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Meditation verändert messbar das Gehirn

Archivmeldung vom 15.11.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.11.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: pixelio.de/Dieter Schütz
Bild: pixelio.de/Dieter Schütz

In einer neuen Studie wurde festgestellt, dass ein achtwöchiges Meditationstraining messbare Auswirkungen auf die Gehirnfunktionen hat, was selbst nach Ablauf dieses Zeitraums noch zu erkennen ist, auch wenn man dann gar nicht mehr aktiv meditiert.

Veröffentlichte Untersuchungen haben gezeigt, dass regelmäßiges Meditieren die Gehirndichte erhöhen, die Verbindungen zwischen Neuronen stärken, Stress und Nervosität senken, Gedankenklarheit verschaffen und Endorphine, die die Laune verbessern, freisetzen kann. Andere Studien haben auch gezeigt, dass Meditation die körperliche Funktionsfähigkeit verbessern, das Risiko für chronische Erkrankungen senken und allgemein die Lebensqualität erhöhen kann.

In einer Studie, die 2008 im Journal PloS One veröffentlicht wurde, haben Forscher nachgewiesen, dass bei meditierenden Menschen, die Geräusche von leidenden Menschen hörten, im Vergleich zu nicht meditierenden Menschen eine erhöhte Aktivität der temporoparietalen Verbindung festzustellen war, also einem Teil des Gehirns, der mit Empathie verbunden ist. 

Diese Studien demonstrieren, dass regelmäßige Meditation effektiv und nachweislich die mentale, emotionale und physische Gesundheit auf viele Weisen unterstützen kann. Basierend auf dieser Evidenzlage arbeiten Forscher weiter an einem tieferen Verständnis der tiefgreifenden und inspirierenden Vorzüge regelmäßiger Meditation im Alltag.

In ihrem letzten Bericht in der Novemberausgabe von Frontiers in Human Neuroscience konnten Forscher vom Massachusetts General Hospital (MGH), der Universität Boston (BU) und einiger anderer Forschungszentren feststellen, dass diese Effekte bei verschiedenen Meditationsarten unterschiedlich waren. 

"Die beiden unterschiedlichen Meditationstrainings, die die Teilnehmer der Studie absolvierten, riefen unterschiedliche Reaktionen der Amygdala hervor einem Teil des Gehirns, von dem man schon seit Jahrzehnten weiß, dass er wichtig für emotionale Funktionen ist wenn die Teilnehmer mit Bildern mit emotionalem Inhalt konfrontiert wurden", sagte Dr. Gaelle Desbordes, eine Forscherin am Athinoula A. Martinos Zentrum für biomedizinische bildgebende Verfahren am MGH und am Zentrum für Computational Neuroscience und Neurotechnologie an der BU, eine Co-Autorin dieses Berichts. "Dies ist außerdem das erste Mal, dass der Effekt von Meditationstraining auf die Verarbeitung von Emotionen im Gehirn auch noch nach dem eigentlichen Training des meditativen Zustands nachgewiesen wurde." 

Einige vergangene Studien haben bereits die Hypothese unterstützt, dass Meditationstraining die Emotionsregulation des Praktizierenden verbessert. In Neuroimaging-Studien wurde zwar schon nachgewiesen, dass Meditationstraining die Aktivität der Amygdala, die eine Schlüsselrolle bei der Verarbeitung von Emotionen und Erinnerungen hat, verringerte, aber diese Veränderungen konnten bisher nur während der Meditation beobachtet werden. Die aktuelle Studie sollte die Hypothese testen, dass Meditationstraining auch generell eine verringerte Reaktion der Amygdala auf emotionale Stimuli bewirkt, was mit der funktionalen Magnetresonanztomografie gemessen werden kann. 

Die Teilnehmer meldeten sich bei der Emory Universität in Atlanta für eine größere Untersuchung der Effekte zweier verschiedener Meditationsarten. Gesunde Erwachsene ohne Meditationserfahrung nahmen dabei an einem von zwei achtwöchigen Kursen teil. Beim einen handelte es sich um eine Aufmerksamkeits- und Achtsamkeitsmeditation, welches die am häufigsten untersuchte Form ist, sie konzentriert sich auf die Entwicklung von Aufmerksamkeit und Achtsamkeit bei der Atmung, den Gedanken und den Emotionen. Die andere war eine Mitgefühlsmeditation, eine weniger gut erforschte Form, bei der liebende Güte und Mitgefühl für sich selbst und für andere entwickelt werden soll. Eine Kontrollgruppe nahm an einem allgemeinen achtwöchigen Gesundheitskurs teil. 

