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Historiker Hans-Ulrich Wehler: Militärischer Konflikt auf dem Balkan jederzeit möglich - Erster Weltkrieg wäre vermeidbar gewesen

Archivmeldung vom 11.01.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.01.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Österreichische Kundmachung vom 1. August 1914 über die Mobilisierung
Österreichische Kundmachung vom 1. August 1914 über die Mobilisierung

Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der bedeutende Historiker Hans-Ulrich Wehler (82) aus Bielefeld hält auch 100 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs einen militärischen Konflikt auf dem Balkan für möglich. "Bei Serbien und dem Kosovo bin ich hyperskeptisch. Die Serben spielten im Vorfeld des Ersten Weltkriegs eine schlechte Rolle. Sie haben ein Staatsgebilde hinterlassen, das völlig zerrüttet ist. Die Drohgebärde, das Kosovo nicht anzuerkennen, bewegt sich immer haarscharf am Rande des Konfliktes. Den Serben traue ich jederzeit zu, dass sie mit geheimen Milizen die Serben im Kosovo in Bosnien-Herzegowina unterstützen", sagte Wehler dem Bielefelder WESTFALEN-BLATT.

"Das sind arge Vermutungen, aber beim nächsten Konflikt darf Europa nicht auf einen Mann wie seinerzeit Bill Clinton warten, sondern muss selbst schnell militärisch eingreifen", so der renommierte Historiker weiter. Der Erste Weltkrieg wäre vermeidbar gewesen, wenn sich die Großmächte während der Juli-Krise 1914 besser verständigt hätten.

"Der damalige Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg hätte zum Beispiel den britischen Außenminister Edward Grey kontaktieren können, um an die gemeinsame Schlichtung der beiden Balkankriege zu erinnern", meint Wehler, denn der Mord an dem österreichischen Thronfolger war kein Grund für einen Krieg zwischen Großmächten. Außerdem hätte Kaiser Wilhelm II. seinem Vetter, dem russischen Zaren, eine Regelung vorschlagen und von der Teilmobilmachung abhalten können.

"Bis auf die letzten Tage während der Juli-Krise 1914 war die die Phase vor dem Kriegsausbruch nicht so zugespitzt, als er hätte nicht vermieden können. Das ist ja das Schreckliche", so Wehler.

Quelle: Westfalen-Blatt (ots)

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