Die Vermessung der Vergangenheit
Archivmeldung vom 11.01.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn den letzten Jahren gelangen dem noch recht jungen Forschungszweig "Archäometrie" Erfolge, die weltweit von sich reden machten. Zum ersten Mal wurde es dank neu entwickelter Messverfahren möglich, viele prähistorische Fundstücke und Sedimente physikalisch genau zu datieren.
Ob es sich um trojanische Scherben, bronzezeitliche Siedlungsreste im Kraichgau
oder um die Bestimmung der berühmten Nasca-Linien in Peru handelte, Archäologen
und Geisteswissenschaftler ganz unterschiedlicher Disziplinen erhielten bei
ihren Forschungsprojekten durch die Archäometrie unerwartete
naturwissenschaftliche Unterstützung. "Wie kaum einer anderen Disziplin gelang
uns damit ein Brückenschlag zwischen den Natur- und den Geisteswissenschaften",
so Prof. Dr. Günther Wagner, bis zum Juni 2006 Leiter der Forschungsstelle
"Archäometrie" der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. "Vor allem durch
das Lumineszenzverfahren konnten wir archäologische Ablagerungen, Keramiken,
Steine oder auch Feuerstellen und andere historische Zeugnisse in unserem Labor
zeitgeschichtlich recht genau einordnen."
Nachdem Mitte letzten Jahres
die Forschungsstelle ihre Arbeit unter der Ägide der Akademie der Wissenschaften
planungsgemäß einstellte, wird die Forschung seit Juli 2006 durch die
Universität Heidelberg fortgeführt. Aus Anlass der Übergabe des Labors an die
Universität findet unter dem Titel "Fortschritte der Archäometrie" am Freitag,
19. Januar, sowie am Samstag, 20. Januar, in den Räumen der Heidelberger
Akademie ein Abschlusskolloquium statt. Rund 100 Wissenschaftler kommen
zusammen, um das mittlerweile erreichte Leistungsspektrum des Faches und seine
Entwicklung während der letzten beiden Dekaden deutlich zu machen. Die einzelnen
Fachvorträge beschäftigen sich mit Fragestellungen aus den Bereichen
Ägyptologie, Paläoanthropologie, Archäologie, Amerikanistik, Genetik, Biologie,
Physik, Materialforschung, Geoarchäologie, Chemie und anderen
mehr.
"Angesichts der großen wissenschaftlichen Reputation, die die
ehemalige Forschungsstelle Archäometrie genoss, ist es für die
Forschungslandschaft in Heidelberg ein überaus erfreulicher Umstand, dass diese
Institution an die Universität Heidelberg übergeben werden konnte und am
Geographischen Institut als eigenständiger Bereich weitergeführt wird kann. Das
vormals räumlich am Max-Planck-Institut für Kernphysik beheimatete
Lumineszenzlabor wird am Lehrstuhl Physische Geographie des Geographischen
Institutes in neuen Laborräumen etabliert", so Wagner. Vor wenigen Wochen wurde
im Neuenheimer Feld mit den Baumaßnahmen begonnen, der Umzug in die neuen
Räumlichkeiten wird voraussichtlich zu Beginn des Sommersemesters
stattfinden.
Das neu eingerichtete Labor im Geographischen Institut (Anschrift: Im Neuenheimer Feld 348, 69120 Heidelberg), wird bewusst in räumlicher Nähe zur und in wissenschaftlich engem Verbund mit der "Forschungsstelle Radiometrie" (Akademie der Wissenschaften, räumlich untergebracht am Institut für Umweltphysik) und den geowissenschaftlichen Instituten der Universität Heidelberg weitergeführt. Diese Entwicklung findet nicht zuletzt vor dem Hintergrund des in Heidelberg geplanten Master-Studiengangs "Geoarchäologie" statt, in den auch die in der Heidelberger Altstadt angesiedelten Universitätsinstitute für Ur- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie eingebunden sind.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.