Philipp von Hessen: Der liebestolle Landgraf
Archivmeldung vom 20.05.2023
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićHeiraten wie im Orient? Zwei Ehen gleichzeitig? Ein Protestanten-Führer wollte dies von Luther legitimieren lassen – und führte als Präzedenzfall eine Legende an. Dies berichtet das COMPACT-Geschichte Magazin.
Weiter heißt es darin: "In unserer neuen Geschichtsausgabe „Verschwörung und Skandale – Mätressen, Morde, Machteliten“ von Jan von Flocken gibt es auch einen Beitrag über den hessischen Landgrafen Philipp den Großmütigen. In anderen Dokumentationen zu unserer Geschichte bleibt er leider oftmals unerwähnt. Historiker von Flocken ruft ihn und seine höchst ungewöhnliche Bitte an den Reformator Martin Luther wieder in Erinnerung.
Philipp von Hessen war ein sehr vermögender Reichsfürst und zählte seit 1524 gemeinsam mit dem Kurfürsten von Sachsen zu den bedeutendsten politischen Stützen der Reformation. In Marburg gründete er 1527 die erste evangelische Universität Deutschlands und erhielt wegen seines streitbaren Vorgehens gegen den katholischen Kaiser den Beinamen „Magnanimus“ (der Hochsinnige oder auch Großmütige).
Seine 1523 angetraute Gemahlin Christine, eine sächsische Prinzessin, gebar ihm sieben Kinder. 16 Jahre lebten die Eheleute in Eintracht, dann verliebte sich Philipp unsterblich in die erst 17-jährige Margarethe von der Saale (auch „von der Saell“ geschrieben). Sie entstammte dem sächsischen Kleinadel und war seit Kurzem Edelfräulein – also Hofdame – von Elisabeth, der Schwester des Landgrafen.
Wochenlang verhandelte der Hesse mit Margarethes Mutter, der Witwe Anna von der Saale, über die Möglichkeit, ihre Tochter zu heiraten. Anna machte zur Bedingung, dass prominente Trauzeugen anwesend wären, um sicherzustellen, dass eine vollgültige Eheschließung stattfand. Margarethe sollte Philipps Ehefrau und nicht nur seine Konkubine (Beischläferin) werden. Der liebestolle Landgraf stimmte zu.
In einem Schreiben an Luther wollte sich Philipp seine Ménage-à-trois legitimieren lassen und führte dabei mehrere Zitate aus dem Alten Testament an, wo öfter von Bigamie und Vielweiberei die Rede ist. Sein gewichtigstes Argument präsentierte er zum Schluss: die Legende des Grafen von Gleichen. Doch das hatte einen entscheidenden Haken…
Unsere aus Hessen stammende Kulturredakteurin Dr. Stephanie Elsässer hat sich am Schauplatz des damaligen Skandals umgesehen – und sich auf die Spur Philipp des Großmütigen begeben. Ihren Bericht sehen Sie in dem Video oben.
Spannend wie ein Krimi – und reichlich pikant: In COMPACT-Geschichte „Verschwörung und Skandale – Mätressen, Morde, Machteliten“ erfahren Sie unter anderem die Hintergründe des des Justizmordes an Agnes Bernauer 1435 oder der Hinrichtung von „Jud Süß“ 1738. Lesen Sie, wie bunt es die Gräfin Cosel trieb und wem die Tänzerin Lola Montez den Kopf verdrehte. Wie starb Bayerns Märchenkönig Ludwig II. wirklich? Wieso machte der erste Verfassungsschutz-Chef Otto John 1954 in die DDR rüber – und warum kam er dann plötzlich wieder zurück? Diese und weitere Fragen werden in COMPACT-Geschichte „Verschwörung und Skandale“ beantwortet. Eine Kriminalgeschichte aus 1.000 Jahren deutscher Geschichte. Hier bestellen.
Quelle: COMPACTGeschichte