Neu entdeckte Königsinschrift des Nabonid von Babylon in Tayma (Saudi-Arabien)
Archivmeldung vom 07.04.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn der Oase Tayma (Saudi-Arabien) wurde bei Ausgrabungen der Orient-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts und der Allgemeinen Kommission für Tourismus und Antikenwesen des Königreichs Saudi-Arabien ein weiterer Keilschrifttext entdeckt.
Dieser nennt erstmals den Namen des letzten babylonischen Königs Nabu-na'id (556-539 v. Chr.), wie der Assyriologe Dr. Hanspeter Schaudig (Universität Heidelberg) mitteilt, der den Text bearbeitet. Gefunden wurde das Sandsteinfragment in der Nähe eines Tempels. Das neue Textfragment fügt sich mit einem im Jahre 2006 entdeckten Stück zusammen, das wegen seiner flachen kreisrunden Form und der Nennung des Wortes für "Statue/Bildnis" vor dem Königsnamen als Basis für eine Stele gedient haben könnte.
In vorausgehenden Grabungskampagnen wurden bisher drei Keilschrifttextfragmente entdeckt sowie eine Stele mesopotamischen Typs mit einer Königsfigur vor drei Astralsymbolen (Mondsichel/-scheibe, Sonne und Stern). Text und Darstellung der Stele sind eindeutig Nabonid zuzuweisen, jedoch war der Name des Königs nicht erhalten.
Die Stele war bis vor kurzem in der Babylon-Ausstellung im Pariser Musée du Louvre, dem Vorderasiatischen Museum in Berlin und dem British Museum in London zu sehen und kehrt in Kürze in das archäologische Museum von Tayma zurück.
Wie der Projektleiter, Professor Ricardo Eichmann, erklärt, wurden in der näheren Umgebung der Oase Tayma in früheren Jahren mehrere frühnordwestarabische Felsinschriften in taymanitischer / thamudischer Schrift entdeckt, die - zumeist an früheren Wasserstellen lokalisiert - ebenfalls "Nabonid, König von Babylon / NBND MLK BBL" nennen.
Der letzte König Babylons nahm für zehn Jahre seiner Regierungszeit seine Residenz in Tayma und dürfte dabei über die gesamte Region Kontrolle ausgeübt haben. Abgesehen von der Stele und den Textfunden gibt es bislang keine weiteren archäologischen Hinweise auf die Präsenz von Nabonid in Tayma.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft e.V.