Frischer Fisch: 150 Millionen Jahre alt
Archivmeldung vom 04.02.2015
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtEin Forscherteam des Jura-Museum Eichstätt (SNSB-JME) und des American Museum of Natural History (AMNH) untersuchte in einer Forschungsgrabung in den jurazeitlichen Plattenkalken von Ettling ein einzigartiges marines Ökosystem, das von Fischen dominiert war. Die Forschungsgrabung Ettling des Jura-Museums Eichstätt liefert außergewöhnlich gut erhaltene Fossilien. Die hervorragende Fossilerhaltung ermöglicht auch die Beantwortung von Fragen zur Ökologie und Paläobiologie. Zudem liefert die Fundstelle zahlreiche, bisher noch unbekannte Arten. Die Ergebnisse der von der Volkswagenstiftung finanzierten Studie sind in der renommierten Fachzeitschrift PLOS ONE erschienen.
„Die Plattenkalke von Ettling sind Ablagerungen eines unabhängigen Beckens innerhalb des großen Solnhofener Archipels, eines rund 150 Millionen Jahre alten tropisch warmen Flachmeeres, das von verstreuten Inseln, Schwamm- und Korallenriffen, Sandbarren und tieferen Becken geprägt war“ erläutert Dr. Martina Kölbl-Ebert, die an der Studie beteiligte Leiterin des Jura-Museums Eichstätt.
In den Becken lagerten sich die Solnhofener Plattenkalke ab, die durch ihre außerordentlich gut erhaltenen Wirbeltierfossilien, darunter der Urvogel Archaeopteryx, weltberühmt sind. Die Forschungsgrabung Ettling erschließt eines dieser Plattenkalkbecken. Während in den bekannten Plattenkalkbecken von Eichstätt, Solnhofen und anderswo Fische rund 10 bis 20% der Funde ausmachen, sind in Ettling über 95% aller Fossilien Fische, während beispielsweise Krebse extrem selten sind und Tintenfische völlig fehlen.
Interessanterweise sind viele der Ettlinger Fische neue, bisher unbekannte Arten. „Sie bieten Informationen über die frühe Entwicklungsgeschichte der modernen Strahlenflosser und machen Ettling zu einem herausragenden Fenster in die Erdgeschichte“ freut sich Dr. Jennifer Lane, die als Research Associate des AMNH an der Studie beteiligt ist.
Die Untersuchung von Mageninhalten, Fraßresten und fossilem Kot ergänzt die anatomische Untersuchung der Fischfossilien und bestätigt die dort gewonnene Erkenntnis, dass die Nahrungsketten des Ettlinger Ökosystem jenseits des Planktons im Wesentlichen aus Fischen unterschiedlicher Größe bestand.
„Dieses ungewöhnliche Ökosystem mit seiner teils einzigartigen Fischfauna unterscheidet diese Fundstelle von den bekannteren Plattenkalkbecken des Solnhofen Archipels und ist wahrscheinlich die Folge einer Isolation dieses Beckens. Die Ettlinger Fauna demonstriert, wie wichtig es ist, die einzelnen Plattenkalkbecken der Solnhofener Plattenkalke getrennt zu untersuchen. Nur so lassen sich die ökologischen Zusammenhänge verstehen“ betont Grabungsleiter und Fischspezialist Dipl.-Geol. Martin Ebert.
Quelle: Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns (idw)