Netzwerke im mainfränkischen Adel
Archivmeldung vom 18.11.2014
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtFür seine Doktorarbeit hat der Historiker Andreas Flurschütz da Cruz (32) einen Preis bekommen. Der Wissenschaftler von der Uni Würzburg befasst sich darin mit dem Konfliktverhalten und den Netzwerken im mainfränkischen Adel nach dem Dreißigjährigen Krieg.
Wie ging der Reichsadel in der Frühen Neuzeit vor, wenn er seine Interessen alternativ oder parallel zu einer Klage vor den Territorial- und Reichsgerichten durchsetzen wollte? Mit dieser Frage hat sich Andreas Flurschütz da Cruz in seiner Doktorarbeit befasst. Dabei nahm er vor allem einen Lehenprozess zwischen den mainfränkischen Familien Fuchs von Bimbach und Wolf von Wolfsthal in den Blick.
In seiner Studie hat der Würzburger Wissenschaftler bislang unbekannte Patronage- und Klientelsysteme rekonstruiert. Diese reichten über das Lokale und Regionale hinaus bis zur Landes- und Reichsebene, sie umfassten den Dorfschultheißen ebenso wie das Reichsoberhaupt.
Verlängerte Gegenreformation in Franken
„Gerichtliche Entscheidungen hingen nicht nur von den Buchstaben der Reichsgesetze ab, sondern auch von Vernetzungskriterien wie Verwandtschaft, Freund- und Nachbarschaft sowie ganz maßgeblich von der Konfession“, sagt Flurschütz da Cruz. Selbst eines der prominentesten Gesetzeswerke der Frühen Neuzeit – der Westfälische Friede von 1648, der konfessionelle Zwistigkeiten eigentlich beenden sollte – sei zunächst nur eine Theorie geblieben: Am Fall Fuchs contra Wolfsthal und an mehreren Vergleichsbeispielen lasse sich eine verlängerte Gegenreformation aufdecken. Diese habe mit lehenpolitischen Maßnahmen dafür gesorgt, dass auch weit nach 1648 noch ganze Landstriche Frankens rekatholisiert wurden.
Dissertationspreis in Bamberg verliehen
Für seine Dissertation, die er an der Uni Bamberg bei Professor Mark Häberlein angefertigt hat, wurde Flurschütz da Cruz am 10. November ausgezeichnet. Beim „Dies Academicus“ in Bamberg bekam er den mit 1.000 Euro dotierten Promotionspreis der Otto-Meyer-und-Elisabeth-Roth-Stiftung (Bamberg) überreicht. Die Laudatio hielt Astrid Schütz, Vizepräsidentin der Uni Bamberg.
Die Dissertation ist unter dem Titel „Zwischen Füchsen und Wölfen. Konfession, Klientel und Konflikte in der fränkischen Reichsritterschaft nach dem Westfälischen Frieden“ als Band 29 in der Reihe „Konflikte und Kultur – Historische Perspektiven“ des Universitätsverlages Konstanz erschienen.
Quelle: Julius-Maximilians-Universität Würzburg (idw)