Auf schnellstem Weg durchs Straßennetz
Archivmeldung vom 30.04.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.04.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWer einen Routenplaner im Auto hat, braucht vor einer roten Ampel nicht mehr hektisch Karten zu lesen. Dafür gerät die Navigationshilfe manchmal in Hektik - wenn der Fahrer nämlich einen angesagten Abzweig verpasst. Eine ganze Weile rechnet das Navigationsprogramm dann, ehe es einen neuen Weg verkündet.
Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken haben jetzt zusammen mit Forschern der Universität Karlsruhe eine Methode entwickelt, die Navigationshilfen um das 100fache beschleunigen könnte. Sie ermitteln dazu eine relativ kleine Menge sogenannter Transitknoten - etwa 11
000 für das Straßennetz Westeuropas. Die Navigationshilfe sucht dann die
Transitknoten, die am dichtesten an Start und Ziel einer Reise liegen. Das sind
meist weniger als zwei Dutzend. Die Entfernungen zwischen diesen Knoten zu
berechnen, schafft ein Routenplaner in wenigen Millionstel Sekunden. Kürzeste
Wege schnell und zuverlässig zu ermitteln, ist für Logistikunternehmen ein
Kostenfaktor. Aber auch Routenplaner im Internet könnten die Tausenden von
Anfragen, mit denen sie pro Sekunde bestürmt werden, auf diese Weise besser
bewältigen. (Science, 27. April 2007).
Wer sein Auto aus der heimischen Garage gesteuert hat, passiert
in der Regel immer wieder dieselben markanten Punkte. Will er in Richtung
Norden, mag das eine naheliegende Autobahnauffahrt sein, in Richtung Süden
vielleicht auch. Und zu allen westlichen Zielen bringt ihn möglicherweise ein
Verteilerkreis, während er gen Osten immer eine bestimmte Kreuzung quert. Aus
dieser Idee haben Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Informatik eine
Methode entwickelt, die den gegenwärtig schnellsten Routenplaner um einen Faktor
100 schlägt.
"Wir reduzieren die Zahl der Knotenpunkte, die ein solches
Programm berücksichtigen muss, drastisch", sagt Stefan Funke, einer der
beteiligten Forscher vom Max-Planck-Institut für Informatik. Von knapp 20
Millionen Knotenpunkten im Straßennetz Westeuropas bleiben nur noch gut 11 000
Transitknoten übrig. Die Entfernungen zwischen diesen Knoten braucht ein
Routenplaner nur noch in einer Tabelle nachzuschlagen. "Das Programm wird auf
diese Weise um Größenordnungen schneller, was mit vorherigen Ansätzen nicht
möglich gewesen wäre", sagt Holger Bast, der andere Part des Saarbrücker
Forscherduos.
Bislang tastet sich ein Routenplaner von Knotenpunkt zu
Knotenpunkt im Straßennetz. Und
obwohl er in der Mitte zwischen zwei Zielen nur
noch Autobahnen und Bundesstraßen berücksichtigt, braucht er dafür 100 Mal
länger als für die Rechnung mit Transitknoten. "Manche kommerziellen
Navigationshilfen rechnen zwar schnell, ermitteln aber nicht immer die beste
Route", sagt Bast. Die neue Methode liefert dagegen immer die beste Strecke, was
sich insbesondere bei Logistikunternehmen in barer Münze auszahlt. "Mit unserem
Algorithmus können auch relativ rechenschwache mobile Navigationssysteme die
Route in Sekundenbruchteilen neu bestimmen, was jetzt manchmal noch Minuten
dauert", sagt Funke.
Bleibt noch ein Detail: Zwischen Berlin und
Barcelona funktioniert der Routenplaner schnell und zuverlässig, wenn er nur das
grobe Netz aus Transitknoten berücksichtigt. Liegen jedoch Start und Ziel zu
dicht beieinander, z.B. Berlin Tiergarten und Berlin Mitte, müssen die Forscher
anders vorgehen. Sie könnten hier herkömmliche Methoden einsetzen, da diese für
kurze Strecken relativ schnell berechnen. "Wir favorisieren aber eine
hierarchische Abfrage", sagt Funke. Damit meint er, dass das Programm in diesem
Fall mit einem etwas feineren Netz von Transitknoten rechnen soll. Das feinere
Netz für Westeuropa haben die Wissenschaftler zum Beispiel aus gut 300 000
Transitknoten geknüpft. Und noch kürzere Distanzen fängt ein Netz von knapp drei
Millionen Knoten auf. "Auf diese Weise können wir extrem schnell die beste Route
zwischen beliebigen Punkten bestimmen", sagt Bast.
Quelle: Pressemitteilung Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.