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Sterndeutung als Mittel politischer Propaganda

Archivmeldung vom 25.08.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.08.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Bei einem Ereignis wie der bevorstehenden Bundestagswahl schlachten die Parteien gerne Umfragewerte aus, um ihre eigenen Anhänger zu motivieren. Auch vor vielen hundert Jahren sind Vorhersagen über die Zukunft bereits als Propagandamittel genutzt worden. So prophezeiten die Perser mit Hilfe der Sterne das Ende arabischer Vorherrschaft.

Professor Dr. Eva Orthmann vom Institut für Orient- und Islamwissenschaften der Universität Bonn untersucht zu diesem Thema historische Texte aus der Islamischen Welt. Die Konkurrenz mit allen Mitteln schlecht zu machen, war auch schon in früheren Zeiten üblich: So haben sich die Perser bereits im 8. und 9. Jahrhundert die Astrologie für Propaganda-Zwecke zu Nutze gemacht. Nachdem der Iran im 7. Jahrhundert durch die Araber erobert worden war, errechneten die Perser anhand der Konstellation der Planeten Jupiter und Saturn das Ende der arabischen Herrschaft. In anti-arabischen Schriften kündigten sie die Rückkehr persischer Größe und Vorherrschaft an.

"Die Menschen schrieben den Sternen früher nicht nur eine Wirkung auf individuelle Schicksale zu", betont Professor Dr. Eva Orthmann. "Die Astrologie gab auch Aufschluss über die Zukunft politischer Systeme." Gleichzeitig diente der Blick in den Sternenhimmel der Entscheidungsfindung - etwa, um einen guten Tag für eine Schlacht zu wählen. "So konnte man als Herrscher auch ganz einfach Verantwortung abgeben", sagt Eva Orthmann. "Wenn die Schlacht verloren wurde, hatten halt die Sterne schlecht gestanden, oder der Astrologe hatte schlecht beraten." Auch hier sind gewisse Parallelen zum heutigen "Berater-Staat" nicht abzustreiten.

Die Islamwissenschaftlerin hat zahlreiche alte Texte aus der islamischen Welt untersucht. "Es ist auffällig, wie häufig in den Schriften zumindest flüchtig von Astrologen die Rede ist", betont sie. Der "Ottonormalbürger" ging damals unter anderem zum Sterndeuter, um etwas über abwesende Personen zu erfahren: Wie geht es meinem verreisten Mann? Unser Sohn ist momentan im Krieg - ist er noch gesund? "Also Fragen, für die wir heute einfach zum Telefonhörer greifen", lächelt Professor Orthmann.

Quelle: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

 

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