Direkt zum Inhalt Direkt zur Navigation
Sie sind hier: Startseite Berichte Zeitgeschichte Der zivile Faschismus und seine Ziele – Grundlagen der Frankfurter Schule - Teil 2

Der zivile Faschismus und seine Ziele – Grundlagen der Frankfurter Schule - Teil 2

Archivmeldung vom 04.05.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.05.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Protagonisten der Ersten Marxistischen Arbeitswoche in Geraberg 192 Georg Lukàcs (Mitte) neben Richard Sorge & Felix Weil (rechts stehend)
Protagonisten der Ersten Marxistischen Arbeitswoche in Geraberg 192 Georg Lukàcs (Mitte) neben Richard Sorge & Felix Weil (rechts stehend)

Bild: Unknown author / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)

Teil 2: Die frühen Jahre der Frankfurter Schule: Vordenker und Konzeptionen. In jene Krise marxistischer Ideologie nach dem Großen Krieg fiel im Jahr 1923 die von Felix Weil organisierte „Erste Marxistische Arbeitswoche Deutschlands“ in Geraberg, Thüringen, um von knapp zwei Dutzend linken Ideologen Auswege aus besagter marxistischer Sackgasse finden zu lassen. Dies schreibt Friedrich P. Ost auf "Unser Mitteleuropa".

Gebäude des IfS 1924 in Frankfurt: Von einem Architekten, der 1932 der NSDAP beitrat, und privat finanziert von einem Millionär
Gebäude des IfS 1924 in Frankfurt: Von einem Architekten, der 1932 der NSDAP beitrat, und privat finanziert von einem Millionär

Weiter schreibt Ost: "An der Zusammenkunft nahmen neben den Initiatoren Felix Weil und Karl Korsch auch Friedrich Pollock, der spätere Meisterspion Richard Sorge, wie auch der berühmt berüchtigte Ungar aus reichem Haus, Georg Lukács, teil. Felix Weil erhoffte sich von den Teilnehmern des Theorieseminars wichtige Anregungen für sein Projekt eines „Instituts für Marxismus“ in Frankfurt jenseits des bürgerlichen Wissenschaftsbetriebes. Sein Vater, der Multimillionär Herman Weil und größte Getreidehändler seiner Zeit, trat als Mäzen für die Stiftung des neuen Instituts auf, welches im Jahr 1923 gegründet und an die Johann Wolfgang Goethe-Universität angeschlossen wurde.

Es bleibt unklar, ob der Auslöser jener vermeintlichen „Philanthropie“ Hermann Weils von den Aussichten auf den besonderen Getreidehandel dieser Jahre zwischen der umkämpften Ukraine und dem Westen mitbeeinflusst war: Nachdem die Sowjetunion seit 1922 über eine durch Goldrubel gedeckte Währung verfügte und ab dem Jahr 1925 mit Nachdruck auf rasche Industrialisierung drängte, wurde vom Westen gegenüber der Sowjetunion die sogenannte Goldblockade verhängt: Der von Großbritannien im Jahr 1925 verhängte Gold Standard Act untersagte der Bank von England die Annahme jeglicher Goldrubel, die nach 1914 emittiert worden waren. Nur (gestohlenes) Zarengold schien akzeptabel. Konsequenterweise wurde vom Westen als exklusives Zahlungsmittel für die von der Sowjetunion dringend benötigten Industriegüter auf Naturprodukte, wie Öl, Holz oder Getreide (!) bestanden, was Stalin in eine Zwangslage brachte und der Ukraine in den dreißiger Jahren rund sechs Millionen Hungertote bescherte, doch mitverschuldet durch eine ‚Politik‘ der westlichen Wertegemeinschaft, die man erst voll und ganz versteht, wenn man an die Hungerblockade der Alliierten gegen die Mittelmächte nach (!) dem 1. Weltkrieg denkt. Es ist nur verständlich, dass westlichen Staatshistorikern das bewährte Verdrehen bzw. Weglassen der ganzen Hintergründe rund um den ukrainischen „Blutweizen“ stets ein besonderes Anliegen blieb.

