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Wettbewerb fördert Elitebildung

Archivmeldung vom 26.02.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.02.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

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„Hochschulen sind für die Industrie jedes entwickelten oder sich entwickelnden Landes das, was Humus und Wachstum für pflanzliches Wachstum sind.“ Zu diesem Resümee gelangt Professor Josef A. Nossek, VDE-Präsident und Lehrstuhlinhaber für Netzwerktheorie und Signalverarbeitung an der TU München anlässlich der aktuell vorliegenden VDE-Hochschulstudie 2007. An der Umfrage nahmen 1.100 Hochschullehrer der Elektro- und Informationstechnik an deutschen Hochschulen teil.

Zu den wesentlichen Ergebnissen der VDE-Hochschulstudie 2007 gehört die herausragende Rolle der Vernetzung von Forschung und Wirtschaft, der 85 Prozent der befragten Hochschullehrer höchste Priorität einräumen. Umgekehrt drohe das seit Jahren sinkende Schulniveau in den Fächern Mathe, Physik und Deutsch, die im Vergleich zu BWL, Jura und den Geisteswissenschaften niedrige Zahl an Studienanfängern sowie damit die zurückgehende Zahl an Absolventen der Elektro- und Informationstechnik droht Deutschlands Innovationskraft zu bremsen.

Über ein Drittel der Hochschullehrer sind der Meinung, dass selbst Schüler mit guten Leistungen in mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern andere Studiengänge vorziehen. Neun von zehn Befragten sind der Auffassung, dass Schüler ein ingenieurwissenschaftliches Studium für zu aufwändig und schwer halten. Zudem gebe es bei ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen weniger hohe Erwartungen in Bezug auf Karriere als etwa bei BWL und Jura. Vier Fünftel aller Befragten sind der Meinung, dass Schüler mit diesen Studiengängen mehr gesellschaftliche Anerkennung verbinden als mit einem Ingenieursstudium. Vor diesem Hintergrund fordert der VDE fordert eine grundlegende und konsequente Verbesserung von mathematisch-naturwissenschaftlicher Bildung der Jugend, Qualitätsschulen und eine gezielte Nachwuchsförderung für technische und naturwissenschaftliche Berufe.

Gefragt nach den gegenwärtigen Innovationstreibern Deutschlands, gaben neun von zehn der Hochschullehrer die Informations- und Kommunikationstechnik, die Automatisierungstechnik sowie den Bereich Automobilelektronik und Antriebstechnologie an. Zukünftig werden die Bereiche Energieerzeugung, Umwelttechnologie, Medizintechnik sowie Mikro- und Nanotechnologien an Bedeutung gewinnen. Zwei Drittel erwarten hier von der Forschung und industriellen Umsetzung dieser Technologien besonders wichtige Impulse. Für Deutschland ergeben sich aufgrund seiner führenden Position bei diesen Technologien somit hervorragende Chancen.

"Brain Drain" wird zum Problem

Der Vorsprung an Wissen schmilzt: Nicht nur die Industrie, auch Forschung und Lehre spüren zunehmend den Nachwuchsmangel. „Schon heute fehlen den Fakultäten der Elektro- und Informationstechnik junge Wissenschaftler. Befähigte jüngere Menschen entscheiden sich zu selten für eine Forscherkarriere oder brechen diese aufgrund der im Vergleich zur Industrie ungünstigeren Rahmenbedingungen ab“, erklärt Nossek. Erschwert werde die Entwicklung durch den generellen Mangel an ingenieurwissenschaftlichem Nachwuchs sowie dem Weggang junger Wissenschaftler ins Ausland. Über ein Drittel der Hochschullehrer beobachtet diesen so genannten „Brain Drain“ – die "wahrnehmbare Abwanderung" von Spitzenforschern ins Ausland. Diese Tendenz nehme zu, sagt Nossek

Die Hochschulen stehen deshalb zunehmend in Konkurrenz zum Ausland und zur Industrie. Letztere kann schon heute nach VDE-Erhebungen den Bedarf an Experten nicht mehr decken. Hinzu kommt, dass die Attraktivität einer Position in der Wirtschaft von vielen hoch qualifizierten Nachwuchskräften oft als höher angesehen wird als die von Forschung und Lehre an einer Hochschule.

Aufgrund der im Vergleich zur Industrie ungünstigen Rahmenbedingungen entscheiden sich zu wenige für eine Forscherkarriere oder brechen diese ab, um in die Wirtschaft zu wechseln. Viele hoch qualifizierte Nachwuchskräfte finden die Industrie als Arbeitgeber attraktiver als eine Position in Forschung und Lehre an einer Hochschule. Hinzu kommt, dass gerade in der Elektro- und Informationstechnik sich Hochschullehrer durch eine gleichermaßen wissenschaftliche wie praxisnahe Ausbildung auszeichnen. Das hohe Niveau der Ingenieurausbildung in Deutschland kann daher nur gehalten werden, wenn es auch weiterhin den Hochschulen gelingt, hervorragende und vor allem industrieerfahrene Ingenieure der Elektro- und Informationstechnik für die Rückkehr an die Hochschule zu gewinnen. Das ist in den letzten Jahren zunehmend schwieriger geworden. Der VDE fordert deshalb, dies bei den Gehaltsstrukturen und Rahmenbedingungen für Hochschullehrer zu berücksichtigen.

Über die Hälfte der Hochschullehrer sieht Deutschland im europäischen Vergleich bei der Umsetzung des Bologna-Prozesses am weitesten fortgeschritten. Mit Bologna soll der Abschluss "Diplom-Ingenieur" mit der Einführung von Bachelor und Master der Vergangenheit angehören. Diese Absicht findet unter den Hochschulprofessoren aber wenig Beifall. Zumindest den Titel "Ingenieur" beizubehalten, fordern 100 Prozent der Befragten an Hochschulen und 91 Prozent der Befragten an FHs. Der Ansatz des VDE, Vorteile und Niveau der deutschen Ingenieursausbildung und das angloamerikanische System von Bachelor und Master miteinander zu kombinieren, wird durch die Studie bestätigt. Rolf Froböse

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