Der Siebenschläfertag: Eine jahrhundertealte Geschichte voller Irrtümer
Archivmeldung vom 23.06.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.06.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Jens BrehlWird es regnen oder wird es nicht regnen? Am 27. Juni achten besonders viele auf die Erscheinungen am Himmel: Denn am Siebenschläfertag entscheidet sich nach alter Bauernregel das Sommerwetter. Der Siebenschläfer, das kleine eichhörnchenähnliche Tier, hat allerdings mit der Namensgebung für diesen Tag nichts zu tun, auch wenn das viele Menschen meinen.
Der
Name für diesen Tag leitet sich von der Legende der sieben schlafenden Brüder
ab, die als Christen im alten Rom des 3. Jahrhunderts verfolgt wurden und in
einer Höhle eingemauert 195 Jahre lang schliefen. Aber nicht nur der
Namensursprung sorgt für Verwirrung. Auch der Siebenschläfertag selber unterliegt
einem Irrtum, er ist das Ergebnis eines Rechenfehlers. Mit der gregorianischen
Kalenderreform im Jahre 1582 wurden nämlich zehn Tage ersatzlos gestrichen. Das
Datum für den Siebenschläfertag, das bei den Bauern schon viel früher bekannt
war, wurde aber nicht geändert. In den Himmel nach dem Wetter zu schauen für
die Sommerwetterprognosen wäre demnach eigentlich erst am 7. Juli angebracht.
Dem
Siebenschläfer (Glis glis) ist das
alles völlig gleichgültig – denn diese Tierart ist im Norden Deutschlands
inzwischen vom Aussterben bedroht und wurde deshalb im Jahr 2004 zum „Tier des
Jahres“ gewählt. Das nur ungefähr 15 Zentimeter lange und 100 Gramm schwere Tier
mit einem grauen Körper und buschigen Schwanz gehört zu den geschützten Arten
in Deutschland.
Der Name Siebenschläfer stammt von dem rund siebenmonatigen Winterschlaf, den der gefräßige und nachtaktive Nager aus der Familie der Bilche von Anfang Oktober bis Anfang Mai hält. Siebenschläfer bevorzugen großflächige Laub- und Mischwälder in tiefen und mittleren Höhenlagen mit alten Eichen und Buchen. Auch in der Nähe von menschlichen Siedlungen wie Streuobstwiesen und Scheunen, die ihnen Unterschlupfhöhlen oder -löcher zum Schlafen und Schutz sowie dem klettereifrigen Tier viel Unterhaltung bieten, leben sie gern. Doch diese Lebensräume fehlen heute zunehmend, der Bestand des Schläfers ist deshalb stark zurückgegangen.
Quelle: Pressemitteilung Deutsche Wildtierstiftung