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Die Vermessung der Vergangenheit

Archivmeldung vom 11.01.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.01.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Trapezförmige Geoglyphe bei Palpa in Südperu aus der Nasca-Zeit vor ca. 1500 Jahren. Sie überlagert ältere Anlagen, die mit Hilfe der Lumineszenz datiert wurden. Die Länge des Trapezes beträgt rund 300 Meter. (Foto: Unkel/Archäometrie)
Trapezförmige Geoglyphe bei Palpa in Südperu aus der Nasca-Zeit vor ca. 1500 Jahren. Sie überlagert ältere Anlagen, die mit Hilfe der Lumineszenz datiert wurden. Die Länge des Trapezes beträgt rund 300 Meter. (Foto: Unkel/Archäometrie)

In den letzten Jahren gelangen dem noch recht jungen Forschungszweig "Archäometrie" Erfolge, die weltweit von sich reden machten. Zum ersten Mal wurde es dank neu entwickelter Messverfahren möglich, viele prähistorische Fundstücke und Sedimente physikalisch genau zu datieren.

Anhand von Brandspuren können die Heidelberger Forscher feststellen, wann eine Feuerstelle das letzte Mal loderte. Die entnommenen Proben werden in Dunkelheit unter schwachem Rotlicht entnommen. Schon der geringste Strahl des Tageslichts hätte die "Lumineszenzuhr" nämlich wieder auf Null gestellt. Die Bohrungen in den Grotten in den Externsteinen, hier bei Licht nachgestellt, verlangten den Wissenschaftlern einiges an handwerklichem Können ab (vorn im Bild Dr. Clemens Woda, im Hintergrund Steinmetzmeister B. Herde).
Anhand von Brandspuren können die Heidelberger Forscher feststellen, wann eine Feuerstelle das letzte Mal loderte. Die entnommenen Proben werden in Dunkelheit unter schwachem Rotlicht entnommen. Schon der geringste Strahl des Tageslichts hätte die "Lumineszenzuhr" nämlich wieder auf Null gestellt. Die Bohrungen in den Grotten in den Externsteinen, hier bei Licht nachgestellt, verlangten den Wissenschaftlern einiges an handwerklichem Können ab (vorn im Bild Dr. Clemens Woda, im Hintergrund Steinmetzmeister B. Herde).

Ob es sich um trojanische Scherben, bronzezeitliche Siedlungsreste im Kraichgau oder um die Bestimmung der berühmten Nasca-Linien in Peru handelte, Archäologen und Geisteswissenschaftler ganz unterschiedlicher Disziplinen erhielten bei ihren Forschungsprojekten durch die Archäometrie unerwartete naturwissenschaftliche Unterstützung. "Wie kaum einer anderen Disziplin gelang uns damit ein Brückenschlag zwischen den Natur- und den Geisteswissenschaften", so Prof. Dr. Günther Wagner, bis zum Juni 2006 Leiter der Forschungsstelle "Archäometrie" der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. "Vor allem durch das Lumineszenzverfahren konnten wir archäologische Ablagerungen, Keramiken, Steine oder auch Feuerstellen und andere historische Zeugnisse in unserem Labor zeitgeschichtlich recht genau einordnen."

Nachdem Mitte letzten Jahres die Forschungsstelle ihre Arbeit unter der Ägide der Akademie der Wissenschaften planungsgemäß einstellte, wird die Forschung seit Juli 2006 durch die Universität Heidelberg fortgeführt. Aus Anlass der Übergabe des Labors an die Universität findet unter dem Titel "Fortschritte der Archäometrie" am Freitag, 19. Januar, sowie am Samstag, 20. Januar, in den Räumen der Heidelberger Akademie ein Abschlusskolloquium statt. Rund 100 Wissenschaftler kommen zusammen, um das mittlerweile erreichte Leistungsspektrum des Faches und seine Entwicklung während der letzten beiden Dekaden deutlich zu machen. Die einzelnen Fachvorträge beschäftigen sich mit Fragestellungen aus den Bereichen Ägyptologie, Paläoanthropologie, Archäologie, Amerikanistik, Genetik, Biologie, Physik, Materialforschung, Geoarchäologie, Chemie und anderen mehr.

"Angesichts der großen wissenschaftlichen Reputation, die die ehemalige Forschungsstelle Archäometrie genoss, ist es für die Forschungslandschaft in Heidelberg ein überaus erfreulicher Umstand, dass diese Institution an die Universität Heidelberg übergeben werden konnte und am Geographischen Institut als eigenständiger Bereich weitergeführt wird kann. Das vormals räumlich am Max-Planck-Institut für Kernphysik beheimatete Lumineszenzlabor wird am Lehrstuhl Physische Geographie des Geographischen Institutes in neuen Laborräumen etabliert", so Wagner. Vor wenigen Wochen wurde im Neuenheimer Feld mit den Baumaßnahmen begonnen, der Umzug in die neuen Räumlichkeiten wird voraussichtlich zu Beginn des Sommersemesters stattfinden.

Das neu eingerichtete Labor im Geographischen Institut (Anschrift: Im Neuenheimer Feld 348, 69120 Heidelberg), wird bewusst in räumlicher Nähe zur und in wissenschaftlich engem Verbund mit der "Forschungsstelle Radiometrie" (Akademie der Wissenschaften, räumlich untergebracht am Institut für Umweltphysik) und den geowissenschaftlichen Instituten der Universität Heidelberg weitergeführt. Diese Entwicklung findet nicht zuletzt vor dem Hintergrund des in Heidelberg geplanten Master-Studiengangs "Geoarchäologie" statt, in den auch die in der Heidelberger Altstadt angesiedelten Universitätsinstitute für Ur- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie eingebunden sind.

Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.

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