"Exopet-Studie" will private Haltung von Exoten analysieren
Archivmeldung vom 24.02.2016
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtIn Deutschland werden immer mehr exotische Tiere wie Geckos oder Schlangen in Privathand gehalten. Schätzungen gehen allein von 0,8 Millionen Terrarien in privaten Haushalten aus. Die Dunkelziffer, meinen Experten, dürfte erheblich größer sein. Mit der Zahl der Exoten wächst auch der Widerstand von Tierschützern, denn viele Besitzer wissen oft viel zu wenig über die Haltung dieser Tiere. Keiner weiß, wie viele Exoten welcher Tierart in deutschen Haushalten leben und in welchem Zustand sie sind. An der Universität Leipzig startete deshalb kürzlich das Projekt "Exopet".
In Zusammenarbeit mit Experten der Ludwig-Maximilians-Universität München, die für die Tierklassen Säugetiere und Fische zuständig ist, soll diese Situation unter anderem durch eine groß angelegte Online-Befragung analysiert, bewertet und anschließend Handlungsempfehlungen an den Gesetzgeber formuliert werden. Heute (23. Februar 2016) wurde die Website dafür freigeschaltet.
Neben den Haltern exotischer Tiere sollen anschließend auch Veterinärmediziner aufgefordert, in einer anonymen Online-Befragung Auskunft zu Art, Zahl und Haltungsbedingungen, Art des Erwerbs sowie Zustand der Tiere Auskunft zu geben. "Wir fragen beim Tierhalter auch ab, ob es beim Kauf des Tieres Informationen über die Haltung gegeben hat", sagt Prof. Dr. Maria-Elisabeth Krautwald-Junghanns, die Leiterin der Klinik für Vögel und Reptilien der Universität Leipzig und Koordinatorin des Projekts. Die potenziellen Teilnehmer sollen unter anderem über Flyer in Tierhandlungen und Tierarztpraxen auf die Studie aufmerksam gemacht werden. Als "exotisch" stufen die Wissenschaftler dabei alle Tiere ein, die in Deutschland nicht in der freien Natur vorkommen. Darunter zählen unter vielen anderen Spezies auch zum Beispiel Wellensittiche.
"Die Haltung vieler exotischer Tiere ist seit Jahren auf dem Vormarsch", erklärt die Veterinärmedizinerin. Wegen des Importverbots aufgrund des Ausbruchs der Asiatischen Vogelgrippe im Jahr 2006/2007 würden in Deutschland in den vergangenen Jahren zwar weniger exotische Vögel, dafür aber umso mehr Reptilien gehalten. Im Rahmen der Studie sollen auch die überall in Deutschland regelmäßig stattfindenden Tierbörsen genauer betrachtet werden - in welchem Zustand die Tiere angeboten werden und ob auf diesen Märkten Tierschutzkriterien eingehalten werden. Es sei auch durchaus üblich, Exoten per Mausklick zu bestellen, die dann im Karton direkt beim Besteller angeliefert werden.
"Das Problem ist, dass man diese Tiere viel zu leicht kaufen kann, ohne Sachkenntnis zu haben", weiß Krautwald-Junghanns. Auch andere Länder wie Belgien, die Niederlande, Österreich und die Schweiz sind daher dabei, gesetzliche Regelungen zur Haltung exotischer Tiere zu verankern.
Bisher gibt es in Deutschland lediglich eine Liste mit Mindestanforderungen für die private Exotenhaltung, die allerdings nicht rechtsverbindlich und nicht vollständig ist. In den kommenden18 Monaten wollen die beteiligten Wissenschaftler aus Leipzig und München daher eine Situationsanalyse für die unterschiedlichen Tiergruppen erstellen und dem Gesetzgeber entsprechende Handlungsempfehlungen geben. Auftraggeber der "Exopet"-Studie ist das Bundeslandwirtschaftsministerium.
Quelle: Universität Leipzig (idw)