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Gene spielen bei Ehekrach mit

Archivmeldung vom 17.04.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.04.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Beziehungsstreit: Gene steuern Reaktionen. Bild: aboutpixel.de/Gastmann
Beziehungsstreit: Gene steuern Reaktionen. Bild: aboutpixel.de/Gastmann

Wie Ehepartner miteinander streiten und auf Gefühle des anderen reagieren, wird in gewissem Ausmaß von den Genen mitbestimmt. Das berichten Psychologen der Universtiät Freiburg, der University of California und der Ohio State University in der Fachzeitschrift "Emotion". "Stabile, genetische Grundlagen steuern die Bedürfnisse und Präferenzen mit, die Menschen in einer Partnerschaft haben", erklärt Studienautor Dominik Schöbi im pressetext-Interview.

Die Forscher untersuchten 76 Paare im durchschnittlich elften Ehejahr. In insgesamt vier zeitlich getrennten Sitzungen wurden sie gebeten, vor einer Videokamera Gespräche zu führen. So sollten sie etwa ein bereits schwelendes Konfliktthema diskutieren oder auch ein Problem von einem der beiden Partner besprechen, bei dem der andere Unterstützung lieferte. Zudem entnahm man den Probanden Speicheltests und erstellte so genetische Fingerabdrücke.

Bei der Genotypisierung konzentrierten sich die Forscher auf das 5-HTT-Gen, das in der Membran von Nervenzellen für den Transport des Stimmungshormons Serotonin kodiert. Zwei verschiedene Varianten dieses Gens existieren - jene mit langen und jene mit kurzen Allelen, wobei Nervenzell-Membranen mit der langen Variante mehr Transportermoleküle für Serotonin enthalten als bei der kurzen Variante. Da jeder Mensch je eine Genkopie beider Eltern erbt, gibt es die Genotypen "lang-lang", "kurz-kurz" und "lang-kurz".

Kurz oder lang entscheidet

Wie die Forscher zeigten, hängt soziale Sensitivität mit der Ausprägung des Gens zusammen: "Personen mit einem oder zwei kurzen Allelen reagierten stärker auf positive Gefühle, jedoch auch auf Angst, Deprimiertheit und Nervosität des Partners vor der Interaktion. Zudem waren sie viel eher bereit, auf positive Gefühle einzugehen als Personen mit langen Allelen", berichtet Schöbi. Vertreter der langen Gen-Variante waren weit eher blind gegenüber Gefühlen des anderen, leiden dafür aber weniger unter schlimmen Erlebnissen.

Während der Freiburger Psychologe betont, keine Geschlechtsunterschiede in der Verteilung der Genvarianten gefunden zu haben, sind aus früheren Studien regionale Unterschiede bekannt: In Westeuropa dominiert "lang-lang" mit einem Anteil von 50 Prozent. In Südostasien sind hingegen kurze Formen deutlich überrepräsentiert - in China mit bis zu 80 Prozent. "Es wäre jedoch vermessen, aufgrund dieses einen Gens gleich Aussagen über Kulturen zu machen", so der Studienautor.

Komplexes Zusammenspiel

Das Ergebnis hilft, die unterschiedlichen Zugänge zu Gefühlen in Beziehungen besser zu verstehen. "Es gibt eindeutig dauerhafte, biologische Merkmale einer Person bei der Übertragung von Stress und Emotionen. Dennoch wirken sich derartige Einflüsse immer nur auf sehr spezifische Aspekte der Interaktion aus, die wiederum außer von den Genen auch von der Vorgeschichte eines Menschen und der unmittelbaren Situation selbst abhängt", so Schöbi.

Aktuelle Ansätze der positiven Psychologie gehen noch weiter und sprechen vom Charakter als einer dritten Ebene, die neben Biologie und Umwelt das Verhalten beeinflusst. Wie in Wien demnächst eine Fachtagung diskutiert, gibt es hier einen vom Menschen frei beeinflussbaren Spielraum.

Quelle: www.pressetext.com/Johannes Pernsteiner

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