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Eine der weltweit bedeutendsten Fossilienfundstellen für marine Reptilien aus der Kreidezeit

Archivmeldung vom 04.06.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.06.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Artikuliertes Skelett eines Ichthyosauriers aus dem Nationalpark Torres del Paine
Quelle: Fotonachweis: W. Stinnesbeck (idw)
Artikuliertes Skelett eines Ichthyosauriers aus dem Nationalpark Torres del Paine Quelle: Fotonachweis: W. Stinnesbeck (idw)

Bei den vor zehn Jahren in Chile zufällig entdeckten Skelettresten von Fischsauriern handelt es sich um eine der weltweit bedeutendsten Fossilienfundstellen für marine Reptilien aus der Kreidezeit, die eine Vielzahl nahezu vollständig erhaltener Ichthyosaurier-Skelette und zahlreiche weitere Fossilien umfasst. Das zeigen die Untersuchungen eines deutsch-chilenischen Forscherteams. Die Wissenschaftler haben erstmals die Funde komplett erfasst und zugleich die Bedingungen rekonstruiert, die zum hervorragenden Erhalt und der ungewöhnlichen Konzentration der Fischsaurier-Leichen geführt haben. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen wurden in der Fachzeitschrift „Geological Society of America Bulletin“ veröffentlicht.

Im Nationalpark Torres del Paine in Patagonien nahe der Südspitze Chiles entdeckten im Südsommer 2004 Glaziologen am Rande des Tyndall-Gletschers zufällig Skelettreste von Fischsauriern, die erst wenige Jahre zuvor durch das Zurückweichen des patagonischen Eisfeldes freigelegt worden sein müssen. Diese neue und wissenschaftlich völlig unbearbeitete Fundstelle haben Prof. Stinnesbeck und Prof. Frey sowie Wissenschaftler in Chile in den vergangenen Jahren untersucht. In drei Expeditionen lokalisierte das deutsch-chilenische Expertenteam auf diesem Ichthyosaurier-Friedhof mehr als 40 nahezu vollständige Skelette von ausgewachsenen Tieren, Jungtieren und sogar Embryos, gemeinsam mit Ammoniten, Belemniten, Muscheln, Knochenfischen und Pflanzenresten. „Diese Anreicherung ist einzigartig für Chile und Südamerika und macht auch die weltweite Bedeutung dieser Fossilienfundstelle aus“, sagt der Wissenschaftler vom Institut für Geowissenschaften der Universität Heidelberg.

Nach den Erkenntnissen des deutsch-chilenischen Forscherteams lebten und jagten die Fischsaurier am nordöstlichen Rand eines tiefen Meeres, das damals den Antarktischen Kontinent von Patagonien trennte. Die Jagd erfolgte in Gruppen von ausgewachsenen Tieren und Jungtieren in einem untermeerischen Canyon mit reichem Angebot an Tintenfischen und kleinen Fischen, ihrer wichtigsten Beute. Bedingt durch Erdbeben oder Rutschungen am steilen Hang kam es in unregelmäßigen Abständen zur Bildung verheerender Schlammlawinen, die auf ihrem Weg vom Kontinentalabbruch in die Tiefe alles mitrissen, was ihnen in den Weg kam – darunter auch die Meeresreptilien. „In den Trübeströmen verloren die Luft atmenden Fischsaurier die Orientierung. Sie wurden über hunderte von Metern in den tiefen Ozean hinabgezogen“, erläutert Prof. Stinnesbeck. „Das in diesen Strömen mitgeführte feine Material sorgte dafür, dass die sterbenden Tiere oder ihre Leichen sofort von Sediment bedeckt wurden.“

Die Untersuchungen der Fundstelle wurden von der Deutsche Forschungsgemeinschaft finanziert. Neben Prof. Stinnesbeck und Prof. Frey waren an dem Projekt auf chilenischer Seite Dr. Marcelo Leppe Cartes vom Instituto Antárctico Chileno (INACH), dem chilenischen Antarktis-Institut in Punta Arenas, sowie die Corporación Nacional Forestal (CONAF), die chilenische Forstbehörde, beteiligt.

Quelle: Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (idw)

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