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Zinn und Gold vom Schlachtfeld der Bronzezeit im Tollensetal

Archivmeldung vom 26.04.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.04.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Schädel mit unverheilter Verletzung
Quelle: Foto: Detlef Jantzen (idw)
Schädel mit unverheilter Verletzung Quelle: Foto: Detlef Jantzen (idw)

Archäologische Forschungstaucher haben im Ausgrabungsgebiet Tollensetal herausragende Metallfunde aus der Bronzezeit geborgen. Dazu gehören unter anderem ein Goldspiralring und in Deutschland bislang einmalige Zinnringe. Die Fundstücke sind rund 3.300 Jahre alt. Sie passen in die Zeitphase in der bisherigen Ergebnissen zufolge eine Schlacht im Fundgebiet stattgefunden hat.

Im Tollensetal nördlich von Altentreptow werden seit Jahren immer wieder menschliche Skelettreste, teilweise mit Verletzungsspuren, aber auch Waffen, wie zum Beispiel Holzkeulen und Pfeilspitzen, entdeckt. Alle diese Funde datieren nachweislich in die Bronzezeit (um 1250 v. Chr.). Die Ausgrabungsarbeiten werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt.

Seit 2010 erforscht eine Arbeitsgruppe aus Archäologen, Anthropologen, Geowissenschaftlern und Medizinern unter Federführung der Universität Greifswald und des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern die Überreste dieses ca. 3.300 Jahre alten mutmaßlichen Schlachtfeldes. Dazu finden seit einigen Jahren regelmäßig Ausgrabungen statt. Die außergewöhnlichen Funde liegen weit verstreut im Tollensetal. Ehrenamtliche Taucher des Landesverbandes für Unterwasserarchäologie Mecklenburg-Vorpommern unterstützen die Suche nach neuen Fundplätzen im und am Fluss. Im Sommer 2011 ist dabei ein neuer spektakulärer Fundplatz entdeckt worden, der auch einmalige Metallfunde geliefert hat.

Die ehrenamtlichen Forschungstaucher Sonja und Frank Nagel aus Bergen auf der Insel Rügen haben in ihrem letzten Sommerurlaub gemeinsam mit Dr. Joachim Krüger vom Landesverband für Unterwasserarchäologie Mecklenburg-Vorpommern die Archäologen bei ihrer Arbeit unterstützt und die herausragenden Metallfunde aus der Bronzezeit entdeckt und geborgen. Neben einem Goldspiralring, der in dieselbe Zeitphase wie die Skelettreste im Untersuchungsgebiet datiert wird, wurden auch in Deutschland bislang einmalige Zinnringe geborgen. Diese sind von besonderem wissenschaftlichem Wert, da Zinn zur Bronzeherstellung notwendig ist, als Rohmaterial in bearbeiteter Form für diesen Zeitraum aber bisher nur äußerst selten nachgewiesen werden konnte und den Handel dieses wichtigen Rohstoffes nach Norddeutschland nachweist.

Die neuen Ergebnisse werden in der international renommierten Prähistorischen Zeitschrift in Kürze dem Fachpublikum vorgestellt.

Zitate der Projektleiter

Dr. Detlef Jantzen, Landesarchäologe, Leiter Dezernat Archäologie, Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern:

„Die Ansammlungen von Menschenknochen im Tollensetal sind eine der spannendsten archäologischen Fundstellen Mecklenburg-Vorpommerns. Nirgendwo kommen wir den Individuen der älteren Bronzezeit so nahe, nirgendwo können wir so viel über Herkunft, Leben und Sterben der Menschen vor fast 3.300 Jahren erfahren. Wie in einer Zeitkapsel sind hier Informationen über wirtschaftliche und gesellschaftliche Verhältnisse in schriftloser Zeit bewahrt. Diese Zeitkapsel öffnen wir nun ein kleines Stück, auch um der allmählichen Erosion der Fundstelle zuvorzukommen.“

Prof. Dr. Thomas Terberger, Abteilung Ur- und Frühgeschichte, Historisches Institut, Universität Greifswald:

„Die neu entdeckte Fundlokalität und die Entdeckung der Zinnringe im Fluss unterstreicht die herausragende Bedeutung des Tollensetals für die Erforschung der Bronzezeit in Deutschland. Die wachsende Zahl von Waffenfunden aus der Zeit um 1250 v.Chr. bestärkt uns in der Annahme, dass die Menschenreste im Tal auf einen Gewaltkonflikt von einem für diese Zeit völlig unerwartetem Ausmaß zurückgehen.“

Quelle: Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald (idw)

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