Russlands Weltraumzweig vor Reformen
Archivmeldung vom 21.03.2013
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.03.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittVeränderungen erwarten, nach einem Bericht bei Radio "Stimme Russlands", Russlands Weltraumbranche. Bis Ende März sollen Vorschläge für ihre Strukturreformen der Regierung zwecks ihrer Erörterung unterbreitet werden, und angenommen werden sie wohl, wie erwartet, zum 12. April, da der Tag der Weltraumfahrt begangen wird. Die Notwendigkeit von Veränderungen ist nach misslungenen Raketenstarts, dem Verlust der Weltraumstation „Fobos-Grunt“ und Satelliten offenkundig geworden. Eigene Modelle für die Verwaltung des Wirtschaftszweiges haben Roskosmos und Expertenbeirat bei der Regierung Russlands präsentiert, dem Vertreter von Ministerien und Business angehören. WelchesModellvorgezogenwird, steht einstweilen noch nicht fest.
Im Beitrag von Boris Pawlischtschew und Aleksei Liachow heißt es: "Der Expertenbeirat bei der Regierung Russlands empfiehlt, Roskosmos von der wirtschaftlichen Tätigkeit, das heißt von der Lenkung und Leitung der Betriebe zu erlösen. Diese Behörde soll weiterhin die Rolle eines Regulators dieses Zweiges, des Entwicklers der Strategie und des Ausführenden von Weltraumprogrammen beibehalten. Im Roskosmos selbst aber wird vorgeschlagen, die Behörde nach dem Vorbild von Rosatom in eine staatliche Korporation umzuwandeln und die Betriebe bei ihr zu belassen. Oleg Frolow, erster Stellvertreter des Leiters von Roskosmos, kommentiert:
„Wir bestehen darauf, dass die Funktionen des Auftraggebers und des Auftragnehmers vereinigt werden. Wir in Roskosmos können ein Erzeugnis entweder bei unserer Industrie, oder überhaupt auf dem Markt bestellen. Jeder Produzent kann sich bei einer Ausschreibung melden und ’den Antrag stellen’. Wir bestellen, und der Betrieb, der zur Weltraumindustrie gehört, erfüllt den Vertrag nicht. Sollen wir also abhängig sein?“
In Roskosmos weist man darauf hin, dass die Tätigkeit der föderalen Unitarbetriebe weitaus verständlicher sei als die der behördlich unterstellten Aktiengesellschaften, solcher wie die RKK (Raketen- und Kosmoskorporation) „Energija“. Beispielsweise seien viele Probleme in den unterstellten Korporationen nur dank der Havarie beim Start der Rakete „Zenit“ auf der „Seestartanlage“ bekannt geworden.
Indessen befürchten Experten, dass die Errichtung einer weiteren staatlichen Korporation die jetzigen Probleme nur konservieren würde.
Die Positionen der Parteien hat Michail Abysow, Minister für Fragen der offenen Regierung, formuliert:
„Sowohl Mitglieder des Expertenbeirats als auch Vertreter von Roskosmos sind sich darin einig gewesen, dass der Wirtschaftszweig eine Konsolidierung benötigt. Es werden zwei ihrer Basisvarianten in Betracht gezogen. Entweder mit der Errichtung von sechs Profilholdings, oder mit der Gründung eines einheitlichen Unternehmens mit der bedingten Bezeichnung ‚Kosmoprom’. Die Frage ist die, ob man es auf der Basis der Umwandlung von Roskosmos in eine staatliche Korporation tun soll. Oder soll man die Agentur beibehalten, ihre Funktionen verstärken und ein einheitliches Unternehmen ‚Kosmoprom’ als unabhängige Gesellschaft mit der Übergabe der Funktionen der Konsolidierung der bestehenden staatlichen Aktiva und der Unternehmungen in der Weltraumsphäre an diese gründen soll.“
Der Minister ist auch auf das Staatsprogramm für die Weltraumtätigkeit bis 2020 eingegangen, das wegen seiner Unklarheit kritisiert wurde. So wurde dort beispielsweise die Aufgabe gestellt, bis Ende des Jahrzehnts Mondgestein zur Erde zu bringen, obwohl die für diesen Zeitraum vorgemerkten Mondmissionen eine solche Möglichkeit nicht vorsehen. Einen weiteren Punkt des Programms haben Massenmedien irrtümlicherweise so ausgelegt, dass Russland zum gleichen Jahr 2020 einen Menschen auf dem Mond landen lassen werde.
Den Worten von Michail Abysow zufolge, wurde, als die Regierung im vergangenen Jahr das Programm bestätigte, davon ausgegangen, dass es in Zukunft korrigiert werden soll. Grundlegende Veränderungen hingen davon ab, wie die Struktur der Lenkung des kosmischen Wirtschaftszweiges umgestaltet wird. Ob ein „Kosmoprom“ entstehen werde, ob die Aufgaben, vor die sich Roskosmos gestellt sieht, erweitert würden. Nichtsdestoweniger würden beliebige Korrekturen des Programms nur seine Parameter für die Frist nach 2015 betreffen.
Quelle: Text Boris Pawlischtschew und Aleksei Liachow - „Stimme Russlands"