Zerstörte eine Klimakatastrophe das Königreich von Angkor?
Archivmeldung vom 26.06.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Stadt Angkor in Kambodscha ist vor etwa 600 Jahren offenbar Opfer eines Klimawandels geworden. Damit hat die Kultur der Khmer ein ähnliches Schicksal erlitten wie einige Jahrhunderte zuvor die Maya in Mexiko und Mittelamerika.
Das Reich der Khmer bestand etwa vom 9. bis zum 15. Jahrhundert und beherrschte weite Teile Südostasiens. Rund 750 000 Einwohner lebten in der Hauptstadt Angkor, deren damalige Fläche etwa so weitläufig war wie die des heutigen Berlin. Angkor Wat, die größte Tempelanlage der Welt, zeugt noch heute vom Wohlstand dieser Metropole. Die Stärke dieser Kultur gründete vor allem auf einem ausgeklügelten Wassersystem: Die Ingenieure der Khmer verstanden es, die saisonalen Überschwemmungen Südostasiens zu regulieren und für die Landwirtschaft zu nutzen. So sicherten sie ihre Zivilisation gegen Klimaschwankungen. Aber dieses Bewässerungssystem war anfällig für Überflutungen, und die Dämme mussten offenbar ständig ausgebessert werden. Aktuelle Untersuchungen der Ringmuster von bis zu 900 Jahre alten Teakbäumen und Fujian-Zypressen zeigen, dass es zwischen 1362 und 1392 sowie von 1414 bis 1440 zahlreiche Dürreperioden in Südostasien gegeben hat; der Monsun war schwach, verspätet, oder er blieb ganz aus. In anderen Jahren wurde die Region dagegen von Megamonsunen heimgesucht. Die langen Trockenperioden, unterbrochen von sintflutartigen Regenfällen, dürften das Kanalsystem ruiniert haben: Irgendwann konnten die Dämme den überdimensionalen Wassermassen nicht mehr standhalten - und das Königreich zerfiel.
Erforscht wird das Wassermanagement der Khmer vom "Greater Angkor Project" (GAP). Die Wissenschaftler können dank der "Open Initiative" des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und der Unesco auch auf Bilder des Satelliten TerraSAR-x zugreifen. Diese machen in Verbindung mit Luftbildern und Radaraufnahmen, in denen Strukturen im Untergrund abgebildet werden, die großen Kanalnetze und andere Strukturen zur Wasserversorgung sichtbar.
Quelle: NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND