Nach Nato-Einsatz: „Dass es keinen chemischen Krieg gab, ist Lüge“
Archivmeldung vom 17.04.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn ihrem Krieg gegen Jugoslawien im Jahr 1999 hat die Nato Uran- und Streumunition eingesetzt, aber auch chemische Verseuchung bewusst verursacht. Das behauptete der serbische Journalist Milovan Drecun. Heute veröffentlichte Radio "Stimme Russlands" neue Auszüge aus dem Balkan-Tagebuch eines russischen Journalisten.
In einem weiteren Beitrag von Konstantin Katschalin heißt es: "Milovan Drecun sagte mir im Jahr 1999, die Nato-Luftangriffe auf Jugoslawien seien für ihn keine Überraschung gewesen. Zwei Wochen vor dem Beginn der Nato-Operation Merciful Angel war er als Reporter des jugoslawischen Fernsehens ins Kosovo gefahren:
Am 24. März war ich in Pristina. Als um 20.00 Uhr die ersten Luftangriffe begannen, stand ich auf der Straße. Eine Flügelrakete flog in Richtung des Pristina-Militärkorps. Man wollte den Flugplatz Slatina mit Raketen zerstören. Bisher wissen wir nicht, welche konkreten Waffen die Nato in jenem Krieg gegen uns einsetzte. Es gibt nirgendwo Angaben dazu, in Brüssel wird darüber überhaupt nicht gesprochen. Das US-Kommando hat die internationale Öffentlichkeit nie darüber informiert, welche Tomahawk-Raketen, Vakuumbomben und Streumunition drei Monate lang auf Menschen, Industrie- und strategische Anlagen abgeworfen wurden.
Kamen auch völkerrechtlich geächtete Waffen zum Einsatz?
Ich weiß genau, dass Bomben mit abgereichertem Uran in jenem Krieg oft zum Einsatz kamen. A10-Flugzeuge waren mit dieser Munition ausgestattet. Jede Bombe hat einen 210 Gramm schweren Kern, damit bekämpft man gegnerische gepanzerte Kampffahrzeuge. Im Kosovo wurde Streumunition ständig eingesetzt – sie haben hohe tödliche Wirkung gegen Menschen. Es gab zwar keinen direkten Einsatz chemischer Waffen. Die Nato zerstörte aber absichtlich Transformatorenstationen, die viel Perylen enthielten. Nach den Nato-Luftangriffen geriet diese chemische Verbindung in den Boden und ins Wasser. Dies hat der Umwelt schwer geschadet.
Gibt es Angaben zur Erkrankungsraten im Zusammenhang mit jenen Angriffen?
Der Anteil krebskranker Kinder ist im Kosovo und Metochien drastisch gestiegen. Dann gab es italienische und US-Soldaten, die an einer „unbekannten“ Krankheit litten. All diese Soldaten wurden aus dem Kosovo sofort abtransportiert. Soviel ich weiß, gab es in den USA einen Gerichtsprozess in diesem Zusammenhanf. Einige Ex-Angehörige der KFOR-Truppe verklagten die US-Regierung. Riesige Entschädigungssummen für Soldaten wurden prognostiziert – man sagte, die US-Regierung werde im Fall ihrer gerichtlichen Niederlage einfach nicht genug Geld auftreiben können. Dann wurde die Sache heruntergespielt, es kam zu einem Prozessvergleich und alles geriet in Vergessenheit. Unsere Soldaten und Offiziere, die im Pristina-Korps gekämpft hatten, starben einige Jahre später an Blut-, Lungen- und Gehirnkrebs. In der Stadt Aleksinac gab es besonders viele betroffene Zivilisten, dort wurden zivile Anlagen absichtlich bombardiert. Gehirnkrebs-Erkrankungen haben sich dort vervielfacht. Leider gibt es keine konkrete Analyse und Statistik zu diesen Erkrankungen in Serbien. Der Zynismus des damaligen Nato-Generalsekretärs George Robertson ist offensichtlich. Als ein serbischer Journalist sagte, dass Menschen aus Serbien eine Klage gegen die Nato beim Jugoslawien-Tribunal in Den Haag einreichen wollen, antwortete Robertson: „Sie haben doch keine medizinischen Belege dafür, dass man nach dem Nato-Einsatz krank wurde“. Ich kann genau bestätigen, dass abgereichertes Uran im Kosovo und Metochien eingesetzt wurde. Ich habe persönlich gesehen, wie Zivilisten beschossen und Anlagen mit gefährlichen Chemikalien zerstört wurden. Zu allen Behauptungen der Nato-Führung, wonach man in Serbien nichts Geächtetes eingesetzt und keinen chemischen Krieg gegen uns geführt habe, kann ich nur eins sagen: Das ist eine Lüge.
Wurde in den USA versucht, die Wahrheit über die Ereignisse im Balkan zu erzählen?
Nach der Nato-Aggression wurde im US-Kongress eine Kommission eingesetzt, um ökologische Schäden in Serbien einzuschätzen. In jenen Dokumenten wurden Pancevo, Novi Sad, Belgrad, Kragujevac als meist verseuchte Städte eingestuft. Es gab aber Meldungen, dass das Pentagon den Kongressabgeordneten keine genauen Informationen zum Thema gewähren will. Das heißt, die Situation war sogar dramatischer als wir vermuteten. Pancevo, wo es eine Stickstoff-Produktion gab, wurde ständig bombardiert. In dieser Stadt kam es nach dem Krieg noch lange zu sauren Niederschlägen. In Kragujevac, dem Zentrum der serbischen Rüstungsindustrie, waren ökologische Konsequenzen sehr auffallend. In der Stadt Vranje nahe Mazedonien gilt Wasser als verseucht nach jenen Bombenangriffen."
Quelle: Text Konstantin Katschalin - „Stimme Russlands"