SOS-Ölunfallbekämpfung bei schwerer See
Archivmeldung vom 05.02.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittTrotz rückläufiger Statistiken und Verbesserungen der Schiffs- und Verkehrssicherheit - beispielsweise durch die Einführung von Doppelhüllentankern - stellen Tankerhavarien und die damit verbundene Gefahr von Ölaustritt eine erhebliche Bedrohung dar.
Jedes einzelne Unglück - wie der Untergang der "Prestige" im Golf von Biscaya - führt zu verheerenden Konsequenzen für die maritime Flora und Fauna, aber auch zu ökologischen und ökonomischen Katastrophen für die betroffenen Küstenregionen und Unternehmen. Um solche Gefahren abzuwenden, werden am Fachgebiet Meerestechnik der TU Berlin unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Günther Clauss sogenannte Ölunfallbekämpfungssysteme entwickelt. Dazu gehören unter anderem die mobilen Einheiten "MPOSS" und "Knechtsand" für den Einsatz in Küstenregionen bei moderatem Seegang.
Für die
Ölunfallbekämpfung bei rauer See wurde neuerdings ein
"Seegangsunabhängiger Oelskimmer" (SOS) an der TU Berlin konzipiert.
Das bereits in Deutschland und den USA patentierte, rein mechanische
System zeichnet sich durch hohe Robustheit und Effizienz aus, da es
ohne bewegliche Teile auskommt und auch bei hohen Wellen noch operieren
kann. Der Ölfilm strömt entlang der Bugunterseite des SOS bis zu einer
Separationsklinge, die ihn von der Hauptströmung trennt und in einen
sogenannten Moonpool leitet. An der Abrisskante entsteht ein Wirbel,
der das Öl zur freien Wasseroberfläche beschleunigt. Von dort wird es
durch Sloshing-Bewegungen über eine Böschung in Setztanks
transportiert, wo es abgepumpt wird.
Im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten und kürzlich um ein Jahr bis April 2009 verlängerten Forschungsvorhabens "Analyse der Ölseparation bei Ölskimmersystemen im Seegang" wird ein numerisches Verfahren entwickelt, mit dem die Strömungsverhältnisse um das Ölskimming-System in verschiedenen Seegängen wie auch die seegangsinduzierten Bewegungen des frei fahrenden Skimmers analysiert werden können. Nach Abschluss der Entwicklung des numerischen Verfahrens kann der Wirkungsgrad des SOS in Abhängigkeit des Seegangs, der Fahrtgeschwindigkeit und der Ölsorte in dreiphasigen Strömungssimulationen berechnet werden. Auf dieser Basis erfolgt dann die Optimierung des Skimmers durch eine gezielte Variation verschiedener System- und Betriebsparameter. Ziel ist die Erweiterung des Einsatzspektrums auf hohe Seegänge und damit eine deutliche Steigerung der Leistungsfähigkeit. Als potentielles Trägerschiff für den SOS bietet sich der "FUTURA Tanker" an, da dieser bereits eine dem Skimmer ähnliche Bugform aufweist. Auch das "MPOSS" ließe sich mit relativ geringem Kostenaufwand als Trägerschiff für SOS umfunktionieren.
Quelle: Technische Universität Berlin (von Florian Sprenger)