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Der dramatische Todeskamp der "Titanic

Archivmeldung vom 23.03.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.03.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Die Titanic am 10. April 1912.
Die Titanic am 10. April 1912.

Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Vor 100 Jahren sank die "Titanic" und riss rund 1500 Menschen in den Tod - jetzt hat eine Expertenkommission um den Filmemacher James Cameron erstmals den tatsächlichen Hergang der Katastrophe rekonstruiert: Das Schiff ist nicht wie häufig beschrieben gleitend im Ozean versunken, sondern musste einen grausamen Todeskampf durchleiden. Das belegen auch neue Aufnahmen des Wracks der "Titanic", die bei einer aufwendigen Expedition mit ultramodernen Tauchrobotern in knapp 4000 Meter Tiefe entstanden sind und die NATIONAL GEOGAPHIC DEUTSCHLAND exklusiv in der ab heute erhältlichen April-Ausgabe zeigt.

Nach Ansicht der Expertenkommission schlitzte der Eisberg, mit dem die "Titanic" am 14. April 1912 um 23.40 Uhr kollidierte, den Rumpf an Steuerbord auf und legte die sechs vorderen wasserdichten Abteilungen frei. Bereits zu diesem Zeitpunkt war klar, dass die "Titanic" sinken würde. Der Untergang wurde aber vermutlich noch beschleunigt, als Besatzungsmitglieder eine Gangway-Tür an der Backbordseite öffneten, damit Menschen von einer unteren Ebene in ein Rettungsboot steigen konnten. Um 1.50 Uhr hatte sich der Bug so weit gesenkt, dass Meerwasser durch die Öffnung strömte. Um 2.28 Uhr war der Bug mit Wasser gefüllt und das Heck ragte so weit in die Luft, dass sogar die Schiffsschrauben freilagen. Auf der Schiffsmitte lasteten extreme Kräfte, die dazu führten, dass die "Titanic" noch an der Wasseroberfläche auseinanderbrach. Vom Heck abgetrennt, schoss daraufhin das Vorschiff in einem steilen Winkel auf den Meeresboden zu. Es gewann im Sinken immer mehr an Tempo, Teile rissen ab, Schornsteine knickten, und die Brücke zerbarst. Nach etwa fünf Minuten unaufhaltsamer Sturzfahrt, bohrte sich das Vorschiff mit solcher Wucht in den Grund, dass die wellenförmigen Auswurfmuster noch heute im Sediment erkennbar sind. Das trägere Heck dagegen drehte sich nach dem Abriss des Vorschiffs fast in die Vertikale und trudelte in Spiralen in die Tiefe. Ein großer vorderer Teil, durch den Bruch an der Oberfläche geschwächt, löste sich vollständig auf und schleuderte seinen Inhalt in den Abgrund. Kabinen zerbarsten, Decks wurden wie Stapel von Pfannkuchen zusammengedrückt, sehr schwere Teile wie die Kessel fielen senkrecht in die Tiefe, während andere wie Frisbees fortgewirbelt wurden. Als das Heck rund 600 Meter entfernt vom Vorderdeck auf dem Meeresboden aufschlug, hatte es seine Form weitgehend verloren. Die Analyse dieses deformierten Stahlhaufens ist selbst für erfahrene Experten eine große Herausforderung.

Die Erkenntnisse der Expertenkommission um den Forscher und Filmemacher James Cameron - der mit "Titanic" nicht nur einen der erfolgreichsten Filme aller Zeiten schuf, sondern damit auch seine Tauch-Expeditionen finanzierte - stützen sich auf viele Jahre genauer Analyse des Wracks, auf Erkenntnisse der modernen Schiffbautechnologie und vor allem auf die neuen Bilder, die bei einer aufwendigen Tauchroboter-Expedition im Jahr 2010 entstanden sind. Diese Roboter waren mit Vermessungsanlagen und hochauflösenden Kameras ausgerüstet und erbrachten Tausende neuer Fotos. Diese Bilder wurden mit innovativen graphischen Methoden zu einer Gesamtaufnahme zusammengesetzt und zusätzlich mit einer Geocodierung versehen.

Die Großaufnahme, die auf den ersten Blick einer Mondlandschaft ähnelt, zeigt erstmals das gesamte Wrack, das auf einer Fläche von vier Quadratkilometern verstreut auf dem Meeresgrund vor Neufundland liegt. Beim Heranzoomen werden viele einzelne Schiffsteile wie Poller, Davits für die Rettungsboote, Kessel und viele weitere Details sichtbar.

Neben der Titelgeschichte über den dramatischen Todeskampf der "Titanic" berichtet James Cameron in NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND, warum es ihn magisch zu ihrem Wrack zieht, und auf dem Poster "Grab der Titanic" zeigen Sonaraufnahmen und ein großes Mosaik aus zusammengesetzten Fotos die genaue Lage des Wracks am Meeresboden.

Quelle: Gruner+Jahr, National Geographic (ots)

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