Montags scheint öfter die Sonne als am Wochenende, aber am wärmsten ist es mittwochs
Archivmeldung vom 28.02.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.02.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Mensch kann das Wetter auch kurzfristig deutlich beeinflussen. Während der vom Menschen gemachte Klimawandel, der sich auf langen Zeitskalen von vielen Jahren abspielt, immer deutlicher sichtbar wird, konnten nun auch auf der viel kürzeren Zeitskala von einer Woche signifikante Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf Temperatur, Bewölkung und Niederschlag nachgewiesen werden.
Ausgangspunkt sind 15 Jahre lange Messreihen im Zeitraum 1991 bis 2005 von 12
sehr unterschiedlich gelegenen Stationen des Deutschen Wetterdienstes. Insgesamt
gehen 6,3 Millionen Messwerte in die Untersuchungen ein, so dass selbst kleine
Änderungen statistisch sicher bestimmt werden können. An allen Stationen weisen
die Temperaturen einen Wochengang auf, wobei die Maxima mittwochs auftreten und
im Mittel um mehr als 0,2 Grad über den samstäglichen Minima liegen.
"Dieses Phänomen tritt nicht nur an Stationen in relativ dicht
besiedelten Regionen wie Berlin, Frankfurt oder Karlsruhe auf, sondern auch an
entlegenen Bergstationen wie auf der Zugspitze", stellt Dr. Dominique Bäumer
fest, der das Phänomen gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Bernhard Vogel am
Institut für Meteorologie und Klimaforschung des Forschungszentrums und der
Universität Karlsruhe untersucht hat. "Es handelt sich somit nicht um ein
begrenztes lokales Phänomen, das beispielsweise mit direkten Wärmeemissionen
erklärt werden könnte."
Im Mittel über alle untersuchten Stationen
konnten neben den wöchentlichen Variationen der Temperatur auch andere
Wochengänge meteorologischer Parameter beobachtet werden: Die tägliche
Sonnenscheindauer hat ihren Maximalwert am Wochenanfang; er liegt um 15 Minuten
oder 6 % über dem samstäglichen Minimum. Die mittlere Bewölkung nimmt umgekehrt
im gleichen Zeitraum zu. Eine Zunahme der Niederschlagsmenge um 15 % bei
gleichzeitiger Zunahme der Niederschlagshäufigkeit um 10 % im Laufe der Woche
vervollständigt das Bild. Die Ergebnisse wurden in der angesehenen
Fachzeitschrift Geophysical Research Letters, Vol. 34, L03819,
doi:10.1029/2006GL028559, 2007, publiziert.
In der Natur existiert kein
Prozess, der über einen langen Zeitraum eine solche Periodizität von genau einer
Woche bewirken kann, die noch dazu an Wochentage geknüpft ist. Deshalb kommen
nur die einem Wochenzyklus unterliegenden Aktivitäten des Menschen als Ursache
in Frage.
"Alles deutet darauf hin, dass das vom Menschen erzeugte
Aerosol, zum Beispiel Ruß- oder Sulfatpartikel, verantwortlich für das Phänomen
ist", folgert Bernhard Vogel. "Diese Partikel und ihre gasförmigen
Vorläufersubstanzen werden verstärkt an Wochentagen von Verkehr und Industrie
emittiert, während die Emissionen samstags und insbesondere sonntags deutlich
zurückgehen. Die Aerosolbeladung in der Atmosphäre ist dann geringer."
Dies konnte durch die Analyse von Messreihen des Aerosols in der
Atmosphäre bestätigt werden. Da das Aerosol direkt Sonnenlicht streut und
absorbiert, die Partikel aber auch als Kondensationskeime in die Wolken- und
Niederschlagsbildung eingreifen, zieht ein solcher systematischer Wochengang im
atmosphärischen Aerosol einen Wochengang in verschiedenen meteorologischen
Variablen wie Temperatur oder Niederschlag nach sich.
Die Wechselwirkung
des atmosphärischen Aerosols mit anderen Parametern ist eine der
Hauptunsicherheiten bei der Modellierung des zukünftigen Klimas. Da solche
Wochengänge sehr oft und mit sehr hoher Genauigkeit gemessen werden können,
stellt ihre Analyse eine neuartige, viel versprechende Möglichkeit dar,
Klimamodelle und die in ihnen verwendeten Annahmen zu überprüfen und zu
verbessern. So können diese Erkenntnisse auch einen wichtigen Beitrag zur
Verbesserung der Prognose des sich wandelnden Klimas leisten.
Das Forschungszentrum Karlsruhe ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, die mit ihren 15 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 2,1 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands ist. Die insgesamt 24000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Helmholtz-Gemeinschaft forschen in den Bereichen Struktur der Materie, Erde und Umwelt, Verkehr und Weltraum, Gesundheit, Energie sowie Schlüsseltechnologien.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.