Goldschatz oder Atomsprengkopf im Toplitzsee?
Archivmeldung vom 06.05.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNorman Scott (77) könnte bei der finalen Nazi-Goldschatzsuche ab Mitte Mai im österreichischen Toplitzsee etwas viel Brisanteres finden als zwei Tonnen Gold und Brillianten, die im April 1945 mit SS-Lastern in Militärkisten aus Berlin angeliefert worden waren.
Ein Zeitzeuge ist sich sicher: "In einer der Kisten ist ein deutscher Nuklearsprengkopf - und zwar für eine transportable Kleinwaffe!"
Fieberhaft haben die Nazis bis in die letzten Kriegstagen an dem Nachfolger der Vergeltungsrakete V2 gebaut und zwar an einer Langstreckenrakete V9/10 mit Atomsprengkopf, die kriegsentscheidend bis nach New York fliegen könnte. Weder die Produktions-Pläne noch die Prototypen wurden bislang gefunden.
Auf den Zeitzeugen in Österreich stieß der Journalist Thomas Mehner im Jahre 2000, als er für seine Recherchen zu Hitlers Atombombe zur Marine-Versuchsstation an den Toplitzsee fuhr, wo die Nazis unter Wasser Raketen ins Tote Gebirge abfeuerten, um die Sprengkraft zu messen.
In der gerade erschienenen Ausgabe von "Kopp Exklusiv" (Kopp Verlag Rottenburg) erinnert sich Mehner wie folgt: "Der alte Mann, der mir die Geschichte erzählte, meinte nebenbei, dass man am Grund des Sees die wirklich wichtige Kiste nicht finden würde. Diese sei vielmehr, zusammen mit anderen Dingen, in einer Kaverne, einem dicht unter der Seeoberfläche abzweigenden Hohlraum versteckt."
Diesen Hohlraum hatte Norman Scott im Oktober 2008 bei einer Bootsüberquerung mit einem Sonografen (Schallmessgerät) festgestellt, dass die Seitenwände des Salzgebirges tatsächlich Höhlen aufwiesen. Fotos aus dem Jahre 1945 belegen, dass diese Höhlen zugesprengt wurden. Und die Bäuerin Ida Weissenbacher (81) erinnerte sich, dass sie mit ihrem Pferd beim Transport der Kisten helfen musste, weil ein LKW liegen geblieben war. Was in den Kisten wirklich war, konnte sie nicht sehen, da die SS-Männer die Kisten bewachten und verschlossen hielten.
Statt Gold könnte es also auch eine Uranbombe sein. Oder sogar 103 Atombomben. Soviel sollen kurz vor Kriegsende im thüringisch-sachsen-anhaltinischen Jonastal als Wunderwaffe gebaut worden sein, um das Kriegsruder noch herumzureißen. Die Amerikaner fanden zwar die Fertigungsstätten, aber nicht die Bomben.
"Wenn auch nur eine Atombombe im Toplitzsee liegen würde, wäre das eine Katastrophe", sagt Feuerwehrtaucher und Fischerhüttenchef Albrecht Syen (62) vom Toplitzsee dem Finanznachrichtendienst www.gomopa.net. Syen wird die 20-köpfige Crew von Scotts Firma Global Exploration aus Gainesville (Florida) bis Mitte Juli beherbergen. "Aber es gibt tatsächlich etwas Merkwürdiges", muss Syen zugeben. "Wenn wir abtauchen, haben wir ab und zu schweres Wasser, also eine radioaktive Strahlung. Das kommt immer wieder vor. Wir konnten aber nicht klären, wie genau das Ausmaß ist, was da strahlt und woher es strahlt. Es wurde nie ein Beweis für eine Strahlungsquelle gefunden."
Die Geschichte von dem Atomsprengkopf in der Munitionskiste hat der Zeitzeuge natürlich nicht nur dem Reporter erzählt. Syen: "1985 hat das österreichische Innenministerium Bunker freigelegt. Ein Entminungskommando hat im südlichen Teil des Sees Radioaktivität festgestellt. Aber die Quelle konnte nicht ausgemacht werden."
Für den amerikanischen Archäologen Scott, der schon den Maya-Schatz in Mexiko fand, hat die österreichische Regierung das Tauchverbot im Toplitzsee für drei Monate aufgehoben. Scott überredete die Behörden damit, dass er ihnen mit Hilfe eines Zwei-Mann-U-Bootes eine 3-D-Karte vom See erstellen werde. Und natürlich werde er alles, was er finde, auflisten und nur nach Genehmigung aus dem See herausholen.
Scott suchte 1996 in der Nazi-Atomschmiede im Harz angeblich nach dem Bernsteinzimmer
Dass es Scott mit der Suche nach dem Nazigold nicht so ernst ist, könnte auch seine vorherige Reise nach Thüringen untermauern. Im August 1996 kam Scott mit seiner noch zehnköpfigen Mannschaft von Global Exploration nach Deutschland, um angeblich in der Gipshöhle "Heimkehle" bei Uftrungen im Südharz das legendäre Bernsteinzimmer (Wert: 123 Millionen Euro), das die Nazis aus Petersburg raubten, zu finden. Mysteriös: In den 14 Tagen kamen abwechselnd 140 Amerikaner über den Teich geflogen. Angeblich potentielle Geldgeber. Die Aktion wurde abgebrochen, nachdem Scott in den Höhlen nur verrosteten Schrott fand.
