Kommission, 2.100.000 Deutsche der Aufsicht eines Volkes zu unterstellen, das noch nie im Laufe seiner Geschichte die Fähigkeit zur Selbstregierung bewiesen hat, muss meiner Beurteilung nach früher oder später zu einem neuen Kriege in Osteuropa führen….“
Als weitere Folgen könnten zahlreiche Beispiele dienen, wie auch die Tatsache, dass Italien heute noch völkerrechtswidrig Südtirol und Gebiete Südsloweniens besetzt.
Michael Teich fordert Guido Knopp auf, wenn er denn von seinen Äußerungen bezüglich der Wirkung des Vertrages von Brest-Litowsk überzeugt ist, vergleichbare Wirkungen dieses Vertrages aufzuzeigen und vor allem auch historisch seriös zu belegen.
Nach Meinung des Militärhistorikers verleugnet Guido Knopp mit seinen getätigten Äußerungen die zahlreichen Bemühungen vor und während des I Weltkrieges seitens der Mittelmächte einen Krieg zu verhindern bzw. einen Friedensvertrag herbeizuführen. Als einen auf sachlich fundierten Tatsachen und Dokumenten arbeitenden Historiker kann Knopp daher von ihm nicht bezeichnet werden. Den Anspruch, als solcher beachtet und anerkannt zu werden, hat er selbst verwirkt.
Knopp steht, laut Michael Teich, in der Tradition einer antideutschen Propaganda, die zum Ausbruch des I. Weltkrieges führten, Verteidigt trotz besseren Wissens den Versailler Vertrag als gerechten Frieden und verurteilt ein ganzes Volk, sein eigenes, das deutsche Volk zu einem Volk von Tätern. Im gleichen Atemzug spricht er alle andere Nationen von jeglicher Schuld und Verantwortung frei. Die Kriegsverbrechen an Deutschen bewertet er, von einem Standpunkt verklärter Sinneswahrnehmung und umnebelten Geistes als gerecht, obwohl mittlerweile weltweit, über alle politischen Richtungen hinweg, ein ganz anderes Bild, basierend auf Fakten gezeichnet wird.
Unverständlich bleibt für Michael Teich auch wie ein von öffentlichen Gebühren finanziertet Sender wie das ZDF seinen Zuschauern einen solchen Mann als „Geschichtspapst“ für uns Deutsche präsentieren kann. In keinem Augenblick seiner Medienauftritte kritisch betrachtet und hinterfragt, so scheint es, darf Knopp behaupten, was er will und es wird als wahr dargestellt.
Dies legt für den Militärhistoriker den Schluss nahe, dass keiner der Verantwortlichen aus Versailles gelernt hat. Einen dauerhaften und auf Verständigung beruhenden und damit stabilen Frieden kann es nicht geben, wenn eine Nation, ein Volk als alleiniger Täter die Schuld aller auf sich nehmen muss.
Michael Teich sagte abschließend, "Wir als Deutsche stehen zu unserer Vergangenheit, bekennen uns zu den Verbrechen gegen die Menschlichkeit über alle Jahrhunderte hinweg, die von Deutschen begangen wurden. Wir lehnen es jedoch entschieden ab, dass die Verbrechen gegen die Menschlichkeit der anderen Nationen nicht benannt werden dürfen, den Abermillionen von getöteten Deutschen nicht die Würde gelassen wird, die ihnen als Menschen nach Bekenntnis des Grundgesetzes und der Charta der Vereinten Nationen zusteht. Ein Verbrechen bleibt ein Verbrechen, egal von wem es begangen wurde. Hierfür kann und darf es keine zweierlei Maßstäbe der Bewertung geben."
Der Militärhistoriker Michael Teich verfügt über ein großes militärgeschichtliches Archiv mit bisher nicht veröffentlichtem Bild- und Filmmaterial. Unterstützt und arbeitet mit mehreren Militärmuseen zusammen, ist als Gutachter für Millitaria-Gegenstände und Referent sehr gefragt. Seit kurzem ist er außerdem als Autor für die neue Zeitschrift "Angelika-Historica" tätig, die Ende November zum ersten Mal erscheint.