60 Jahre Deutsch-Türkisches Anwerbeabkommen: Ford in Köln warb als erstes Unternehmen in Deutschland türkische Beschäftigte an
Archivmeldung vom 07.10.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićFord erinnert an 60 Jahre Deutsch-Türkisches Anwerbeabkommen. Als erstes Unternehmen in Deutschland begannen die Ford-Werke im Herbst 1961 mit der gezielten Anwerbung türkischer Arbeitskräfte. Grundlage war das Deutsch-Türkische Anwerbeabkommen, das am 30. Oktober 1961 in Bad Godesberg unterzeichnet wurde.
Es trat rückwirkend zum 1. September 1961 in Kraft. Zu jener Zeit waren Arbeitskräfte in Deutschland knapp, es herrschte Vollbeschäftigung. Ford nutzte daher die neuen Möglichkeiten, Arbeitskräfte aus dem Ausland für sich zu gewinnen und nach Deutschland zu holen. Die ersten türkischen Gastarbeiter kamen als Sammelgruppe am 27. September 1961 mit dem Zug von Istanbul über Sofia, Belgrad und München am Bahnhof Köln-Deutz an und wurden direkt zu den Ford-Werken nach Köln-Niehl gebracht. In den Folgejahren stieg die Zahl der türkischen Belegschaft schnell an: 1965 beschäftigten die Ford-Werke bereits 6.277 türkische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Die größte Belegschaftsstärke (12.368) erreichten die türkischen Beschäftigten 1972. Bis heute ist diese Zahl wieder auf 2.245 gesunken. Das Unternehmen schätzt den Anteil türkischer sowie türkischstämmiger Belegschaft insgesamt auf rund 20 Prozent, also rund 4.000 Beschäftigte. Damit stellt diese Gruppe immer noch den größten Anteil unter den mehr als 90 Nationen insgesamt.
Die Anwerbung von Kolleginnen und Kollegen aus einem anderen Kulturkreis setzte tiefgreifende Veränderungen innerhalb der Ford-Werke in Gang. So engagierte der Automobilhersteller Dolmetscher, passte das Angebot der Werkskantinen an oder gab Kommunikationen fortan auch in türkischer Sprache aus. Ab 1973 bot der Automobilhersteller seiner Belegschaft während der Werksferien auch besonders günstige Charterflüge in die Türkei an.
Während die ersten türkischen Beschäftigten noch in Übergangswohnheimen wohnten, stellte Ford bereits ab 1962 den Neuankömmlingen neu errichtete und gut eingerichtete Wohnheime zur Verfügung. Die Heime gehörten überwiegend dem Internationalen Bund für Sozialarbeit/Jugendsozialwerk e.V., einem dem Deutschen Roten Kreuz angeschlossenen Verband. In Zusammenarbeit mit Ford betrieb das Jugendsozialwerk die Wohnheime und kümmerte sich vor Ort um die Ford-Bewohner. Zu Höchstzeiten gab es dreißig Wohnheime, das letzte wurde erst 1998 geschlossen.
Der erste türkische Betriebsrat wurde 1972 gewählt, 1975 bereits folgten drei weitere türkische Mitarbeiter. 1978 wird einer der drei, Salih Güldiken, auch in den Aufsichtsrat berufen, dem er bis zu seiner Pensionierung 1997 angehörte.
Ebenso feiert das Ford Mitarbeiternetzwerk Turkish Resource Group (TRG) sein zwanzigjähriges Jubiläum. Im Zuge der Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag von elf türkischen Beschäftigten gegründet, engagieren sich heute zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesem Netzwerk für die türkische Kultur oder den engen Bezug von Ford zur türkischen Community. Eines der größten Projekte der Gruppe ist KomMENT, ein Schulprojekt, bei dem rund 22 Freiwillige sich an Schulen mit hohem Migrationshintergrund als Mentoren engagieren. Im Rahmen des bereits seit 2013 laufenden Projektes konnten bislang über 6.000 Schülerinnen und Schüler erreicht werden. Darüber hinaus hält das Netzwerk Kontakt zu Migrationsnetzwerken anderer Unternehmen und veranstaltet ein jährliches Sommerfest.
Quelle: Ford-Werke GmbH (ots)