Vor 30 Jahren starb der unvergessliche René Goscinny
Archivmeldung vom 31.10.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAm 5. November 1977 erlag der damals erst 51jährige Szenarist und Autor René Goscinny einem Herzinfarkt. Die Nachricht vom unersetzlichen Verlust des genialen Asterix-Autors löste weltweit Bestürzung und Trauer aus.
René Goscinny wurde am 14. August 1926 in Paris geboren und
verbrachte seine Jugendjahre in Buenos Aires, nachdem seine Eltern
1928 nach Argentinien gezogen waren. Schon in der Grundschule
erwachte sein Interesse an Comics und Zeichnen, aber niemand nahm von
dieser Leidenschaft ernsthaft Notiz. Als sein Vater gestorben war,
ging er im Oktober 1945 nach New York und lief mit seiner
Zeichenmappe vergeblich von Verleger zu Verleger.
Nach Ableistung seines Wehrdienstes in Frankreich versuchte er
sein Glück erneut bei zahllosen New Yorker Verlagen und
Werbeagenturen, doch niemand erkannte sein besonderes Talent. Als
typischer self-made-man verrichtete Goscinny die verschiedensten
Tätigkeiten, u.a. als Art Director für Kinderbücher, bevor er Harvey
Kurtzmann kennen lernte, den zukünftigen Schöpfer von MAD und
zusammen mit Jack Davis, Willy Elder und John Séverin in dessen
Studio arbeitete.
In New York begegnete er 1948 Maurice de Bévère (Morris) und
wenige Monate später beschloss er, sein Glück in Belgien zu
versuchen, wo er in kürzester Zeit einer der besten Texter wurde.
1951 übersiedelte er nach Paris. Seine ersten Erfolge waren Lucky
Luke, der sympathische Westernheld, den Morris Jahre zuvor geschaffen
hatte, und die Bücher mit dem kleinen Jungen Nicolás, einer Figur die
von Sempé erdacht und gezeichnet wurde. Ihm folgten Signor Spaghetti
für Attanasio, Pit Pistol und Umpah-Pah für Uderzo und weitere
Szenarios für Jijét, Macherot, Tibet und viele andere Künstler.
In der zweiten Hälfte des Jahres 1958 kam Goscinny bei einigen
Verlagen auf die "schwarze Liste", als er sich bemühte, für
Comicautoren gewisse Rechtsgrundlagen zu schaffen. Er kümmerte sich
jedoch nicht darum und gründete mit Jean-Michael Charlier, Jean
Hébrard und Albert Uderzo zwei Gesellschaften: eine für Comics und
eine für Werbung. Im Oktober 1959 hob diese Gruppe das legendäre
Wochenmagazin Pilote aus der Taufe. Herausgeber und "Seele" von
Pilote war bis 1974 Goscinny selbst, der dafür mit Albert Uderzo
Asterix schuf, den wohl erfolgreichsten französischen Comic-Helden
aller Zeiten, ohne dabei die Zusammenarbeit mit anderen Zeichnern zu
vernachlässigen. Mit Cabu gestaltete er Potachologie, mit Gotlib
Dingodossiers und mit Tabary den grandiosen Isnogud, der Kalif werden
will an Stelle des Kalifen. Doch vor allem mit Asterix-Zeichner
Albert Uderzo verband ihn eine lebenslange innige Freundschaft.
Die Nachricht von seinem Tod erreichte Albert Uderzo am Namenstag
seiner Tochter Sylvie, die ihn liebevoll Onkel René nannte. Den
kürzlich zu Ehren von Albert Uderzos 80. Geburtstag erschienenen
Hommage-Band "Asterix und seine Freunde" hat sie daher ausdrücklich
auch seinem Andenken gewidmet. Überraschende Einblicke in sein Leben
und Werk gewinnt man aus der bebilderten Biografie "Das Buch von
Goscinny", das in der Ehapa Comic Collection erschienen ist und mit
großzügiger Unterstützung seiner Tochter Anne Goscinny zustande kam.
Von André Malraux, dem damaligen Kulturminister, wurde er 1967 zum Ritter der Künste und Wissenschaften ernannt. René Goscinny gehört bis heute zu den meistgelesenen Autoren Frankreichs weltweit.
Quelle: Pressemitteilung Egmont Ehapa Verlag