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Im Jahre 907 n. Chr.: “Ugros eliminandos esse”: Die Ungarn müssen ausgerottet werden

Archivmeldung vom 08.07.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.07.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Die Schlacht bei Pressburg Bild: Magyar Hírlap / UM / Eigenes Werk
Die Schlacht bei Pressburg Bild: Magyar Hírlap / UM / Eigenes Werk

Jedes Jahr, in den ersten Julitagen feiern immer mehr Menschen mit immer mehr Hingabe das Andenken der siegreichen Schlacht von Pressburg, die am 4. Juli 907 begann und bis zum 7. Juli dauerte. “Lasst die Peitschen knallen, lasst die Peitschen auf der Andrássy-Allee wieder und wieder knallen, lasst die Peitschen zu Ehren der Vorfahren knallen”, lautet der Aufruf zum Jahrestag der Schlacht von Pressburg. Dies berichtet der Schriftsteller László Domonkos im ungarischen Magazin "MAGYAR HÍRLAP". Der Artikel wurde von den Magazinen "Ungarnreal" und "Unser Mitteleuropa" ins Deutsche übersetzt.

Weiter schreibt Domonkos: "Heldenplatz, Vajdahunyad-Burg, Stadtwäldchen, Aufmarsch, Gedenkfeier, Ehrung Jahr für Jahr, aus einer Reihe von Privatinitiativen herauswachsend, immer mehr, immer lauter, immer großartiger.

“Möglicherweise gibt es außer uns keine andere Nation auf der Welt, die ihre Sonnenseite nur in ihren Träumen erlebte. Seit wir uns hier an der Donau niedergelassen haben, haben wir, abgesehen von einigen glücklichen Momenten der Árpáden (Könige vom Hause Árpád herrschten von 1000 – 1301) immer ein Doppelleben gelebt: eines in der Geschichte, vegetierend in erzwungenen Lösungen, und eines in den Träumen, zum Ersticken verdammt”, schreibt der Essayist Gyula Gombos in einem seiner wichtigsten, 1975 in den USA veröffentlichten Buch „Auf der Schattenseite der Geschichte“ , in seinem Essay „ Ein Traum vom Land“. Deshalb und deswegen befinden wir uns auf der Schattenseite der Geschichte, betont er, es wäre an der Zeit, diesem Zustand ein Ende zu setzen!

Halten wir die Fakten der Schlacht von Pressburg noch einmal fest – nicht zum ersten Mal, aber bei weitem nicht oft genug, nicht zum Langweilen: In der dreitägigen Schlacht standen vierzigtausend Ungarn gegen die Übermacht von einhundertzehntausend vom Westen eindringenden Ostfranken, angeführt von germanischen Stämmen. Letztere griffen im Geiste der bis heute berüchtigten Idee an – festgehalten im überlieferten Kriegsplan: “Decretum (…)

Ugros eliminandos esse! (Wir ordnen an, dass die Ungarn ausgerottet werden müssen.)

Die deutschen Truppen, welche die Truppen von Großfürst Árpád angriffen, wurden prinzipiell vom erst 14 Jahre alten Sohn des sieben Jahre zuvor gestorbenen Kaisers Arnolf von Kärnten angeführt, er wurde in der Geschichte später „Ludwig IV. das Kind“ genannt. In der Wirklichkeit wurde die Offensive von drei Aristokraten befehligt: vom Luitpold Markgraf von Bayern, Erzbischof Dietmar I. von Salzburg und Prinz Sieghard. Wie so oft seither, konnten wir Ungarn in einer fast aussichtslosen Situation den Sieg davontragen. Der gesamte Führungsstab der angreifenden Truppen war tot auf dem Schlachtfeld geblieben. Die Ungarn hatten die gegnerische Flotte auf der Donau und fast das gesamte Heer vernichtet, und der bayerische König musste fliehen. Nach diesem Sieg wurde gegen Ungarn 123 Jahre lang kein weiterer Angriff von Westen ausgehend gestartet.

Die große militärische Waffentat sicherte unseren stabilen Platz im Zentrum Europas und machte unser Land im 10. Jahrhundert zur stärksten Militärmacht auf dem europäischen Kontinent.

Die siegreiche Schlacht bot die Möglichkeit für die spätere Gründung eines starken Königreichs Ungarn, die Schaffung unserer Hegemonie in Mittel- und Osteuropa und die Geburt der ungarischen Großmacht nach der blühenden Árpád-Ära. Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass wir es (auch und vor allem) dieser Schlacht zu verdanken haben, dass wir heute unser Heimatland haben.

Einer meiner Kollegen schrieb anlässlich des Jahrestages: Es ist an der Zeit, dass die ungarische Geschichtsschreibung den Pressburger Sieg, der Europa erschütterte, mit der ihm gebührenden Würde behandelt. Ergänzen wir, ohne Festverderber sein zu wollen: ein netter, aber etwas dümmlich-naiver Wunsch.

Denn die schändliche Rolle der sogenannten Geschichtsschreibung, die sich ungarisch nennt (es wagt, sich unverschämterweise so zu nennen), endete nicht mit dem Regimewechsel 1989, auch nicht mit der neuen Ära, die 2010 begann. Trotz der letzten Jahre, in denen exzellente junge Historiker allmählich ins öffentliche Bewusstsein gelangten, werden ihre Arbeiten, die sich mit den seit Jahrzehnten als weiße Flecken belassenen historischen Fakten beschäftigen, auch von den sich patriotisch nennenden Historikern immer noch als eine Art Erzählung abqualifiziert. Die erschienenen Werke über den sog. Weißen Terror, die Lumpengarde, die Freimaurerei in Ungarn, die Horthy-Ära oder sogar über manche großen Leistungen des Reichsverwesers selbst werden verhöhnt verharmlost und versucht die Gebietsrücknahmen zu widerlegen. Wir können aber auch auf die ständigen Fälschungsversuche bezüglich der türkischen Besatzung oder gar des glorreichen Freiheitskampfes von 1956, auf ihre Bewertung und die ständige Verbreitung von Lügen Bezug nehmen. (Die Liste ist keineswegs vollständig.) Sollte gerade die Schlacht von Pressburg, die jahrzehntelang im Namen einer hinterhältigen-allgemeinwissenschaftlichen Geschichtsvernichtung totgeschwiegen wurde, eine rühmliche Ausnahme bilden…?

Natürlich kehrt die Geschichte selbst im Angesicht dieser extrem schädlichen Narrative sehr wohl zurück. Und damit sind wir dort, wo wir schon immer waren und wo wir – wie das neben so vielen anderen Dingen auch die Fußball-Europameisterschaft gezeigt hat, – immer besser werden, auf der Sonnenseite der Geschichte.

Nun kann unser Großfürst Árpád vielleicht in seiner geheimnisvollen letzten Ruhestätte endlich in Frieden ruhen. Um sein angestammtes Volk braucht er wohl wirklich nicht mehr zu fürchten, denn es geht nicht verloren, denn es ging bislang auch nicht verloren. Besonders nach der Schlacht von Pressburg. Auf der Sonnenseite der Geschichte."

Quelle: Unser Mitteleuropa

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