Weniger als drei Wochen vor Beginn und nach Ende des Trainings reisten zwölf Teilnehmer aus jeder Gruppe zur funktionalen Magnetresonanztomografie ihres Gehirns nach Boston zu den Einrichtungen des Martinos Centers, die sich auf dem neuesten Stand der Technik befinden. Die Untersuchungen wurden durchgeführt, während die Versuchspersonen sich eine Abfolge von 216 unterschiedlichen Bildern ansahen 108 pro Sitzung auf denen Menschen in emotional positiven, negativen oder neutralen Situationen zu sehen waren. Bei der Einweisung der Versuchspersonen vor der Untersuchung wurde Meditation nicht erwähnt und die Forscher bestätigten hinterher, dass die Versuchspersonen während ihrer Zeit im Scanner nicht meditiert hatten. Außerdem wurden wurden vor und nach der achtwöchigen Trainingsphase die Stress- und Nervositätssymptome der Versuchspersonen untersucht.  

Bei der Gruppe, die die Achtsamkeitsmeditation trainierte, zeigten die Aufnahmen ihrer Gehirne eine Verringerung der Aktivität der rechten Amygdala bei allen gezeigten Bildern, was die Hypothese unterstützt, dass Meditation die emotionale Stabilität und den Umgang mit Stress verbessern kann. Auch bei der Gruppe, die die Mitgefühlsmeditation trainierte, verringerte sich die Aktivität der rechten Amygdala bei der Reaktion auf positive oder neutrale Bilder. Aber bei denen, die besonders fleißig auch außerhalb des regulären Trainings die Mitgefühlsmeditation durchführten, verstärkte sich die Aktivität der rechten Amygdala bei den negativen Bildern, die verschiedene Formen menschlichen Leids zeigten. In der Kontrollgruppe sowie in der linken Amygdala aller Versuchspersonen konnten keine signifikanten Veränderungen beobachtet werden.  

"Wir denken, dass diese beiden Formen der Meditation verschiedene Aspekte des Geistes kultivieren", erklärt Desbordes. "Da die Mitgefühlsmeditation darauf ausgerichtet ist, das Mitgefühl zu verstärken, macht es Sinn, dass dadurch die Reaktion der Amygdala verstärkt wird, wenn man Menschen leiden sieht. Eine verstärkte Aktivität der Amygdala hing auch mit abnehmenden Depressionssymptomen zusammen, was nahelegt, dass Mitgefühl gegenüber anderen auch für einen selbst vorteilhaft sein kann. Insgesamt sind die Ergebnisse dieser Studie konsistent mit der übergreifenden Hypothese, dass Meditation zu andauernden vorteilhaften Veränderungen der Gehirnfunktion führen kann, speziell im Bereich der Verarbeitung von Emotionen." 

Die Neurowissenschaftler der UCLA verglichen außerdem Menschen mit verschieden großer Meditationserfahrung mit anderen, die nie meditiert hatten. Bei denen, die meditierten, wies man signifikante Erhöhungen der kortikalen Faltenbildung in einem großen Bereich des Gehirns nach, der verantwortlich ist für das schnelle Verarbeiten und die Abfrage von Informationen sowie für zahlreiche andere Funktionen. Außerdem merklich durch Meditation beeinflusst wurden die Bereiche des Gehirns, die verantwortlich sind für die emotionale und mentale Gesundheit, die Prozesse der emotionalen Kontrolle, eine gesteigerte Aufmerksamkeitsfähigkeit und die Selbstwahrnehmung. Dies deckt sich mit den beobachtbaren Effekten regelmäßiger Meditation, zu denen auch ein gesteigertes Mitgefühl für sich selbst und andere, gesteigerte Selbstwahrnehmung und Reflexion sowie größere emotionale Stabilität gehören.

Quelle: www.we-are-change.de

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