49 Meter Text aus dem Reich der Königin von Saba
Archivmeldung vom 25.10.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSonntag, 11. Dezember 2005, gegen 1.00 Uhr Ortszeit. In den Ruinen der antiken Stadt Sirwah unweit von Marib im heutigen Jemen bergen Wissenschaftler des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) einen über sieben Meter langen und mehr als sechs Tonnen schweren Kalksteinblock aus dem staubigen Boden.
Doch nicht nur die Größe und das Gewicht des Steins bringen die Archäologen
unter Leitung von Dr. Iris Gerlach zum Staunen. Vor allem die monumentale
Inschrift, die sie auf der zunächst verdeckten Seite fanden, fasziniert die
Forscher.
Sieben jeweils sieben Meter lange Zeilen aus über acht
Zentimeter großen Buchstaben in sabäischer Sprache bedecken den Stein. "Damit
handelt es sich bei diesem Fund um die bislang größte Inschrift, die bei einer
wissenschaftlichen Ausgrabung im Jemen jemals gefunden wurde", ordnet Prof. Dr.
Norbert Nebes von der Friedrich-Schiller-Universität Jena vor Ort die Bedeutung
der Entdeckung ein. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für Semitische Philologie und
Islamwissenschaft an der Jenaer Universität, dem einzigen im deutschsprachigen
Raum mit einem Forschungsschwerpunkt auf den Sprachen und Kulturen des
vorislamischen Arabien.
Dem Orientalisten von der Jenaer Universität ist
es nun nicht nur gelungen, den Text der Inschrift zu übersetzen, sondern auch
ihre Entstehungszeit zu datieren. "Wir haben die älteste datierbare Inschrift
aus Südarabien und von der Arabischen Halbinsel gefunden", so Nebes, der die
Abfassungszeit der Monumentalinschrift um das Jahr 715 v. Chr.
ansetzt.
Die Inschrift enthält den Tatenbericht eines in Südarabien bis
vor kurzem unbekannten sabäischen Herrschers mit Namen Yitha'amar Watar. "Dieser
Herrscher taucht ein weiteres Mal in den Annalen des assyrischen Königs Sargon
II. auf, was die Datierung wesentlich unterstützte", erklärt Prof. Nebes. Der
diplomatische Kontakt des sabäischen Herrschers mit dem assyrischen König
bezeuge die besondere Rolle, die die Sabäer zu dieser Zeit auf der
Weihrauchstraße spielten. In der Inschrift schildert Yitha'amar seine Kriegszüge
im südarabischen Raum, die sich gegen die Nachbarn der Sabäer im Süden, Südosten
und Nordwesten richten. "Durch diese Territorien verlief die Weihrauchstraße",
erklärt Prof. Nebes, für den die Absicht hinter den Kriegszügen des sabäischen
Herrschers klar ist: Durch die Kontrolle dieser Gebiete wollte Yitha'amar den
Verlauf der Weihrauchstraße über die Hauptstadt Marib sichern und damit deren
Wohlstand garantieren. Die Weihrauchstraße verband damals Südarabien mit dem
Mittelmeer und dem Zweistromland. Der Handel mit Weihrauch und anderen in der
Antike hochbegehrten Aromata bescherte den Sabäern sagenhaften Reichtum.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.