Heißes Wasser als Energiequelle der Zukunft
Archivmeldung vom 19.08.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEnergie aus klassischen Quellen wird weltweit knapp und teuer - Grund genug, sich nach alternativen Quellen umzusehen. Eine Möglichkeit der Energiegewinnung ist die Nutzung heißen Grundwassers. Geologen der Ruhr-Universität befassen sich damit, den optimalen Ort und die beste Methode zu finden, dem Wasser aus der Tiefe seine Energie abzugewinnen.
Mit detektivischem Gespür ermitteln sie dafür, wie es Tausende Meter unter der
Erde aussieht. So erstellten sie eine Karte des Tiefenwassers für Zentral- und
Südchile und nutzen ihre Erkenntnisse für das Projekt PROMETHEUS, das Erdwärme
für die RUB nutzbar machen soll. Über ihre Arbeiten berichten sie in
RUBINinternational, der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins der
Ruhr-Universität.
Gase heizen das Tiefenwasser
Mit dem Hubschrauber ist das
Cordón-Caulle-Hochplateau in Chile am besten zu erreichen; Pfade führen dann
weiter durch den dichten Urwald. Hier vermuten die Forscher unterirdische
Heißwasservorkommen, die sich durch ein Kraftwerk nutzen lassen könnten. Bei der
Auswahl des optimalen Standorts sind allerdings vielfältige Bedingungen zu
berücksichtigen: In der Nähe aktiver Vulkane wäre es zu unsicher, daher suchen
sie nach zerdrückten Bäumen und ähnlichen Anzeichen vulkanischer Aktivität, um
solche Standorte von vornherein auszuschließen. Oberflächennahes Grundwasser ist
zu kalt und damit ungeeignet zur Energiegewinnung. Die Forscher suchen deswegen
Anzeichen für eine unterirdische Wasserzirkulation tieferer Gewässer. Die
chemische Zusammensetzung des Wassers erlaubt Rückschlüsse darauf. Eine hohe
Arsenkonzentration etwa zeigt warmes Wasser aus der Tiefe an, das durch
aufsteigende Gase beeinflusst und geheizt wird. Anhand von pH-Wert, elektrischer
Leitfähigkeit, Temperatur und dem Gehalt bestimmter chemischer Elemente lässt
sich bei Quellwasser der Anteil warmen Grundwassers ermitteln. Die Forscher
schätzen außerdem die Menge des vorhandenen Grundwassers in dem Gebiet ab, denn
nur wenn ausreichend Wasser da ist, lässt es sich effizient nutzen. So erstellen
sie als Kooperationspartner des FONDEF-Projekts (Fomento al Desarrollo
Cientifico y Tecnológico) eine Karte der geeigneten Orte für ein Kraftwerk in
Zentral- und Südchile.
Erkenntnisse zu Hause weiterverwenden
Die
Erkenntnisse, die sie in Chile gewonnen haben, können die Forscher dann zu Hause
gleich weiterverwenden. Auch an der Ruhr-Universität gibt es Pläne, die Wärme
des Wassers aus der Tiefe zu nutzen. Eine Machbarkeitsstudie hat bereits
gezeigt, dass das prinzipiell möglich ist. Allerdings sind die Verhältnisse hier
anders als in Chile mit seiner durch aktiven Vulkanismus geprägten Landschaft.
In Bochum gibt es z.B. im Untergrund kein natürliches Kluftsystem, durch das das
Wasser im Gestein zirkuliert. Um einen Kreislauf herzustellen, müssen
voraussichtlich künstliche Klüfte geschaffen werden. Die Bohrungen müssen um die
4000 Meter tief sein, um ausreichend heißes Wasser "anzuzapfen". In dieser Tiefe
hat es eine Temperatur von etwa 120°C. Das an die Oberfläche geholte Wasser wird
nach seiner Nutzung wieder zurück in die Erde gepresst, wo es sich wieder
aufheizt (Hot-Dry-Rock-Verfahren). Die Erwärme soll für etwa 30 Jahre Energie
für die RUB und ihre Umgebung liefern.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.