„Sonnenflugzeug“: Triumph der Ökologie, aber…
Archivmeldung vom 12.04.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas einsitzige Flugzeug Solar Impulse, das ausschließlich mit der Energie von Sonnenbatterien betrieben wird, wird sich Anfang Mai zu einem weiteren Versuchsflug begeben. Ohne Hast wird es in zwei Monaten die USA vom Westen nach dem Osten, aus dem Raum San Francisco bis Virginia, überqueren. Es stehen mehrere Zwischenlandungen, darunter in New York, bevor. Es kommt darauf an, die Möglichkeiten des Sonnenkonzeptes vor der Verwirklichung des dreisten Ansinnens, dem Umfliegen des Erdballs im Jahre 2015, zu prüfen.
Im Beitrag von Boris Pawlischtschew bei "Stimme Russlands" heißt es: "Es ist bereits nachgewiesen worden, dass das „Sonnenflugzeug“ zu interkontinentalen Flügen fähig sei. Im vergangenen Jahr hat Solar Impulse die nicht allzu große Strecke zwischen Spanien und Marokko bewältigt. Und vor drei Jahren hat es einen Rekord aufgestellt, indem es 26 Stunden ununterbrochen in der Luft verbracht hat. Alexej Komarow, Experte der Zeitschrift „Aviatransportnoje Obosrenije“ (Lufttransportrundschau), erzählt:
„Bei diesem Flugzeug handelt es sich um eine leichte Konstruktion, deren gesamte Fläche mit Sonnenbatterien bedeckt ist. Dort sind Elektromotoren und Akkumulatoren installiert worden, die in der hellen Tageszeit die Energie von den Sonnenbatterien akkumulieren und sie in der dunklen Tageszeit abgeben. Das Flugzeug fliegt langsam, bis zu hundert Kilometer pro Stunde. Deshalb erfordern Flüge auf größere Entfernungen viel Zeit.“
Das Gewicht von Solar Impulse entspricht dem eines gewöhnlichen Autos, obwohl die Spannweite bei ihm so groß ist wie bei dem 500 Tonnen schweren Airbus A380. Die Sperrigkeit und die geringe Tragfähigkeit ist die „Bezahlung“ für die Inanspruchnahme der „kostenfreien“ Sonnenenergie. Nicht einmal der zweite Pilot hat dort Platz gefunden. Haben solche auf den ersten Blick nutzlose Konstruktionen einen Sinn? Hier die Meinung von Alexej Komarow:
„Die Entwickler dieses Flugzeuges haben stets hervorgehoben, dass sie sich nicht zum Ziel setzen, einen sofortigen Effekt durch ihre Maschine zu demonstrieren und zu erzielen. Sie möchten in erster Linie der ganzen Welt zeigen, dass sich eine gewisse neue Richtung eröffnet, die jetzt noch technologisch unvollkommen ist und sich für die Verwendung an serienmäßigen Flugzeugen, in der großen Luftfahrt noch nicht eignet. Nichtsdestoweniger hat sie bereits gewisse Perspektiven aufzuweisen.“
In dem Maße, wie solche Apparate, die praktisch geräuschlos sind, vervollkommnet werden, könnten sich die Militärs dafür interessieren, nimmt Wladimir Karnosow, Redakteur der Zeitschrift „Air Fleet“, an:
„Für die bemannte Luftfahrt haben solche Apparate einstweilen kaum einen Sinn. In der nächsten Zukunft ist ebenfalls nicht ganz verständlich, wozu sie eingesetzt werden sollten. Zugleich ist diese Technologie, sollte sie sich weiter entwickeln, für die unbemannte Luftfahrt überaus interessant. Es besteht eine Notwendigkeit an unbemannten Flugapparaten, die sich sehr lange in der Luft aufhalten und Territorien patrouillieren können. Überhaupt ist das Thema Verwendung der Elektrizität in Kraftfahrzeugen, Flugzeugen, U-Booten und so weiter vom Interesse, denn ihm gehört die Zukunft.“
Einstweilen fällt es einem schwer, zu sagen, wo sich die Konstruktionen noch eignen könnten, die imstande sind, sich dank der Energie der Sonne fortzubewegen. Die heutigen „Sonnenautos“ sind noch sehr leistungsschwach und befördern mit Müh und Not nur einen Fahrer. Doch werden die Erfahrungen von Solar Impulse in jedem Fall die wissenschaftliche Basis auffüllen. Und wenn seine Schöpfer es für gewisse Rekorde und die eigene PR benutzen, so sei nichts Schlimmes daran, davon ist Wladimir Karnosow überzeugt.
Das Projekt wird von zwei Eidgenossen, dem Geschäftsmann André Borschberg und dem Aeronauten Bertrand Piccard, der als erster Mensch den Erdball mit einem Luftballon umflogen hat, gefördert.. Also ist seine Idee, die Weltreise mit einem „Sonnenflugzeug“ zu wiederholen, alles andere als zufällig. Ob Piccard selbst in zwei Jahren fliegen wird, wird nicht präzisiert. Bekannt ist nur, dass man für einen solchen Flug Piloten auswählen wird, die imstande sind, 5 Tage lang nicht zu schlafen. Um dieser Belastung standhalten zu können, will man ihnen Autohypnose und Meditieren beibringen."
Quelle: Text Boris Pawlischtschew - „Stimme Russlands"