ISS-Versuch: Im All fanden Spinnen neuen Orientierungspunkt und bauten ihre Netze anders
Archivmeldung vom 16.12.2020
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Freigeschaltet durch Anja SchmittEin schweizerisch-amerikanisches Forscherteam um den Biologen Samuel Zschokke von der Universität von Basel hat in einem vor kurzem in der Fachzeitschrift „Science of Nature“ erschienenen Artikel die Ergebnisse eines Spinnenexperiments auf der Internationalen Raumstation ISS mitgeteilt.
Die deutsche Ausgabe des russischen online Magazins "SNA News" schreibt weiter: "Spinnen orientieren sich beim Bau ihrer Netze an der Schwerkraft, ist dem am 3. Dezember veröffentlichten Schreiben zu entnehmen. Um das Verhalten der Tiere und den Netzbau in der Schwerlosigkeit zu erforschen, wurden 2011 zwei Goldene Seidenspinnen (Trichonephila clavipes) ins All gebracht. Sie verbrachten fast zwei Monate an Bord der ISS, während zwei Kontrollspinnen auf der Erde, aber ansonsten unter identischen Bedingungen gehalten wurden.
Natürlicherweise baut die Goldene Seidenspinne Netze, deren Zentrum sich stets nahe dem oberen Rand befindet. Dann setzt sie sich mit dem Kopf nach unten darauf und wartet auf Beute. Gegenüber dem Portal Tierwelt erklärte Zschokke die Asymmetrie des Netzes mit der Schwerkraft: Spinnen können demzufolge schneller nach unten laufen und können deshalb eine Beute, die sich im unteren Teil des Netzes verfangen hat, auch dann fangen, wenn sie weiter weg vom Mittelpunkt sei.
Bei Versuchen im Weltraum bauten die Spinnen meistens unüblich symmetrische Netze. Wenn das Licht in der Behausung angeschaltet war, waren die Netze mehr asymmetrisch. Ihr Zentrum befand sich näher an der Lichtquelle und die Spinne blickte in die Gegenrichtung. Ohne Licht richteten sich die Spinnen beliebig aus.
Aus der Sicht der Wissenschaftler sollen die Spinnen durch die Lampe einen Ersatz für die ansonsten gewohnte Schwerkraft gefunden haben, eine Art Back-up-System, um sich beim Netzbau zu orientieren.
Die Ordnungsmäßigkeit der Netze sank im Laufe der Experimente – sowohl bei den Spinnen im Weltraum als auch bei der Kontrollgruppe. Laut den Forschern liegt die Ursache in den Laborbedingungen: Auch zuvor sei beobachtet worden, dass Spinnen ihre Netze im Freiem und in einem Labor unterschiedlich bauen."
Quelle: SNA News (Deutschland)