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Archäologen finden BHs aus dem Mittelalter in Österreich

Archivmeldung vom 20.07.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.07.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Schloss Lengberg, Südwestansicht
Schloss Lengberg, Südwestansicht

Foto: Wolfgang Retter
Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Archäologen der Universität Innsbruck haben im Schloss Lengberg in Osttirol BHs aus dem 15. Jahrhundert gefunden. "Wir haben zunächst selbst nicht daran geglaubt und haben es für unmöglich gehalten, dass so etwas bereits im Mittelalter getragen wurde", sagte die Archäologin Beatrix Nutz.

Bei den Fundstücken handelt es sich um vier Textilien aus dem Spätmittelalter, die bei Renovierungsarbeiten in dem Schloss im Jahr 2008 entdeckt wurden. Zwei der Kleidungsstücke ähneln den BHs unserer Zeit besonders stark, sind aber nicht mehr vollständig erhalten. Bei den anderen beiden Stücken handelt es sich um "ärmellose Hemden mit eingebauten Körbchen". Bisher waren Experten stets davon ausgegangen, dass der BH erst vor rund 100 Jahren erfunden wurde. Frauen im Mittelalter hat man bis dahin eher in Unterkleidern aus Leinen vermutet.

Textilforscherin entdeckt ältesten BH der Welt

Schon im Mittelalter trug man anscheinend knappe Unterwäsche, glaubt man einer Textilforscherin aus Österreich, die den ältesten Büstenhalter der Welt entdeckt haben will. Der BH, im Mittelalter auch "Tuttenseck" genannt, wurde demnach 2008 bei Renovierungsarbeiten in Schloss Lengberg in Tirol zusammen mit anderen alten Kleidern gefunden. Beatrix Nutz, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Innsbruck, hat die Textilien untersucht. Ihr Ergebnis: "Die Wäsche war irgendwann zwischen 1440 und 1485 im Gebrauch. Die ungewöhnlichsten Teile sind eine Unterhose und vier Büstenhalter aus weißem Leinen. Das sind die ältesten BHs, die man bisher gefunden hat", sagte Nutz im Interview mit der Tageszeitung "Die Welt". Bisher glaubte man, der Büstenhalter sei eine Erfindung des 19. Jahrhunderts. "Ein Teil der Textilforschung muss nun revidiert werden", so Nutz.

Die mittelalterlichen Dessous sind demnach in einem Hohlraum im Holzfußboden zwischen dem ersten und zweiten Stock des Tiroler Schlosses entdeckt worden. Der Bau hatte im 15. Jahrhundert ein weiteres Stockwerk bekommen. Im Zuge der damaligen Arbeiten habe man die alte Wäsche wohl als Füllung in die Zwischendecke geworfen. "Trotzdem waren wir alle sehr skeptisch", sagte Nutz, die das Forschungsprojekt "Mittelalterliche Textilien von Schloss Lengberg" leitet. "Die Stücke hätten auch bei späteren Renovierungsarbeiten dazugeschmissen worden sein können." Eine Analyse von Fasern mit der Radiokarbonmethode habe dann aber ergeben, dass es sich bei den Textilien tatsächlich um Unterwäsche aus dem Mittelalter handelt. Bei drei von vier Modellen, die Nutz untersuchte, handelt es sich um BHs für einen recht großen Busen - "in etwa Körbchengröße C", sagte Nutz der "Welt".

Der Büstenhalter hat schmale Träger und große Körbchen, die Unterhose ist an den Seiten mit Schnüren zusammengebunden. Die mittelalterliche Wäsche könnte beinahe als moderne Bikini-Kollektion durchgehen. "Die Unterhose war allerdings nur für Männer", sagte Beatrix Nutz der "Welt". "Die Unterhose galt im Mittelalter auch als Symbol der männlichen Macht. Frauen, die Hosen anhatten, waren verpönt."

Die Textilforscherin, die ihre Ergebnisse in einer Dissertation mit dem Titel "Unters Kleid geguckt" zusammenfasst, bekommt bereits zahlreiche Anfragen nach dem Schnittmuster. "Die meisten kommen von Anhängern der Mittelalterszene, die in ihrer Freizeit gerne in ein traditionelles Gewand schlüpfen und die Authentizität sehr genau nehmen. Gerade Damen mit größerer Oberweite sind sehr erleichtert zu erfahren, dass Frauen auch im Mittelalter BHs getragen haben. Ohne die Stütze wird das Ritterspiel in den alten Kleidern wohl sehr schnell unbequem", sagte Nutz der "Welt".

Die Unterhose hat die österreichische Wissenschaftlerin bereits selbst nachgeschneidert. Allerdings habe sie bisher noch keinen Mann gefunden, der sich bereit erklärt, das Modell vorzuführen. Dafür hat Beatrix Nutz aber Verständnis: "Die Unterhose bedeckt gerade einmal das Nötigste. Meine Kollegen an der Uni Innsbruck sind seriöse Wissenschaftler und keine Unterwäschemodels. Sie zieren sich."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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