Um die Absichten hinter der Frankfurter Institutsgründung besser zu verbergen, wurde die Einrichtung in Institut für Sozialforschung (IfS) umbenannt und später nur noch unter dem noch unverfänglicher klingenden Synonym „Frankfurter Schule“ behandelt. Die Täuschung war perfekt, nachdem Felix Weil von staatlicher Seite auch die Anerkennung des Instituts im Rang einer staatlichen Universität samt Anspruch auf staatlich anerkannte Professur durchsetzen konnte. Carl Grünberg, der bekannte Begründer des Austromarxismus, wurde zum ersten Leiter des Instituts bestellt. Er bemühte sich, den dringenden Wünschen des Marx-Engels-Instituts aus Moskau nachzukommen, um den bolschewistischen Genossen Zugang zum Nachlass von Marx und Engels, der sich zu jener Zeit noch ausschließlich in Deutschland befand, zu ermöglichen. Denn auch die Sowjets standen unter Druck, um die Ungereimtheiten zwischen den Theorien von Karl Marx und dem angewandten Leninismus kreativ zu kitten: Dazu wurden von Moskau die Kopien der Originalschriften von Marx und Engels aus Deutschland dringend benötigt.

Carl Grünberg musste nach einem Schlaganfall die Leitung des Instituts im Jahr 1929 an Max Horkheimer abtreten, der nach den behutsamen Anfängen des Instituts jetzt zur Implementierung des finalen Bildungsauftrags der Frankfurter Schule schritt. Horkheimer ließ sich diesbezüglich von den herausragenden Vordenkern der reaktionären Linken vom Schlage eines Georg Lukács und Antonio Gramsci maßgeblich leiten:

Georg Lukács (1885–1971), reicher Abkömmling aus dem Haus eines ungarischen Bankiers, dem die Zerstörung abendländischer Kultur ganz besonders am Herzen lag, konnte als ehemaliger Stellvertretender Kommissar für Kultur und Erziehung unter dem bolschewistischen Regime von Bela Kun (Geburtsname Ábel Kohn) bereits auf einschlägige Erfahrungen für Umerziehung aus dem Jahr 1919 in Ungarn zurückblicken. Seine Repressalien, die unter dem Terminus „Kultur-Terrorismus“ in die Geschichtsbücher eingingen, stellten eine Art Schocktherapie zur Werteverkehrung dar. Seine Methoden sind als die Vorläufer der „Politischen Korrektheit“ unserer Tage anzusehen. Sexualumerziehungsprogramme an Schulen unter Lukács zielten auf die Zerstörung familiärer Werte, ähnlich dem Bildungsauftrag, der erst Jahrzehnte später unter dem Begriff „Gender Mainstreaming“ (GM) auch weltweit in Erscheinung trat. Schüler wurden indoktriniert, die Autorität der Familie und Kirche in Frage zu stellen und sich auf ein Leben ohne Bindungen in Promiskuität und Perversion einzustellen. Die weiblichen Vertreter wurden gegen vermeintliche Unterdrückung durch die bewährte Ordnung und gegen das Eingehen von Familienbindungen aufgestachelt.

Nach dem Sturz des Bela Kun-Regimes im selben Jahr verschlug es Lukács nach Wien, wo er auf den kongenialen Vordenker namens Antonio Gramsci höchstpersönlich stieß. Lukács stand in Diensten des Komintern und wirkte im Jahr 1922 im Auftrag von Lenin an einem Strategieseminar des Marx-Engels-Instituts in Moskau mit, dessen Ergebnisse in den finalen Bildungsauftrag der Frankfurter Schule einfließen sollten: Die Maßnahmen sahen vor, defätistisch eingestellte Intellektuelle die abendländische Kultur pervertieren zu lassen und die Theorien von Sigmund Freud kulturfaschistisch verdreht mit denen von Karl Marx zu kreuzen, um sexuelle Verirrungen zu befördern und ein anarchistisches Klima zu schüren. Das Resultat war ganz nach dem Geschmack von Georg Lukács, dem die radikalsten Mittel gerade recht erschienen, solange sie maximalen Effekt, das heißt die vollständige Zerstörung der abendländischen Kultur versprachen.

In seinem Buch Geschichte und Klassenbewusstsein unterstreicht Lukács die Wichtigkeit einer kulturellen Revolution: „Eine Werteumkehr im globalen Maßstab bedarf zuerst der Vernichtung der alten Werte und Schaffung der neuen durch Revolutionäre“. Er forderte absolute Kompromiss- und Skrupellosigkeit im Kampf gegen religiöse oder christliche Werte und eine Absage an jede Moral. Für Lukács zählte, frei nach Nietzsche, das Recht des Stärkeren. Der Zweck „Kulturzerstörung“ heiligte für ihn jedes Mittel. Er schrieb:

„Die Preisgabe der Einzigartigkeit der Seele löst das Problem, um die diabolischen Kräfte freizusetzen, welche in all der benötigten Gewalt verborgen liegen, um eine Revolution zu entfachen… Jede politische Bewegung, welche imstande ist den Bolschewismus in den Westen zu bringen hat ‚dämonisch‘ zu sein“. Darüber stand sein Leitsatz, der lautete: „Die Frage ist: Wer befreit uns vom Joch der westlichen Kultur?“

Lukács schlug im Vorfeld zur Gründung der Frankfurter Schule vor, „Kultur Pessimismus“ in den Bildungsauftrag des Instituts aufnehmen zu lassen, um Hoffnungslosigkeit und Entfremdung in der Gesellschaft und revolutionäre Stimmungen unter den Massen anzuheizen. Die „dämonischen“ Ratschläge eines Georg Lukács sollten nicht unerhört bleiben und vom IfS unter Horkheimer schon bald ihre Umsetzung erfahren.

