Von Insekten lernen - Uni Halle/Saale entwickelt neuartiges Ameisen Abwehrsystem
Archivmeldung vom 27.03.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Institute für Chemie und Biologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) haben gemeinsam ein neuartiges Abwehrmittel gegen Ameisen entwickelt. Es ist einem natürlichen Abwehrsekret nachempfunden und verursacht keine Nebenwirkungen wie Hautreizungen.
"Insekten muss man abwehren", so René Csuk, Professor für Organische Chemie an der MLU. "Insekten verursachen weltweit enorme Schäden an Ernteerträgen, sie stellen ein Problem im Bereich der Wiederaufforstung dar und sind oftmals Überträger gefährlicher Krankheiten wie Malaria oder Gelbfieber. Das Ziel ist, Insekten ungiftig abzuwehren. Zum einen wird sonst die Umwelt beschädigt, zum anderen schädigt sich der Nutzer auch selbst. Daher sollte man ein Mittel finden, das die Tiere nur abschreckt." Prof. Dr. Csuk und seine Mitarbeiter haben nun ein solches Mittel entwickelt. Sie haben ihr Repellent gegen Insekten der Natur nachempfunden.
Bisher kam zur Insektenabwehr hauptsächlich das Mittel N,N-Diethyl-m-toluamid (DEET) zum Einsatz. Zur Vorsorge für Kleidung, Schuhe und Ausrüstungsmaterial ist besonders im militärischen Bereich Permethrin weit verbreitet. Doch diese Mittel haben Nebenwirkungen. DEET kann zu Hautreizungen führen. Besonders bei Kindern kann man nur eine verdünnte Konzentration verwenden. "Dies ist besonders nachteilig in Dritte-Welt-Ländern, wo Malaria weit verbreitet ist", erklärt Prof. Dr. Csuk. Permethrin wird nur auf unbelebten Oberflächen verwendet und hat darüber hinaus bei einer zu hohen Dosierung schädliche Wirkungen auf das menschliche Nervensystem. Durch das neue Abwehrmittel sollen solche Nebenwirkungen vermieden werden.
Dafür hat man sich an der Natur orientiert. Der Thrips Suocerathrips linguis, ein kleines Insekt, wehrt sich gegen Ameisen, indem er ein Abwehrsekret absondert. Chemiker der MLU haben analysiert, wie dieses wirkt. Dabei wurde eine bisher unbekannte Verbindung entdeckt, welche als (11Z)-Eicosadienylacetat identifiziert werden konnte; diese Verbindung übt auf Ameisen eine starke Repellentfunktion aus.
Den Chemikern gelang es, das Abwehrsekret künstlich nachzubauen und entsprechend zu modifizieren. Der Erfolg dieser neuartigen Verbindungen konnte an Ameisenvölkern getestet werden. Die Ameisen wurden mit Putenfleisch und Honigwasser, platziert auf einem Filterpapier, angelockt. Es gab zwei Proben: Bei der ersten Probe wurde um das Lockmittel eine verdünnte Lösung des neuen Repellents gegeben. Bei der zweiten Probe gab es keine Abwehrversuche. Das Ergebnis war eindeutig: Während sich auf dem Lockmittel mit dem Abwehrsekret nur sehr wenige Ameisen befanden, waren sie auf der Gegenprobe zahlreich vorhanden.
Mittelfristig
soll diese Verbindung auch an anderen Schadinsekten getestet werden.
"Mein Wunsch ist der Markteintritt und die Kommerzialisierung des
Produktes", sagt Prof. Dr. Csuk.
Quelle: Martin-Luther-Universität