Licht macht fit
Archivmeldung vom 20.03.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.03.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittGerade im Winter klingelt der Wecker morgens bei vielen, wenn es noch dunkel ist. Da fällt das Aufstehen schwerer als bei Sonnenschein. Und nach einem langen Tag mit vielen Stunden im Kunstlicht lässt das Einschlafen oft auf sich warten. Spezielle Lampen sollen diese Probleme mildern helfen.
Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Plasmaforschung und
Technologie e.V. (INP Greifswald) und Kollegen arbeiten zusammen mit
Unternehmen im Verbundprojekt PLACAR* daran, solche Lampen zu
entwickeln. Bereits nach der Hälfte der Projektlaufzeit gibt es viel
versprechende Ergebnisse: Neue Lichtquellen lassen in den Abendstunden
die Ausschüttung des "Schlafhormons" Melatonin zu und man wird
"natürlich müde". Entscheidend ist der Blauanteil im Spektrum des
Lichtes.
"Es hat sich gezeigt, dass herkömmliche Lampen
bereits zu einer in Abendstunden ungewollten Melatoninunterdrückung und
vermehrter Wachheit führen", berichtet Dr. Heinz Schöpp vom INP.
Dagegen behindern die im PLACAR-Projekt entwickelten Lampen ohne
Blauanteil die abendliche Melatoninausschüttung und Schläfrigkeit
nicht.
Melatonin ist nur ein Hormon, das im menschlichen Tag- und Nacht-Rhythmus eine wichtige Rolle spielt. Viele andere Parameter, sowohl psychologische als auch physiologische, werden durch das so genannte circadiane System gesteuert. Gerät es aus dem Takt, kommt es zu Beeinträchtigungen des Wohlbefindens und der Gesundheit. Das kann kurzzeitiger Natur sein wie beim Jet-Lag, aber auch Winterdepression zählt zu solchen Problemen. Langfristige ernsthafte Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt und Tumorerkrankungen sind bereits bei Schichtarbeitern aussagekräftig untersucht worden.
Das
circadiane System hat sich im Verlauf der Menschheitsgeschichte unter
dem Einfluss der natürlichen Abfolge von Tag und Nacht - von Hell und
Dunkel - entwickelt. Licht hat nach wie vor einen großen Einfluss auf
dieses System und die von ihm gesteuerten Abläufe. Der moderne Mensch
verbringt einen nicht unwesentlichen Teil seiner Zeit in geschlossenen
Räumen unter Kunstlicht und macht - ohne Rücksichtnahme auf den vom
circadianen System vorgegebenen Rhythmus - häufig "die Nacht zum Tage".
Nicht selten führt dies zu Leistungsminderung und krankhaften
Erscheinungen.
Wird nun künstliches Licht bestimmter
spektraler Zusammensetzung und in Phase mit dem circadianen Rhythmus
sinnvoll eingesetzt, kann sich dies gesundheits- und leistungsfördernd
auswirken. Gerade fehlendes Sonnenlicht am Morgen bzw. im Verlauf des
Tages, aber auch in der dunklen Jahreszeit, kann so ergänzt bzw.
ersetzt werden.
Ein Fernziel dieser Arbeiten ist es unter
anderem die Voraussetzungen zu schaffen, um die derzeitigen
Lichtquellen zumindest teilweise durch intelligente Lichtquellen bzw.
Beleuchtungssysteme zu ersetzen, die in Abhängigkeit von der Tageszeit
unterschiedliche Lichtspektren mit unterschiedlichen Intensitäten
aussenden. Bereits zur Halbzeit, dem so genannten 1. Meilenstein, des
dreijährigen Projektes konnten sehr gute Ergebnisse präsentiert werden.
Erste Ergebnisse
Plasmalampen sind energieökonomisch und
hier das Mittel der Wahl. Einerseits ist ihre Effizienz bezüglich der
Strahlungserzeugung wesentlich höher als die von herkömmlichen
Glühlampen, andererseits sind sie in der Erzeugung der spektralen
Verteilung ihrer Emission nicht beschränkt und schließlich überdecken
sie auf Grund ihrer sehr unterschiedlichen Geometrien (Flächenstrahler,
Punktstrahler) und Lichtströme alle erdenklichen Einsatzbereiche.
Im Projekt werden Ansätze zur Modifizierung der Plasmalampen im Sinne der biologisch unterstützenden Wirkung verfolgt. So ist z.B. in Niederdrucklampen der Ersatz von Quecksilber durch Xenon (dadurch keine blauen Quecksilberlinien) und die Entwicklung von Quecksilber absorbierenden Leuchtstoffen förderlich. Durch die Modifizierung von Füllungen in Hochdrucklampen soll ebenfalls eine Verringerung des relativen Blauanteils im Spektrum erzielt werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Entwicklung neuer Leuchten. Diese Leuchten können durch intelligente Steuerung Licht mit sehr guter Farbwiedergabe aber tageszeitabhängig mit unterschiedlicher biologischer Wirkung ausstrahlen.
Bisher wurden verschiedene Plasmalampen eingesetzt,
die sich in ihren spektralen und lichttechnischen Eigenschaften sehr
unterscheiden. Dabei reicht die Auswahl von Lampen mit merklichen
Anteilen im Spektrum unterhalb von 550 nm bis zu Lampen ohne solche
Anteile sowie Beleuchtungsstärken von 130 lux bis 500 lux. Erste
Ergebnisse unter alltäglich anzutreffenden Situationen bestätigen, dass
herkömmliche Lampen mit durchaus geringem Blauanteil bereits zu einer
in Abendstunden ungewollten Melatoninunterdrückung und vermehrter
Wachheit führen, während die im PLACAR-Projekt entwickelten Lampen ohne
Blauanteil die abendliche Melatoninausschüttung und Schläfrigkeit nicht
behindern.
Das Projekt PLACAR
Das Kürzel PLACAR steht
für "Plasmalampen für circadiane Rhythmen". Forschungs- und
Entwicklungsarbeiten zu Plasmalampen und Leuchten, die den circadianen
Rhythmus des Menschen unterstützen und somit einen wesentlichen Beitrag
zur Gesundheit der Bevölkerung beitragen können, werden vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF FKZ: 13N8968 -
13N8974) mit mehreren Millionen Euro unterstützt.
In dem
Verbundprojekt PLACAR arbeiten derzeit 5 Unternehmen der Lichtquellen-
und Leuchtenbranche zusammen mit der Arbeitsgruppe Schlafforschung
& Klinische Chronobiologie am Institut für Physiologie der Charité
- Universitätsmedizin Berlin (Dr. Kunz) - und dem Leibniz-Institut für
Plasmaforschung und Technologie e.V. (INP Greifswald) an der
Entwicklung solcher Plasmalampen. Bei den Unternehmen handelt es sich
um OSRAM, NARVA BEL, NARVA G.L.E., LITEC LLL sowie TRILUX.
Quelle: Institut für Niedertemperatur-Plasmaphysik e.V.