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Deutsche Archäologen arbeiten wieder im Irak - Antike Siedlung in Arbil lokalisiert

Archivmeldung vom 13.01.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.01.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Ein deutsches Archäologenteam um Dr. Magarete van Ess (Orient-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts/DAI) führt 2009 erstmals wieder archäologische Ausgrabungen in Arbil, föderale Region Kurdistan, durch. Die Forschungen (letzte Kampagne 18.-30. November 2009) schlossen an die Dokumentation einer Grabgruft an, die im Januar 2009 in einer Kooperation zwischen DAI und der Antikenverwaltung Arbil durchgeführt worden war.

Die aktuellen Arbeiten fanden im Rahmen einer Ausbildungsinitiative für junge irakisch-kurdische Archäologen statt, die aus Mitteln der "Official Development Assistance" Deutschlands sowie Mitteln des Gouverneurs der Region Arbil finanziert wurde. Das Team umfasste auf deutscher Seite neben Dr. Arnulf Hausleiter, Mitarbeiter der Orient-Abteilung des DAI und Koordinator der archäologischen Feldarbeit, weitere sieben Spezialisten aus den Bereichen Archäologie, Grabungstechnik, Anthropologie, Restaurierung, Photographie sowie Geophysik, welche die praktische Umsetzung von Grabungs- und Dokumentationsmethoden im Feld und im Erhalt von archäologischen Objekten vermittelten.
Auf irakisch-kurdischer Seite beteiligten sich neun Mitarbeiter der Antikenverwaltung sowie Studentinnen und Studenten der Universität Salahaddin, Arbil mit großem Engagement an den Aufgaben der archäologischen Ausgrabung und ihrer Dokumentation.

Der Aufenthalt hatte mehrere Ziele: Neben dem Abschluss der bereits im Januar 2009 gemeinsam durchgeführten Arbeiten in einer neuassyrischen Gruftanlage, die in das 7. Jh. v. Chr. datiert werden kann und in der Nähe der berühmten Zitadelle von Arbil gelegen ist, wurde in nächster Nähe eine Ausgrabungssondage angelegt, um den Kontext dieser Gruft zu untersuchen. Hier fanden sich zunächst Gräber eines mehrere Jahrhunderte lang benutzten Friedhofs, der wohl nach Ende der assyrischen Zeit an dieser Stelle eingerichtet worden war. Darunter liegt Lehm-ziegelmauerwerk, das zu Gebäuden aus der Zeit der Grufterrichtung gehören dürfte oder als Folgebebauung bei gleicher Ausrichtung der Grundrisse anzusehen ist.
In der näheren Umgebung wurde eine geophysikalische Prospektion mit Georadar durchgeführt, mit der archäologische Strukturen zerstörungsfrei auf einer Fläche von etwa 1 ha erfasst werden konnten. Sie zeigte, dass mit substanzieller antiker Bebauung in diesem Gebiet zu rechnen ist. Ihre Orientierung und Tiefe deutet an, dass auch sie in die neu- oder nachassyrische Zeit gehören sollte.
Damit wurde die Vermutung bestätigt, dass es sich bei dem Gebiet, in dem sich die Gruft und der Friedhof befinden, ursprünglich um einen antiken Siedlungshügel handeln dürfte, der zwar durch die moderne Bebauung stark beeinträchtigt ist, doch als Erhebung im Oberflächenrelief noch gut zu erkennen ist. Das untersuchte Gebiet weist somit ein großes Potenzial für die Fortsetzung weiterer archäologischer Forschungen auf.

Die durchgeführten Arbeiten waren als ein intensives Trainingsprogramm in archäologischer Dokumentation und Restaurierung konzipiert und sollen als solche in Kürze fortgesetzt werden.

Quelle: Deutsches Archäologisches Institut

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