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Studie erforscht langfristige gesundheitliche Folgen für Fußballprofis

Archivmeldung vom 12.10.2024

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.10.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Mary Smith
Fußbaltor
Fußbaltor

Foto von Janosch Diggelmann auf Unsplash

Wie wirken sich die körperlichen Belastungen einer Sportkarriere auf die Gesundheit aus? Dieser Frage möchten NAKO-Forschende auf Basis der Gesundheitsdaten von 348 ehemaligen Profi-Fußballerinnen und -fußballern in Deutschland auf den Grund gehen. Im Fachmagazin BMJ Sport and Exercise Medicine geben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen Überblick über die SoccHealth-Studie. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Entstehung und Häufigkeit von Krankheiten in dieser speziellen Gruppe sollen für die Bewertung von gesundheitlichen Vor- und Nachteilen durch langfristige berufliche Aktivität als Sportler oder Sportlerin genutzt werden.

Die SoccHealth-Studie ist ein Zusatzprojekt der NAKO Gesundheitsstudie, Deutschlands größter Bevölkerungsstudie zur Erforschung von Volkskrankheiten, und rückt die langfristige Gesundheit von Profifußballerinnen und -fußballern in den Fokus. Ziel ist es, fußballspezifische Auswirkungen auf ein breites Spektrum von Erkrankungen einschließlich kardiovaskulärer, metabolischer, muskuloskelettaler und neurologischer Störungen bei ehemaligen Profifußballern unter die Lupe zu nehmen. Dieser sogenannte Fußball-Arm der NAKO Gesundheitsstudie wird gefördert durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB), die Deutsche Fußball Liga (DFL), die Verwaltungsberufsgenossenschaft (VBG) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und geleitet von Professor Dr. Klaus Berger (Universität Münster) sowie Professor Dr. Tim Meyer (Universität des Saarlandes). Ihre aktuelle Veröffentlichung beschreibt die Vorgehensweise bei der Rekrutierung und Untersuchung von 348 Profifußballerinnen und -fußballern. Die dabei gewonnenen Daten sind nun Grundlage, um Forschungsfragen zu beantworten.

Im Alter von 40 bis 69 Jahren haben die Ex-Profis ab dem Frühjahr 2021 an medizinischen Untersuchungen und Befragungen zu ihrem Gesundheitsverhalten in den 18 NAKO-Studienzentren teilgenommen. Von allen Teilnehmenden wurden verschiedene Bioproben gewonnen. 222 Profi-Fußballerinnen und -Fußballer erhielten zusätzlich eine Ganzkörper-MRT-Untersuchung. Fußball-bezogene Informationen wie beispielsweise die Anzahl der absolvierten Spiele, die Spielpositionen sowie das Spielniveau ermöglichen eine Abschätzung der körperlichen Beanspruchung über die gesamte Sportkarriere. Seit Herbst 2023 sind die Untersuchungen der 52 Frauen und 296 Männer abgeschlossen. "Die Daten der SoccHealth-Studie sind in ihrer Breite und Detailtiefe einmalig. Durch die Einbettung in die NAKO Gesundheitsstudie können die Werte der Ex-Spitzensportlerinnen und -sportler mit einer großen Datenbasis aus der Allgemeinbevölkerung verglichen werden. Das erhöht wesentlich die Qualität und Aussagekraft der aktuell laufenden wissenschaftlichen Analysen", berichtet Professor Dr. Henry Völzke, Vorstandsvorsitzender von NAKO e.V.

Das Durchschnittsalter bei den männlichen Spielern liegt bei 54,5 Jahren und bei den Frauen bei 46,9 Jahren. Die häufigste Spielposition bei den männlichen Ex-Profispielern ist die des Verteidigers, gefolgt von der des Mittelfeldspielers, während es bei den Frauen umgekehrt ist. Beide Geschlechter haben insgesamt 32 Jahre Fußballtraining und -spiele in Amateur- und Profi-Ligen hinter sich. Männer beendeten ihre Profikarriere im Durchschnitt im Alter von 33 Jahren, bei den Frauen waren es 34 Jahre.