Waren die 140 Männer aus Amerika vom CIA? Und ging es ihnen und Scott gar nicht um das Bernsteinzimmer, sondern um Hitlers Atombombenproduktion? Fakt ist: In der Heimkehle ließ Hitler die V2, die als Vorlage für die am 24. Juli 1950 gestartete Rakete in Cape Canaveral diente, weiterentwickeln. Geplant war die V9/10 als zweistufige Fernrakete, die die 14 Meter hohe und 13,5 Tonnen schwere V2 um mehr als das Doppelte übertreffen sollte und mit einer Reichweite von 5.500 Kilometern auch New York hätte treffen können.
Dass die deutsche Atombombe am Kopf einer Trägerrakete mit interkontinentaler Reichweite keine Utopie war, beweist ein Manuskript, das der Leiter der Forschungsabteilung des Heereswaffenamtes, der Potsdamer Sprengstoffphysiker Professor Karl Erich Schumann (1848-1985), im Jahre 1949 in Abstimmung mit ehemaligen Mitarbeitern verfasste. Darin geht Schumann auf die unter seiner Regie begonnenen Forschungen zur Kernfusion ein. Schumann entwickelte das Konzept zum Bau einer Wasserstoffbombe. Er beschrieb exakt die allgemeinen Bauprinzipien und deren Funktionsweisen vier Jahre bevor die ersten amerikanischen Wasserstoffbomben getestet wurden.
Noch 1945 hatten die Nazis in einer Schule in Stadtilm in Thüringen ein Atomlabor aufgebaut. Dazu wurde die Forschungsgruppe Gottow (Forschungsgruppe des Heeres nach der Ortschaft Gottow am Rande des Artillerieschießplatzes Kummersdorf bei Berlin), die Uranschmelzanlage der Degussa und eine Hochkonzentrieranlage für schweres Wasser in den Kellern der Mittelschule in Stadtilm untergebracht.
Ab Februar 1945 wurden in Celle in Norddeutschland zirka 50 Gramm pro Tag Uran mit 15prozentiger Anreicherung gefertigt. Rund ein Kilogramm Bombenmaterial wurden von dort für Versuche nach Thüringen geliefert.
An der Atomrakete wurde in den Bergen Thüringens mit Hochdruck gebaut. Ein US-Soldat sagte später während der Nürnberger Prozesse: "Es war eine große unterirdische Fabrik mit schwerer Ausrüstung. Wir sahen dort einige Raketen in verschiedenem Fertigungszustand. Die Fabrik befand sich in der Nähe des von uns befreiten Konzentrationslagers Ohrdruf."
Am 16. März 1945 um 22 Uhr soll der Abschuss einer Großrakete von der Munitionsfabrik Rudisleben aus erfolgreich gewesen sein. Die Leute sollen sich in die Arme gefallen sein: "Hurra, wir sind die Größten. Wir sind unbesiegbar."
Wenige Tage zuvor haben die Nazis zwei erfolgreiche Kernwaffentests auf dem Truppenübungsplatz in Ohrdruf durchgeführt. Das berichteten nicht nur Anwohner, sondern das schrieb der Chef der Militäraufklärung, Generalleutnant Iljitshov am 23. März 1945 an Stalin. Laut Iljitshov haben die Deutschen in Thüringen am 4. März 1945 um 21.45 Uhr und am 12. März 1945 große Explosionen durchgeführt, bei denen Bäume bis auf eine Entfernung von 600 Meter gefällt wurden.
Angeblich fiel den Russen nach Kriegsende ein Film in die Hände mit dem Titel: "Film über den Start einer V2 und die Explosion einer Atombombe". Der Film wurde 1946 archiviert, ist aber nicht zugänglich.
Oceaneering fand 2000 etwas im Toplitzsee und konnte es nicht bergen
Scott fand in Thüringen nur verrostete Ausrüstungsgegenstände der Wehrmacht. Nun der Toplitzsee. Sucher vor ihm fanden dort die Reste der einstigen Unterwasserabschussbasis für Marineraketen, von den Nazis hergestelltes Falschgeld und die dazugehörigen Druckstöcke, Minen, Sprengstoff und Laboreinrichtungen. Manche Taucher verloren dabei ihr Leben. Dennoch kam im Jahre 2000 die US-amerikanische Bergungs- und Tauchfirma Oceaneering, die das Wrack der Titanic gefunden hatte, und pflügte den Seeboden in 100 Meter Tiefe regelrecht um. Angeblich war die 22 Millionen Euro teure Suche vom Simon-Wiesenthal-Center in Los Angeles und dem Medienunternehmen CBS beauftragt worden. Damals gab es die ersten Gerüchte, wonach der wahre Auftraggeber die CIA gewesen sei. Und es hieß, es sei etwas gefunden worden, was damals nicht geborgen werden konnte.
Scott holte sich zur Unterstützung einen prominenten Tiroler Forscher. Wolfgang Falch sorgte weltweit für Aufsehen, weil es ihm gelungen war, das letzte im Krieg abgestürzte US-Kampfflugzeug aus dem Traunsee zu bergen. Zwei Jahre hatte Falch danach gesucht. Die Spezialgeräte, darunter ein Sidescan Sonar, mit denen Falch das Wrack fand, bringt der Tiroler zur neuen Expedition an den Toplitzsee mit. Mit dem Sonar lassen sich versenkte Gegenstände und Hohlräume wie jene in der Felswand des Toplitzsees orten. Die neue Suche soll nur 600.000 Euro kosten und hoffentlich nicht das Leben.
Quelle: GoMoPa