Gelehriger Diener
Archivmeldung vom 10.05.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.05.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWie sagt man einem Roboter auf einfache Weise, was er zu tun hat? Mit Worten und Gesten. Dass Gestenerkennung möglich ist, zeigt ein Roboter, der mit Hilfe einer 3-D-Kamera die Armbewegungen seines Gegenübers wahrnimmt und imitiert.
Der Kerl sieht zum Fürchten aus: groß wie ein
Basketballspieler, mit blauem Glatzkopf und stählernen Extremitäten, die an ein
Skelett erinnern. Wo immer Roboter "Mirrobot" auftaucht, erregt er Aufsehen.
"Sobald er sich bewegt, bildet sich eine Menschentraube", sagt Ulrich Reiser,
der den stählernen Gesellen auf der Cebit im März vorstellte und jetzt mit ihm
auf die Automatica reist. Zusammen mit Kollegen hat er der Maschine, einer
Entwicklung der Esslinger Firma Festo, künstliches Leben eingehaucht. Die
Forscher des Stuttgarter Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und
Automatisierung IPA lassen Mirrobot nach dem Vorbild eines lebenden Gegenübers
agieren: Sobald der Mensch einen Arm hebt, bewegt auch er seinen Arm. Streckt
der Mensch beide Arme seitwärts aus, macht Mirrobot das auch - als wäre er ein
lebendiges Spiegelbild.
Was wie Spielerei aussieht, ist zukunftsweisende
Forschung. Es geht um die Steuerung von Robotern. Das Ziel der
Fraunhofer-Experten ist der automatische Helfer, der auf Befehl staubsaugt, die
Zeitung bringt und Nudeln kocht - kurzum die gesamte Hausarbeit erledigt. Eine
große Herausforderung dabei ist die Interaktion zwischen Mensch und Maschine:
Wie sagt man dem Roboter, was er zu tun hat? Für Indus-trieroboter, die immer
dieselben Handgriffe verrichten, lässt sich relativ leicht ein Computerprogramm
schreiben. Beim Service-Roboter, der sich im Durcheinander einer Wohnung in
immer neuen Situationen bewähren muss, ist das nicht so einfach. Wünschenswert
wäre, ihn auf einfache und intuitive Weise anzuweisen: Man deutet auf den Tisch
und sagt "Bring mir die Zeitung!".
Während Spracherkennungsprogramme
bereits im Handel sind, können Maschinen Gesten noch nicht verstehen. Doch
Mirrobot zeigt, dass auch dieses Problem lösbar ist. Beim Lesen der Gesten hilft
ihm eine neuartige kleine Kamera, die mittels Laufzeitmessungen von
Infrarotstrahlen Entfernungen misst und so ein räumliches Bild der Umgebung
liefert. Eine Bildverarbeitungssoftware ermittelt daraus die Position der Hände
und des Kopfs im Raum. Das ist nur ein erster Schritt. In einem zweiten muss der
Roboter die Bedeutung von bestimmten Gesten, die von gesprochenen Befehlen
begleitet werden, erlernen. Bis zum bezahlbaren Service-Roboter ist der Weg
freilich noch weit. Allerdings, so IPA-Gruppenleiter Achim Breckweg, werden
Serviceroboter nach und nach immer komlexere Aufgaben im Haushalt übernehmen
können.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.