Neue geologische Analyse untermauert Wahrscheinlichkeit, dass das Grab von Jesus gefunden wurde
Archivmeldung vom 15.04.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEine vor kurzem abgeschlossene Studie eines israelischen Geologen hat die Wahrscheinlichkeit wesentlich untermauert, dass ein antikes Grab am Stadtrand von Jerusalem die letzte Ruhestätte von Jesus von Nazareth und seiner Familie ist. Die neuen Untersuchungsergebnisse von Dr. Aryeh Shimron knüpfen anhand seines chemischen "Fingerabdrucks" eine Verbindung zwischen einem als Ossuar bezeichneten Knochenkasten oder Beinhaus mit der Inschrift "Jakobus, Sohn des Joseph, Bruder von Jesus", und einem Grab, das in einem Rosengarten zwischen einer eher unscheinbaren Apartmentgruppe in Talpiot, einem Vorort Jerusalems, liegt. Das während der Bauphase im Jahr 1980 entdeckte Grab beherbergte eine bemerkenswerte Sammlung von Ossuarien mit verschiedenen Namensinschriften, die mit der Familie von Jesus aus dem Neuen Testament in Zusammenhang stehen.
Obwohl die Namen im Grab von Talpiot (zu denen "Jesus, Sohn des Joseph", "Maria", "Mariamene", "Yose" und weitere gehören) im Jerusalem des 1. Jahrhunderts sehr geläufig waren, ist eine mit Jesus assoziierte Namensanhäufung an einem einzigen Ort statistisch gesehen herausragend und einzigartig im Rahmen der archäologischen Beweise seines Lebens. Falls noch ein weiterer, mit der Familie des Neuen Testaments zusammenhängender Name jetzt in Talpiot zugeordnet werden kann, wird diese Entdeckung zu einem statistischen Schneeballeffekt führen und schafft nahezu Gewissheit, dass das Grab von Jesus von Nazareth gefunden wurde.
"Ich denke, dass ich wirklich überzeugende, praktisch zweifelsfreie Beweise dafür habe, dass sich das Jakobus-Ossuar den größten Teil seiner Lebensdauer, oder besser gesagt Todesdauer, im Talpiot-Grab befand", sagte Shimron der New York Times.
Dr. Shimron, ein Veteran der Geological Survey in Israel mit 25 Jahren Erfahrung, glaubt, dass das Talpiot-Grab bei einem Erdbeben im Jahr 363 A.D. mit einer Schlammschicht aus Rendzina-Boden und -Lehm überflutet wurde, so dass in dem Raum chemisch gesehen "die Zeit stehengeblieben ist". Er erläutert, dass durch das Bodenmaterial ein einzigartiger geochemischer "Fingerabdruck" eingebettet worden sei, den man jetzt - 1.652 Jahre später - zur vergleichenden Analyse verwenden könne. Shimron hat ca. 100 Abschabe- und Bodenproben aus Ossuarien getestet, die ihm die israelische Altertumsbehörde (Israel Antiquities Authority) aus 15 Gräbern im gesamten Bereich Jerusalem zur Verfügung gestellt hat, darunter auch das Talpiot-Grab. (Im ersten Jahrhundert bewahrten manche wohlhabende Familien die Gebeine von verstorbenen Familienmitgliedern in Gräbern, die aus dem weichen Kalkgestein um Jerusalem herum herausgemeißelt wurden.)
Im vergangenen Monat erhielt Shimron Zugang vom Eigentümer Oded Golan, um das Jakobus-Ossuar zu untersuchen, und so konnte er seine siebenjährigen Studien abschließen. Seine Feststellungen waren beeindruckend: von den 100 untersuchten Proben hatten nur die neun vom Talpiot-Grab und die vom Jakobus-Ossuar zueinander passende geochemische Profile, zu denen Magnesium, Silizium und Eisen gehörten. Eine Probe, die aus einem lediglich 60 Meter vom Talpiot-Grab entfernten Grab stammte, wies ein deutlich anderes Profil auf.
Shimrons Ergebnisse bestätigen auf schlüssige Weise eine 2006 veranlasste geochemische Untersuchung der Ossuarien-Patina, die der Journalist Simcha Jacobovici und der renommierte Filmemacher James Cameron durchführen ließen und in den von James Cameron produzierten Dokumentarfilm "Das Jesus-Grab" aus dem Jahr 2007 integrierten. Auf der Grundlage der Namensinschriften auf den Ossuarien zusammen mit den unterstützenden Nachweisen von Wissenschaftlern und den Evangelien selbst wird im Film die Schlussfolgerung gezogen, dass es sich bei dem von den israelischen Behörden weitgehend unbeachteten Talpiot-Grab um das Grab von Jesus und seiner Familie handelt.
Golan, ein Sammler von Artefakten, entfachte eine Debatte über die Ursprünge und Authentizität des Jakobus-Ossuars und brachte es erstmals im Jahr 2002 in den Fokus der Öffentlichkeit. 2004 wurde Golan verhaftet und beschuldigt, den letzten Teil der Inschrift auf dem Ossuar: "Bruder von Jesus." gefälscht zu haben. Nach jahrelangen Rechtsstreitigkeiten wurde Golan von einem Jerusalemer Bezirksrichter im Jahr 2012 für unschuldig befunden und das Ossuar ging wieder in seinen Besitz über, nachdem Professor Wolfgang Krumbein, ein internationaler Experte für antike Patina, bezeugte, dass die gesamte Inschrift authentisch sei. Es bleibt lediglich unklar, wie das Jakobus-Ossuar in den Besitz von Golan gekommen ist. Wenn die Shimron-Studie korrekt ist, dann wurde das Ossuar zu einem unbekannten Zeitpunkt aus dem Talpiot-Grab herausgenommen - entweder in der jüngeren Geschichte oder im Altertum - und landete schließlich in Golans persönlicher Sammlung.
Experten sagen, dass die Häufung von Namen aus dem Neuen Testament im Talpiot-Grab zu außergewöhnlich sei, um ein willkürliches Vorkommen oder reiner Zufall zu sein. 2007 zog Andrey Feuerverger, Professor für Statistik an der University of Toronto, nach umfangreichen Analysen in Bezug auf das Auftreten von Namen im alten Jerusalem das Fazit, dass die Chancen einer solchen Namenshäufung - trotz der Geläufigkeit der einzelnen Namen - höchst unwahrscheinlich seien, es sei denn, sie repräsentieren die Familie von Jesus von Nazareth. Der Film fasst zusammen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es sich nicht um das Grab von Jesus von Nazareth handelt, nur bei eins zu 600 liege. In anderen Worten ausgedrückt, es besteht eine über 99-prozentige Wahrscheinlichkeit zugunsten der Annahme, dass es das Grab von Jesus aus dem Neuen Testament ist. Durch die neuen forensischen Erkenntnisse, die eine Verbindung zwischen dem Jakobus-Ossuar und dem Talpiot-Grab aufzeigen, steigt die Wahrscheinlichkeit jetzt auf astronomische Höhen, dass es sich tatsächlich um das Grab des historischen Jesus von Nazareth handelt.
Falls Shimron bewiesen hat, dass das Jakobus-Ossuar aus dem Talpiot-Grab kam, "können die Nachweise nicht länger ignoriert werden", stellt Jacobovici fest. "Die Archäologie, die Epigraphik, die Statistik und nunmehr die handfeste chemische Beweisführung vermitteln alle das gleiche Bild. Dies ist wohl der wichtigste archäologische Fund aller Zeiten."
Quelle: Associated Producers (ots)