Freimaurerei: Carl Samuel von Brukenthal und die königliche Kunst
Archivmeldung vom 28.08.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Freimaurerei war und ist vielen ein Geheimnis. Der kluge Christian Morgenstern meinte: „Alle Geheimnisse liegen in vollkommener Offenheit vor uns. Nur wir stufen uns gegen sie ab. Es gibt kein Geheimnis an sich, es gibt nur Uneingeweihte aller Grade.“ Dies berichtet Josef Balazs im Magazin "Unser Mitteleuropa".
Weiter berichtet Balazs: "Öffnet man das erste deutsche Freimaurer-Lexikon von 1818, erfährt man gleich im Vorwort: „Was schon gedruckt worden ist, kann strenggenommen, nicht mehr für ein Geheimnis gelten. Oder soll gar nichts gedruckt werden?“ Und gerade über die Freimaurerei wurde bereits in den Anfängen alles, aber wirklich alles gedruckt. In der ersten großen Enthüllungsschrift von Samuel Prichard, „Masonry dissected“, im Jahre 1730 in London gedruckt, wurde der Welt das Ritual der free-mason „verraten“. Konsultiert man weiterhin das erste Freimaurer-Lexikon und sucht nach dem Stichwort Halle, findet man: „Joh. Loge zu den 3 goldnen Schlüsseln, gestiftet den 6. Dez. 1743 von der großen Loge zu den 3 Weltkugeln in Berlin.“
Samuel Brukenthals erster Biograph, Johann Georg Schaser, skizzierte 1848 in seinen „Denkwürdigkeiten“ die Jugendjahre des späteren Gubernators von Siebenbürgen in wenigen Sätzen: „bezog im Jahr 1743 die Universität Halle, wo er durch nicht volle zwei Jahre den juristischen Studien mit großem Fleiße oblag“. Gleich danach folgt die sinnreiche Mitteilung, die Grund für viele Spekulationen lieferte: „Hier war es auch, wo er in eine Freimaurerloge aufgenommen und auch zum Meister vom Stuhle gewählt wurde, wie dies eine in der B. Brukenthal´schen Münzsammlung befindliche Münze beweiset.“ Der zweite Brukenthal-Biograph, Georg Adolf Schuller, spricht (1967) von einer „Studentenloge“ und erwähnt in extenso die in Halle geprägte „Denkmünze“ (siehe Beitragsbild).
Kehrt man zurück zum Freimaurer-Lexikon von 1818 und vertieft sich beim Suchwort Halle, staunt man nicht wenig: „Im Jahr 1744 ließ der damalige Meister vom Stuhl, der Br. C.S. v. Br. eine Medaille prägen, auf deren erste Seite man einen gekleideten Freimaurer, an eine Weltkugel gelehnt, erblickt, welcher ein Senkblei hält, und der mit mehreren maurerischen Gerätschaften umgeben ist, mit der Umschrift: Studio sapientia silentio. Die andere Seite zeigt drei ineinander verschlungene Hände, welche den Lehr-Nähr- und Wehrstand bezeichnen; darunter die Stadt Halle. Die Umschrift ist: Et non fucata amicitia quid nobilius, und die Unterschrift: Halae MDCCXLIC d. XXIV. Jun.“
Es entsteht der begründete Verdacht, dass dem Autor dieses Lexikon-Artikels nur die Initialen des ersten Stuhlmeisters der Loge in Halle bekannt waren, der ausgeschriebene Name hingegen nicht. Nur die engsten Eingeweihten kannten die Identität des ersten Stuhlmeisters der Freimaurer-Loge in Halle. Zwanzig Jahre nach der Prägung in Halle wird das Rätsel um die geheimnisvollen Initialen auf der Hauptseite der Medaille in einer Register-Publikation gelöst. Unter dem Suchwort „Freymäurer, Free-Masons, Franc-Mason“ befindet sich die brisante Information: „hallische Loge […] der Großmeister derselben Carl Sam. von Brukenthal, ein Siebenbürger“.
Nun wusste die ganze Welt, dass Carl Samuel von Brukenthal, ein „Cibinio-Transylvanus (d. i. aus Hermannstadt in Siebenbürgen)“ seit dem 11. Mai 1743 als „Stud. jur.“, als Student der Rechte immatrikuliert in Halle, auch „Erster Meister vom Stuhl“ der neu gegründeten Freimaurer-Loge war. Brukenthal, ein Jünger der königlichen Kunst!
Abermals bemühen wir das erste deutsche Freimaurer-Lexikon, um Wesentliches zu erfahren: „Kunst oder auch königliche Kunst, ist es, Geheimnisse zu bewahren, und daher pflegt man wohl die jetzige Freimaurerei so zu nennen. […] Aber noch mehr ist es eine königliche Kunst, Menschen zum Guten zu führen, ohne weltliche Macht dabei anzuwenden.“
Brukenthal, der spätere Berater der Habsburger-Monarchin Maria Theresia, hat sich bemüht, den Anforderungen der hohen königlichen Kunst gerecht zu werden."
- Datenbasis: Siebenbürgische Zeitung
Quelle: Unser Mitteleuropa