Zwischen Innenwelt und Aussenwelt (Teil 3-Sternchen)
Archivmeldung vom 08.12.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEin weiteres entoptisches Phänomen, das häufig mit den Mouches volantes verwechselt wird, sind die so genannten „Sternchen“. Es handelt sich um hell leuchtende Kügelchen, die sich beim Blick gegen den Himmel in gewundenen Bahnen bewegen. Diese Pünktchen können üblicherweise nicht durch unsere Augenbewegungen beeinflusst werden wie die Mouches volantes, sondern bewegen sich nach eigenen Gesetzmässigkeiten.
Sternchen sind gut wahrnehmbar, wenn wir ohne Fokussierung in den freien Himmel blicken.
In der Augenheilkunde gelten die „Sternchen“ als Korpuskel, englisch „flying corpuscules“ oder „luminous spots“, z.T. auch als Phosphene bezeichnet. Die gängige Erklärung ist, dass es sich hier um weisse Blutkörperchen (Leukozyten) handelt, die sich in den Netzhautgefässen bewegen und von der Netzhaut wahrgenommen werden, v.a. dann, wenn im einfallenden Licht ein hoher Blauanteil vorhanden ist. Daher sieht man sie am besten beim Blick gegen den Himmel. Wie es allerdings dazu kommt, dass sie bei bestimmten körperlichen Zuständen sichtbarer (leuchtend) sind, wird meines Wissens nirgendwo erklärt.
Eine Verknüpfung von Sternchen und ganzheitlichen Erklärungen treffen wir im Bereich der Esoterik relativ häufig an: Meistens wird argumentiert, die Sternchen seien die visuell sichtbare Lebensenergie oder eine Form davon. Dabei wird häufig auf aussereuropäische Konzepte von Lebensenergie wie prana (indisch), chi (chinesisch), ki (japanisch) etc. zurückgegriffen. Doch eine tiefgründigere Theorie, die das Phänomen erklären könnte, ist schwer zu finden.
Eine Ausnahme bildet Wilhelm Reichs umstrittene Orgon-Theorie. In den 1930er und 1940er Jahren führte Dr. Wilhelm Reich (1897-1957) eine Reihe von biophysikalischen Experimenten durch, die seiner Ansicht nach zeigten, dass organisches Material (auch der menschliche Körper) durch eine Energie „erregt“ wurde. Diese Energie konnte er visuell, thermisch und elektromikroskopisch nachweisen, und zwar im Sonnenlicht, im Erdboden, in der Atmosphäre und in lebenden Organismen. Er nannte diese Energie „Orgon“. Reich erklärte viele optische und visuelle Phänomene mit seiner Orgontheorie, beispielsweise das Flimmern am Himmel oder das Glitzern der Sterne. In diesem Sinn werden auch die Sternchen bzw. Kreiselwellen gedeutet, welche nach Reich eine Art von „Orgonstrahlen“ seien. Dieses Orgon wirke insofern heilend, als es lebendes Gewebe energetisch auflädt, Krebszellen und Stäbchenbakterien töte etc. Folgerichtig konstruierte Reich so genannte Orgonakkumulatoren, welche den Zweck hatten, die Orgonenergie zu konzentrieren und damit die Leuchterscheinungen des Orgons besser beobachtbar zu machen und den Heilungserfolg zu steigern.
Da Wilhelm Reich die Lebensenergie als messbare physikalische Energie beschrieb und seine Experimente als Wissenschaft verstand, wurde er scharf kritisiert. Seine Theorie gilt heute als wissenschaftlich unhaltbar, trotzdem ist sie bei manchen heutigen Ärzten und Heilpraktikern beliebt und wird angewendet. Von eher spirituell orientierten Anhängern der Orgontheorie wiederum wird die Konzentration auf den visuellen Ausdruck des Orgon, also die Sternchen, empfohlen: Nach dieser Ansicht widerspricht die Wahrnehmung der energetischen Kreiselwellen diametral der Wahrnehmung der physischen, materiellen Objekte. Und da wir gewohnt sind, auf die physische Welt zu blicken, bedarf es grosser Konzentration um diese Sternchen für eine längere Zeit ohne Unterbruch zu sehen. Um dies zu erreichen, müsse der innere Dialog, das Ego, zur Ruhe gebracht werden. Nach dieser Beschreibung kann die Konzentration auf die Sternchen daher wie die Konzentration auf Mouches volantes als Meditation mit offenen Augen aufgefasst werden.
(Den letzten Teil des Berichtes von Floco Tausin können Sie ab morgen auf extremnews.com lesen)