Brennstoffzellen machen mobil
Archivmeldung vom 16.05.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittOb Diesel, Erdgas oder Benzin, Biogas oder Wasserstoff: keramische Hochtemperaturbrennstoffzellen können unterschiedlichste Brennstoffe in Wärme und Strom verwandeln. Dabei müssen sie extremen thermischen, mechanischen und chemischen Belastungen standhalten. Zusammen mit Partnern aus der Industrie haben Fraunhofer-Forscher eine Technik entwickelt, die Brennstoffzellen preisgünstig und langlebig macht.
"Keramische Hochtemperaturbrennstoffzellen werden schon bald
ein Massenmarkt sein", prognostiziert Prof. Alexander Michaelis, Leiter des
Fraunhofer-Instituts für Keramische Technologien und Systeme IKTS in Dresden.
"Sie eignen sich als mobile Stromgeneratoren für Campingfahrzeuge, Boote, LKWs
oder PKWs, aber auch für stationäre Anwendungen zur Strom- Wärme- und
Kältegewinnung oder zur Verstromung von Biogas in der Landwirtschaft." Mit der
Entwicklung kostengünstiger und langlebiger Stacks, dem Herzstück der
Hochtemperaturbrennstoffzellen, haben Forscher vom IKTS jetzt die Voraussetzung
geschaffen für eine kommerzielle Nutzung.
Stacks sind Stapel aus dünnen
keramischen Platten, an deren Oberfläche die Brennstoffe durch einen
elektrochemischen Prozess direkt in elektrische Leistung umgewandelt werden.
Verglichen mit Polymeren, die in Niedertemperaturbrennstoffzellen eingesetzt
werden, haben diese keramischen Zellen einen großen Vorteil: Sie können nicht
nur reinen Wasserstoff, der schwer zu bekommen ist, sondern auch Methan, Benzin,
Diesel, Erd- oder Biogas verstromen. Dieser Prozess ist technisch relativ
einfach und daher kostengünstig. In Kombination mit Strom, Wärme-
beziehungsweise Kältekopplung lassen sich Wirkungsgrade von mehr als 90 Prozent
erreichen - mehr als mit jeder anderen Technologie.
Die Stacks im
Inneren der Brennstoffzelle müssen dabei allerdings einiges aushalten: Die
Betriebstemperatur kann bis zu tausend Grad betragen. Dabei herrschen auf der
Brenngasseite der keramischen Zellen extrem reduzierende und auf der Luftseite
extrem oxidierende Bedingungen. Die Entwicklung von Materialien, die solche
aggressiven Bedingungen dauerhaft aushalten, ist selbst für erfahrene
Werkstoffforscher eine Herausforderung. Ein Team am IKTS entwickelt zusammen mit
den Industriepartnern H.C. Starck GmbH, einer Tochter der Bayer AG, sowie der
Webasto AG Verbundstoffe aus Metall, Keramik und Glas. Diese Materialien sind
hervorragend für den Bau kostengünstiger und robuster Stacks geeignet - bereits
jetzt wurde eine Lebensdauer von über 5 000 Stunden erreicht.
Das neue
Stack-Design soll schon bald in Serie gehen. Im vergangenen Jahr übernahm die
Staxera GmbH - ein Joint Venture von Webasto und H.C. Strack - die Vermarktung.
Partnerschaften mit dem Heizungshersteller Vaillant und dem Automobilzulieferer
Webasto ermöglichen einen europaweiten Vertrieb. Bei der Weiterentwicklung der
keramischen Hochtemperaturbrennstoffzellen arbeitet die Staxera GmbH eng mit den
Fraunhofer-Forschern zusammen. Um die Kooperation zu erleichtern, hat das junge
Unternehmen im IKTS Räume angemietet und Wissenschaftler engagiert. "Über die
Konstruktion eines solchen "Spin-In" ist sichergestellt, dass Forschung,
Entwicklung und Produktion optimal zusammenarbeiten", resümiert Dr. Christian
Wunderlich, Geschäftsführer der Staxera GmbH.
"Die
Fraunhofer-Gesellschaft und die beteiligten Industriefirmen sehen diese
Kooperation als Modellprojekt", ergänzt Michaelis. "Hier wird deutlich, wie
mittelständische Unternehmen Forschungsergebnisse schnell in marktreife Produkte
umsetzen können. Damit ist es uns gelungen, den Kreis zu schließen: Durch
Forschung, die Geld kostete, haben wir Wissen erlangt, jetzt können wir aus
Wissen wieder Geld und auch Arbeitsplätze generieren."
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.