Direkt zum Inhalt Direkt zur Navigation
Sie sind hier: Startseite Berichte Wissenschaft Wie reagiert der Golfstrom auf den Klimawandel?

Wie reagiert der Golfstrom auf den Klimawandel?

Archivmeldung vom 17.03.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.03.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Oberflächennahe Zirkulation in einem hochauflösenden Modell des IFM-GEOMAR. Die Farben symbolisieren die Stärke der Strömung. Quelle: IFM-GEOMAR.
Oberflächennahe Zirkulation in einem hochauflösenden Modell des IFM-GEOMAR. Die Farben symbolisieren die Stärke der Strömung. Quelle: IFM-GEOMAR.

Seit 1996 führen Ozeanographen vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel im Rahmen des Sonderforschungsbereichs (SFB) 460 "Dynamik Thermohaliner Zirkulationsschwankungen" Messungen der Meeresströmungen im Nordatlantik durch.

Als Schlüsselregion bestimmt dieser Bereich des Weltozeans nicht nur das Klima in Nordeuropa, sondern hat globale Fernwirkungen. Im Rahmen eines internationalen Symposiums stellen die Wissenschaftler ihre Ergebnisse vom 19.-21. März in Kiel vor. Die wichtigste Erkenntnis: die großen Meeresströmungen im Nordatlantik (das Golfstrom-System) unterliegen starken natürlichen Schwankungen, weisen aber bislang keine Abschwächungstendenzen auf. Mit dieser Schlussfolgerung setzt Kiel einen deutlichen Akzent in einer internationalen Fachdebatte über die Entwicklung des Golfstroms und die zu erwartenden Klimaänderungen.

"Nahezu alle Klimamodelle zeigen, dass sich der Golfstrom in Zukunft abschwächen wird und einige unserer ausländischen Kollegen meinten, erste Anzeichen dafür in Messdaten erkennen zu können", so Prof. Dr. Claus Böning, Ozeanograph am IFM-GEOMAR und Sprecher des SFB 460. "Dies konnte aber in den von uns durchgeführten Langzeitbeobachtungen nicht bestätigt werden", so Böning weiter. Der nördliche Nordatlantik ist für das Weltklima eine kritische Region. Das Absinken von Wassermassen in große Tiefen treibt eine globale Ozeanzirkulation an, die über den verlängerten Arm des Golfstroms zu einem angenehm milden Klima in Nordeuropa beiträgt. Dieser Prozess ist aber auch eine sehr empfindliche Stellschraube im Klimasystem und war in der Vergangenheit schon für rasche und einschneidende globale Klimaänderungen verantwortlich. Im Kieler Sonderforschungsbereich sammelten Meereswissenschaftler eine Vielzahl an Daten, die, zusammen mit hoch auflösenden Modellsimulationen, für ein wesentlich verbessertes Verständnis der komplexen Prozesse in dieser Region führten.

"Selbst wenn sich die Vorhersagen der Klimamodelle bestätigen sollten, werden wir hier in Europa nicht über kurz oder lang in eine Eiszeit rutschen", unterstreicht auch Prof. Jürgen Willebrand, einer der Autoren des jüngst veröffentlichten IPCC-Klimaberichtes, Bönings Aussage. "Bestenfalls wird die zu erwartende Klimaerwärmung in Nordeuropa etwas moderater ausfallen", so Willebrand weiter.

In dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit insgesamt 16 Millionen Euro geförderten Programm gab es durchaus überraschende Ergebnisse. Anders als erwartet zeigten die Strömungsmessungen am Ausgang der Labradorsee zwar große Schwankungen über Zeiträume von Wochen und Monaten, aber bislang keine dramatischen langfristigen Trends, die auf eine Abnahme der Golfstromzirkulation hindeuten würden. Die Beobachtungen decken sich mit den Computersimulationen des sehr feinmaschigen Kieler Ozeanmodells, das mit Beobachtungsdaten der Atmosphäre angetrieben wurde. Dennoch bieten Messdaten wie Modellsimulationen noch Spielraum für Interpretationen, und so werden die derzeitigen Ergebnisse sicherlich auf der Abschlussveranstaltung des Kieler SFBs auch kontrovers diskutiert. "Wir werden diese Schlüsselregion für das globale Klima auf jeden Fall weiter im Auge behalten", so Prof. Dr. Martin Visbeck vom IFM-GEOMAR. Die Bedeutung wird auch von den Förderorganisationen wie dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) erkannt. Das BMBF hat einem Verbund von Kieler, Hamburger und Bremer Meereswissenschaftlern im letzten Jahr ein Forschungsprogramm zugesprochen, in dem es um den Aufbau eines "Frühwarnsystems" für Änderungen des Golfstrom-Systems geht.

In diesem auf 3 Jahre angelegten Projekt können die Untersuchungen fortgesetzt werden. Die Ergebnisse sind auch für das Kieler Exzellenzcluster "Ozean der Zukunft" von großer Bedeutung, das in den nächsten 5 Jahren die Chancen und Risiken, die die Ozeane darstellen, mit neuen multidisziplinären Forschungsansätzen intensiv beleuchten wird.

Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.

Videos
Daniel Mantey Bild: Hertwelle432
"MANTEY halb 8" deckt auf - Wer steuert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk?
Mantey halb 8 - Logo des Sendeformates
"MANTEY halb 8": Enthüllungen zu Medienverantwortung und Turcks Überraschungen bei und Energiewende-Renditen!
Termine
Newsletter
Wollen Sie unsere Nachrichten täglich kompakt und kostenlos per Mail? Dann tragen Sie sich hier ein:
Schreiben Sie bitte fugen in folgendes Feld um den Spam-Filter zu umgehen

Anzeige