"Die Angaben zur Karriere deuten darauf hin, dass die Fußballexposition der SoccHealth-Teilnehmenden hoch war und sich nicht wesentlich zwischen Männern und Frauen der Studie unterscheidet. Auch der Anteil der verletzungsbedingten Pausen von mehr als einem Monat während der Karriere war erwartungsgemäß bei beiden Geschlechtern sehr hoch. Weibliche Ex-Profis hatten im Median eine höhere Anzahl von Spielzeiten in der ersten Bundesliga, aber eine geringere Anzahl in der zweiten Bundesliga, was höchstwahrscheinlich auf die unterschiedlichen Zeitpunkte der Ligeneinführung zurückzuführen ist", analysiert Prof. Dr. Tim Meyer, Lehrstuhlinhaber für Sport- und Präventivmedizin an der Universität des Saarlandes und langjähriger Mannschaftsarzt des Männernationalteams.

Neben der Analyse von Bio- und Bildgebungsmarkern werden auch die selbstangegebenen Informationen unter anderem zum Gewichtsverlauf oder Lebensstilfaktoren wie beispielsweise dem Rauchverhalten in den Analysen wichtige Hinweise für die Präventionsforschung geben.

"Diverse Studien der letzten Jahre haben sich mit der Gesundheit von Fußballprofis beschäftigt. Diese beschränken sich zuletzt meist auf die Gesundheit des Gehirns und mögliche Folgen durch das Fußballspiel. Die umfassenden medizinischen Untersuchungen und Befragungen der Teilnehmenden innerhalb der SoccHealth-Studie sind besonders wertvoll für die Forschung und werden Fragen zur Entstehung, Häufigkeit und Ursachen von einem großen Spektrum an Volkskrankheiten wie Herzinfarkt, Bluthochdruck, Schlaganfall oder Zucker- und Fettstoffwechselstörungen bei Fußballprofis beantworten", sagt Prof. Dr. Klaus Berger, Wissenschaftler der Universität Münster.

"Die VBG versichert den bezahlten Sport. Wir unterstützen Studien, die das Verringern von Unfallfolgen oder das Vermeiden von Unfällen zum Ziel haben. Kopfverletzungen und andere fußballbedingte Einwirkungen können schwere Auswirkungen haben, darum sind wir sehr interessiert an den Ergebnissen dieser Studie", sagt Norbert Moser, Präventionsfeldkoordinator Sport der gesetzlichen Unfallversicherung VBG.

Originalpublikation

Berger K, Baurecht H, Stein M, et al. SoccHealth: a health status examination of former professional football (soccer) players within the German National Cohort. BMJ Open Sport & Exercise Medicine 2024;10:e002228. doi:10.1136/bmjsem-2024-002228

NAKO Gesundheitsstudie

Die NAKO Gesundheitsstudie ist die größte Langzeit-Bevölkerungsstudie in Deutschland. In 18 Studienzentren werden seit 2014 über 200.000 zufällig ausgewählte Personen medizinisch untersucht und nach ihren Lebensgewohnheiten befragt. Zum Start der Studie waren die Teilnehmenden im Alter von 20 - 69 Jahren.

Die NAKO Gesundheitsstudie ist eine prospektive epidemiologische Kohortenstudie. Die Forschenden beobachten dabei eine große Gruppe, eine sogenannte Kohorte, aus gesunden, kranken oder ehemals kranken Menschen über eine lange Zeitspanne. Ziel ist es, durch wissenschaftliche Auswertungen der Daten der Teilnehmenden, Häufigkeit und Ursachen von Volkskrankheiten wie beispielsweise Krebs, Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen aufzuklären, Risikofaktoren zu erkennen und Wege für eine wirksame Vorbeugung und Früherkennung aufzuzeigen.

Das Forschungsprojekt wird von 26 Einrichtungen getragen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Universitäten, der Helmholtz-Gemeinschaft, der Leibniz-Gemeinschaft und weiteren Forschungsinstituten in Deutschland arbeiten in einem bundesweiten Netzwerk zusammen. Die Studie wird vom Verein NAKO e.V. durchgeführt. Finanziert wird sie aus öffentlichen Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), der Helmholtz-Gemeinschaft und der beteiligten Bundesländer.

Quelle: NAKO Gesundheitsstudie (ots)

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