Antonio Francesco Gramsci (1891–1937) – Autor, Politiker und Gründungsmitglied der Kommunistischen Partei Italiens – gilt als einer der bedeutendsten Ideologen marxistischer Theorien, der seine Arbeiten als „Kritische Theorie“ verstand. Auf Gramsci geht die bekannte Parole der 68er Bewegung zurück, welche zum „Marsch durch die Institutionen“ aufruft,  um im Nachgang die abendländische Kultur auf den Kopf zu stellen. Nach einem Aufenthalt in der Sowjetunion wurde Gramsci schnell klar, dass die höher industrialisierten Gesellschaften Mitteleuropas im Vergleich zu Russland verfeinerter Methoden bedurften. Gramsci erkannte, dass die breite Bevölkerung der Kultur ihrer Vorfahren und den religiösen Werten der Kirche noch zu stark verhaftet geblieben war, wogegen er eine sogenannte „kulturelle Hegemonie“ verordnete, um solcherart die vom Volk als natürlich empfundenen Traditionen und Normen endgültig auszulöschen. Gramsci forderte, alle wichtigen Kultur- und Bildungseinrichtungen sowie alle wichtigen Medien mit linken Intellektuellen besetzen und darüber die Massen indoktrinieren zu lassen. Schulen und Universitäten sowie Massenmedien und Kunst hätten das alte Denken durch das neue, revolutionäre Gedankengut zu ersetzen. Gramsci schrieb:

„Sozialismus ist exakt die Religion, die das Christentum überwältigen muss… in der neuen Ordnung,  wird der Sozialismus triumphieren und über Schulen, Universitäten, Kirchen und die Medien zuerst die Kultur okkupieren und dann das Bewusstsein der Gesellschaft transformieren.“

Im Gegensatz zu Marx und Lenin, die Kultur im Vergleich zur Wirtschaft und Politik als nur untergeordnet erachteten, war Gramsci der Meinung, dass wirtschaftliche und politische Macht nur über eine umfassende kulturelle Unterwanderung langfristig zu sichern sei.

Antonio Gramscis Leben endete tragisch, nachdem er im Jahr 1926 verhaftet und vor ein Gericht gestellt wurde. Sein Richter forderte: „Wir müssen dieses Hirn für 20 Jahre abschalten zu funktionieren“, was Gramsci jedoch nicht daran hindern sollte, vom Gefängnis aus 30 Notizbücher und über 3000 Seiten mit italienischer Geschichte, diversen philosophischen Themen sowie seinen Kritischen Theorien zu füllen, die als Gefängnis-Notizbücher Bekanntheit erlangten. Schwerste gesundheitliche Komplikationen führten zu Gramscis vorzeitiger Entlassung, die er 46-jährig jedoch nur wenige Tage überlebte.

Fortsetzung folgt:

Der Zivilfaschismus der Frankfurter Schule – Teil 3

- „Kulturmarxismus oder Kulturfaschismus?“ – das ist die Frage

- Die Zivilen Faschisten: Die Totengräber des Abendlandes

Zum Autor: Friedrich P. Ost ist diplomierter Wirtschaftsexperte und beschäftigt sich mit Fragen der Politik und Zeitgeschichte. Er ist Autor zahlreicher Publikationen und Analysen über globale Entwicklungen, Hintergründe sowie politische Trends.

Quelle: Unser Mitteleuropa von Friedrich P. Ost

Videos
Daniel Mantey Bild: Hertwelle432
"MANTEY halb 8" deckt auf - Wer steuert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk?
Mantey halb 8 - Logo des Sendeformates
"MANTEY halb 8": Enthüllungen zu Medienverantwortung und Turcks Überraschungen bei und Energiewende-Renditen!
Termine
Newsletter
Wollen Sie unsere Nachrichten täglich kompakt und kostenlos per Mail? Dann tragen Sie sich hier ein:
Schreiben Sie bitte yang in folgendes Feld um den Spam-Filter zu umgehen

Anzeige