Die mittelalterlichen Handschriften der Universitätsbibliothek Augsburg
Archivmeldung vom 18.11.2014
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtMit dem fünften und letzten, soeben erschienenen Katalogband liegen nunmehr auf 2800 Druckseiten mehr als 650 detaillierte Handschriftenbeschreibungen als Ergebnis eines knapp drei Jahrzehnte währenden DFG-Projekts vor.
Soeben erschienen ist der letzte Katalog der mittelalterlichen lateinischen Handschriften der Universitätsbibliothek Augsburg. Er bringt mit der Beschreibung von 26 Zimelien und 42 Texthandschriften im Oktavformat die handschriftenkundliche und inhaltliche Erschließung aller lateinischen und deutschen mittelalterlichen Handschriften der Sammlung Oettingen-Wallerstein in der Universitätsbibliothek Augsburg zum Abschluss. Für alle diese mittelalterlichen Manuskripte liegen damit umfangreiche, wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Beschreibungen vor, die nach den Richtlinien und mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erstellt wurden.
Mit der Neuerscheinung geht ein 1985 begonnenes Langzeitprojekt zu Ende, das über den gesamten Zeitraum hinweg kontinuierlich von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit Personalmitteln gefördert wurde. Insgesamt fünf Katalogbände mit 654 detaillierten Handschriftenbeschreibungen auf 2792 Druckseiten machen dieses reiche Quellenmaterial jetzt erstmals vollständig für die geisteswissenschaftliche Forschung wahrnehmbar und zugänglich.
Handschriften aus acht Jahrhunderten
Die Gruppe der deutschen Handschriften umfasst 194 Manuskripte, die in der Zeit zwischen dem 11. und dem beginnenden 16. Jahrhundert geschrieben wurden. Das Corpus der lateinischen Handschriften zählt 460 Handschriften aus der Zeitspanne zwischen dem frühen 8. Jahrhundert und dem frühen 16. Jahrhundert. Viele der Handschriften sind im Raum zwischen Köln und dem Bodensee, zwischen Erfurt und Innsbruck sowie zwischen Prag und Wien entstanden. Daneben finden sich aber auch zahlreiche Manuskripte englischer, spanischer, französischer, flandrischer und italienischer Provenienz. Ältestes und zugleich wertvollstes Stück ist ein Evangeliar, das um 710 im Kloster Echternach im insularen Stil von irischen Mönchen geschrieben und illuminiert wurde. Die schon wenig später mit einem Metallgriffel ins Pergament eingeritzten althochdeutschen Glossen gelten als früheste bekannte Aufzeichnungen der deutschen Sprache.
Bibliophile Sammler: Die Fürsten von Oettingen-Wallerstein
Den Grundstock dieser Handschriftensammlung bildet die Bibliothek der Fürsten von Oettingen-Wallerstein, deren Anfänge sich bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen lassen. Als bibliophile Sammler sind dabei vor allem Fürst Kraft Ernst (1748-1802) und dessen Sohn Ludwig (1791-1870) hervorgetreten. Die Sammlung wurde erheblich erweitert, als dem Fürstenhaus 1802/03 die Besitzungen mehrerer schwäbischer Klöster und damit auch deren Bibliotheken zufielen. Die Bibliotheken der Benediktiner in Füssen (St. Mang), Donauwörth (Hl. Kreuz) und Mönchsdeggingen im Ries (St. Martin) sowie der Zisterzienserinnen in Kirchheim im Ries (Mariä Himmelfahrt) und des Birgittenordens in Maihingen im Ries (Maria Mai) wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts in den Räumen des Klosters Maihingen mit der fürstlichen Sammlung vereinigt und aufgestellt; seit Ende 1945 wurde die Sammlung dann auf Schloss Harburg im Ries aufbewahrt. 1980 wurde die gesamte fürstliche Bibliothek unter Einschluss der Handschriften für 40 Millionen Deutsche Mark durch den Freistaat Bayern erworben und der Universitätsbibliothek Augsburg zugewiesen.
Handschriften online
Vollständige Digitalisate von 50 Handschriften der Sammlung Oettingen-Wallerstein stehen bereits über die im Aufbau befindlichen Digitalen Sammlungen der Universitätsbibliothek Augsburg online zur Verfügung.
Quelle: Universität Augsburg