Mit Solarenergie die Zukunft sichern
Archivmeldung vom 12.06.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.06.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Ausmaß des Klimawandels machte unlängst der Umweltbericht der UNO deutlich. Erneuerbare Energien, allen voran die Solarenergie, können helfen, die Folgen abzumildern. Am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg arbeiten die Forscher daran, Solarzellen effektiver zu machen. Zudem wollen sie leistungsstarke Zellen aus verunreinigtem Silizium herstellen.
"Auf Dauer ist Sonnenenergie die einzige Energieart, die die Energieprobleme
lösen kann", sagt Prof. Eicke Weber, der neue Leiter des ISE. "Ich mache die
Unbegrenztheit der Solarenergie gerne an einem Beispiel deutlich: Der
Energieverbrauch der Erde in einem Jahr in Kilowattstunden wird von der Sonne in
einer Stunde geliefert." Ein gutes Argument, um die Forschung für effektivere
und kostengünstige Solarzellen voranzutreiben. Denn heute ist die Solarenergie -
ohne Unterstützung - erst in sehr sonnenreichen Regionen wie Kalifornien
konkurrenzfähig. Dort zahlen Stromverbraucher einen Spitzenstrompreis von 32
Cent pro Kilowattstunde. Solarstrom lässt sich für etwa 25 Cent pro
Kilowattstunde produzieren. In Deutschland wird es allerdings noch etwa 10 bis
15 Jahre dauern, bis Solarstrom zu konkurrenzfähigen Preisen produziert werden
kann.
Im Augenblick ist das größte Problem der Photovoltaik-Industrie,
dass es an hochreinem Silizium mangelt, die Basis für die Solarzellen. Seit die
Solarindustrie boomt, kann der Bedarf der Hersteller nicht mehr aus der
Siliziumproduktion für die Elektronikindustrie gedeckt werden. Eigene
Produktionsstätten für Solarsilizium sind im Aufbau. Gleichzeitig werden
Dünnschichttechnologien verstärkt weiter entwickelt. Auch neue Möglichkeiten
sind gefragt: Die Idee ist, anstelle des teuren, hochreinen Siliziums weniger
reines Silizium zu nutzen. Ein Ansatz, der jetzt zusätzlich am ISE verfolgt
wird. Ziel ist es, ein schnelles Anwachsen des Markts zu ermöglichen. Weiterer
Aspekt: Die Solarindustrie könnte die Kosten deutlich senken.
Prof. Weber
hat sich in seiner Zeit in Berkeley weltweit einen Namen gemacht als
Materialforscher für Defekte in Silizium und III-V-Halbleitern wie
Galliumarsenid und Galliumnitrid. Erkenntnisse aus dieser Zeit bringt er mit und
kombiniert sie mit den langjährigen Erfahrungen des ISE in der Entwicklung von
leistungsfähigen Solarzellen. Weber ist überzeugt, dass das verunreinigte
Silizium sich so manipulieren lässt, dass die darin enthaltenen Metalle
unschädlich gemacht werden können - ohne sie komplett entfernen zu müssen.
Beispielsweise ist es nicht entscheidend, wie viele Verunreinigungsmetalle das
Silizium enthält, sondern wie sie sich verteilen: sind sie auf wenige Stellen
konzentriert, haben auch Zellen mit einem hohen Metallgehalt noch eine gute
Stromausbeute. Gelänge es, einen solchen Prozess industriell zu etablieren, wäre
der bisherige aufwändige Reinigungsprozess des hochreinen Siliziums für die
Solarindustrie überflüssig.
Um diese Themen zu bearbeiten und die
Fertigungsprozesse zur Marktreife zu bringen, wurde ein umfassendes Projekt
gestartet. Unterstützt durch 10 Mio Euro aus Mitteln der Fraunhofer-Gesellschaft
will das ISE unterschiedliche Konzepte und Verfahren entwickeln, um
leistungsfähige Solarzellen aus verunreinigtem Silizium herzustellen. "Wir
wollen zwei Typen von neuen Solarzellen realisieren, die InertCell und die
EpiCell. Bei der einen geht es darum, die Verunreinigung unschädlich zu machen,
bei der anderen soll eine sehr dünne hochreine Siliziumschicht aufgetragen
werden, die als aktive Solarzelle wirkt", erklärt Prof. Weber. Ein wesentlicher
Aspekt innerhalb des Projekts ist, vorhandenes geistiges Eigentum - Intellectual
Property IP - zu nutzen und darüber hinaus neue Patentfamilien zu
erschließen.
Ein anderes Forschungsthema des ISE wird sein, die
Energieausbeute der heute marktüblichen Solarzellen - weit mehr als 90 Prozent
basieren auf kristallinem Silizium - zu erhöhen. "Da gibt es verschiedene
Forschungsansätze", so Weber. "Der Weltrekord im Labor steht bei einer
Energieausbeute von 24 Prozent. Wir sehen durchaus Möglichkeiten, durch
verbesserte Technologie diesen Weltrekord zu steigern. Außerdem wollen wir
Prozesserfahrung sammeln, um Siliziumzellen mit höherer Effizienz zu
preisgünstigen Konditionen in die industrielle Fertigung zu
übertragen."
Deutschland ist im internationalen Solarmarkt gut aufgestellt - nicht zuletzt dank der Einspeiseverordnung im EEG (Erneuerbare Energien Gesetz). Dies macht die Photovoltaik auch in Deutschland wirtschaftlich lukrativ und ermöglicht der Industrie erstmals in kostengünstigen, großen Mengen zu produzieren. Dass der boomende Solarmarkt in Deutschland Chancen bietet, zeigt ein Beispiel: Q-Cells, die weltweit zweitgrößte Photovoltaik-Firma, ist ein Unternehmen, das erst vor fünf Jahren in Deutschland gegründet wurde. Prof. Weber schließt nicht aus, dass auch aus dem ISE weitere Spin-offs entstehen, die in wenigen Jahren neue Entwicklungen in den Markt bringen.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.