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Das Rätsel des bronzezeitlichen Zinns

Archivmeldung vom 16.09.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.09.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Ein Teil der untersuchten Zinnbarren aus dem Meer vor der Küste Israels (ca. 1300 bis 1200 vor Christus)
Quelle: Foto: Ehud Galili (idw)
Ein Teil der untersuchten Zinnbarren aus dem Meer vor der Küste Israels (ca. 1300 bis 1200 vor Christus) Quelle: Foto: Ehud Galili (idw)

Die Herkunft des Zinns in der Bronzezeit ist seit langem eines der größten Rätsel der archäologischen Forschung. Jetzt haben es Forscher der Universität Heidelberg und des Curt-Engelhorn-Zentrums Archäometrie in Mannheim teilweise gelöst: Sie konnten nachweisen, dass das bei archäologischen Untersuchungen in Israel, der Türkei sowie Griechenland gefundene Zinn in Form von Barren nicht, wie bislang angenommen, aus Zentralasien stammt, sondern aus europäischen Zinnlagerstätten.

Zinnvorkommen auf dem eurasischen Kontinent und Verbreitung von Zinnfunden im Untersuchungsgebiet aus der Zeit von 2500 bis 1000 vor Christus
Quelle: Quelle: Berger et al. 2019 (Bearbeitung Daniel Berger) (idw)
Zinnvorkommen auf dem eurasischen Kontinent und Verbreitung von Zinnfunden im Untersuchungsgebiet aus der Zeit von 2500 bis 1000 vor Christus Quelle: Quelle: Berger et al. 2019 (Bearbeitung Daniel Berger) (idw)

Die Erkenntnisse sind ein Beleg dafür, dass bereits in der Bronzezeit komplexe und weitreichende Handelssysteme zwischen Europa und dem östlichen Mittelmeerraum existiert haben müssen. Begehrte Rohstoffe wie Zinn, aber auch Bernstein, Glas oder Kupfer waren, so die Wissenschaftler, der Motor dieses frühen internationalen Handelsgeflechts.

Bereits im späten vierten und dritten Jahrtausend vor Christus wurde im Nahen Osten, Anatolien und der Ägäis Bronze – eine Legierung aus Kupfer und Zinn – gefertigt. Das Wissen um die Herstellung hatte sich schnell über weite Teile der alten Welt verbreitet. „Bronze diente zur Herstellung von Waffen, Schmuck und Gebrauchsgegenständen aller Art und gab deshalb zu Recht einer ganzen Epoche ihren Namen. Die Herkunft des Zinns stellt dabei seit langem ein Rätsel der archäologischen Forschung dar“, erläutert Prof. Dr. Ernst Pernicka, bis zu seiner Emeritierung Wissenschaftler am Institut für Geowissenschaften der Universität Heidelberg und zugleich am Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie tätig. „Zinnvorkommen und Zinnlagerstätten sind in Europa und Asien selten. Der östliche Mittelmeerraum, aus dem ein Teil der von uns untersuchten Objekte stammt, verfügte über so gut wie keine eigenen Lagerstätten. Der Rohstoff musste daher in dieser Region importiert werden“, so der Forscher.

Barren als Handelsform von Metallen sind für die Wissenschaft von besonderem Wert, da damit Herkunftsfragen gezielt angegangen werden können. Das Heidelberg-Mannheimer Forschungsteam um Prof. Pernicka und Dr. Daniel Berger hat die Zinnbarren aus der Türkei, Israel und Griechenland mittels Blei- und Zinnisotopie sowie der Spurenelementanalyse untersucht. Damit konnten sie zeigen, dass dieses Zinn tatsächlich aus europäischen Zinnlagerstätten stammt. Im Fall der israelischen Fundobjekte etwa gibt es große Übereinstimmungen mit Zinn aus Cornwall und Devon (Großbritannien). „Mit diesen Ergebnissen ist die Herkunft des Zinns nun zum ersten Mal konkreter zu fassen, woraus sich neue Erkenntnisse und Fragestellungen für die archäologische Forschung ableiten lassen“, betont Dr. Berger, der am Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie forscht.

Die Untersuchungen wurden im Rahmen des mit einem ERC Advanced Grant geförderten Forschungsprojekt „BronzeAgeTin – Tin Isotopes and the Sources of Bronze Age Tin in the Old World“ durchgeführt. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse in der Fachzeitschrift „PLoS ONE“.

Quelle: Universität Heidelberg (idw)

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