Photonenfusion hilft Solarzellen auf die Sprünge
Archivmeldung vom 11.10.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEin neuartiges Verfahren, das langwellige Photonen ("Lichtteilchen") niedriger Energie in kurzwellige Photonen höherer Energie umwandelt, wurde von einem Forscherteam des Max-Planck-Instituts für Polymerforschung in Mainz und dem Sony Materials Science Laboratory in Stuttgart entwickelt.
Durch die geschickte Kombination zweier lichtaktiver Substanzen konnten die Wissenschaftler erstmals gewöhnliches Licht, wie etwa Sonnenlicht, so manipulieren, dass sich die Energie der Photonen bestimmter Wellenlängen addierte (Physical Review Letters, 4. Oktober 2006). Vergleichbares gelang bislang nur mit Laserlicht hoher Energiedichte. Der hier erzielte Erfolg könnte den Grundstein für eine neue Generation effizienterer Solarzellen legen.
Abb. 1: Versuchsaufbau zum Nachweis der veränderten Wellenlänge. Das in die Lösung eingestrahlte grüne Licht tritt nach der Umwandlung als blaues Licht wieder aus.
Der Wirkungsgrad heutiger Solarzellen ist unter anderem dadurch
beschränkt, dass sie den langwelligen, energiearmen Teil des Sonnenlichts nicht
verwerten können. Ein Verfahren, das die geringe Energie der Lichtteilchen
(Photonen) des langwelligen Bereichs erhöht und damit ihre Wellenlänge verkürzt,
würde auch die bislang verlorenen Teile der Lichtenergie für Solarzellen nutzbar
machen. Dies könnte ihre Effizienz drastisch erhöhen. Entsprechendes erreicht
man bislang nur mit Laserlicht hoher Energiedichte, das unter bestimmten
Bedingungen zwei energiearme Photonen zu einem energiereichen vereinigt, quasi
in einer Photonenfusion.
Die Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts
für Polymerforschung und des Sony Materials Science Laboratory sind hierbei
einen entscheidenden Schritt weiter gekommen. Mit dem entwickelten Verfahren
gelang es ihnen erstmals, Photonen aus gewöhnlichem Licht zu paaren und damit
die Wellenlänge zu verändern. Sie nutzten zwei Substanzen
(Platinoctaethylporphyrin und Diphenylanthracen), deren Lösung langwelliges,
grünes Licht einer gewöhnlichen Lichtquelle in kurzwelliges, blaues Licht
umwandelt. Analog zu den Vorgängen im Laserlicht werden auch hier Photonen
gepaart, aber auf andere Weise.
Während bei der Manipulation mit
Laserlicht ein Molekül zwei Photonen aufnimmt, was nur im regelrechten
"Photonenbombardement" eines Laserstrahls wahrscheinlich ist, empfangen die
Moleküle hier nur ein Photon. Die Vermittlung zweier "Photonpartner" geschieht
zwischen den Molekülen über einen anderen Mechanismus, die so genannte
Triplett-Annihilierung. Durch die Wahl verschiedener, aufeinander abgestimmter
Vermittler-Moleküle, kann man die Energie von Photonen aus den gesamten Bereich
des Sonnenspektrums addieren.
Die beiden von den Forschern als
"Photonenvermittler" entwickelten Substanzen haben ganz unterschiedliche
Eigenschaften. Während die eine als "Antenne" für grünes Licht dient
(Antennen-Moleküle), paar die andere die Photonen, macht also aus zwei
energiearmen, grünen Photonen ein energiereiches, blaues Photon, und sendet es
als Emitter aus (Emitter-Molekül).
Im Detail geschieht folgendes:
Zunächst nimmt das Antennen-Molekül ein grünes, energiearmes Photon auf und gibt
es als Energiepaket an das Emitter-Molekül weiter. Beide Moleküle speichern die
Energie nacheinander in so genannten angeregten Zuständen. Anschließend
reagieren zwei der Energie-beladenen Emitter-Moleküle miteinander, wobei das
eine Molekül sein Energiepaket auf das andere überträgt. Danach ist ein Molekül
im energiearmen Grundzustand. Das andere hingegen erreicht einen sehr
energiereichen Zustand, der das doppelte Energiepaket speichert. Dieser Zustand
zerfällt rasch wieder unter Aussendung des großen Energiepakets in Form eines
blauen Photons. Obwohl dieses Lichtteilchen kurzwelliger und energiereicher ist
als das anfangs eingestrahlte grüne Licht, wird unterm Strich keine Energie
erzeugt, sondern vielmehr wird die Energie von zwei Photonen auf eines
vereint.
Abb. 2: Schematische Darstellung der
Energieübertragungen. Das Antennen-Molekül (grün mit rotem Platin) empfängt die
grünen Photonen (hν = Lichtenergie) und überträgt sie auf die Emitter-Moleküle
(blau). Anschließend wird ein blaues Photon ausgesendet.
Chemisch spannend ist der Vorgang, da für eine effiziente
Energieübertragung die Moleküle fein aufeinander abgestimmt sein müssen und
weder Antennen- noch Emitter-Molekül auf Schleichwegen ihre Energie verlieren
dürfen. So galt es für die Forscher ein Antennen-Molekül zu synthetisieren, das
langwelliges Licht absorbiert und dieses so lange speichert, dass die Energie
auf einen Emitter übertragen werden kann. Dafür eignete sich nur eine komplexe,
metallorganische Verbindung, die ein Platinatom in einem ringförmigen Molekül
enthält. Das Emitter-Molekül wiederum muss in der Lage sein, die Energiepakete
der Antenne zu übernehmen und diese zu halten, bis ein weiteres angeregtes
Emitter-Molekül für die anschließende Photonenfusion gefunden ist.
Da
auf diese Weise bislang ungenutzte Anteile des Sonnenlichts für Solarzellen
verwertbar gemacht werden, bietet dieses Verfahren den idealen Ausgangspunkt für
effizientere Solarzellen, hoffen die Wissenschaftler. Um diesen Prozess zu
optimieren und einer Anwendung näher zu bringen, erproben sie neue Substanzpaare
für weitere Farben des Lichtspektrums und versuchen, diese in eine Polymermatrix
zu integrieren.
[AJ]
Quelle: Pressemitteilung Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.