NASA will Weltraumteleskop Hubble durch Booten reaktivieren
Archivmeldung vom 15.10.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakDas seit Ende September ausgefallene Weltraumteleskop "Hubble" soll ohne Reparaturmission der Weltraumfähre Atlantis wieder reaktiviert werden. Bei der Mission sollten mehrere Systeme repariert werden, unter anderem die Gyroskope, die zur Lageregelung notwendig sind.
"Hubble" gilt als der Rockstar der Weltraumforschung. Fast alle neuen Erkenntnisse über den Kosmos und seine Entwicklung verdanken Wissenschaftler dem seit 1990 um die Erde kreisenden Teleskop. Allerdings muss es baldmöglichst generalüberholt werden, damit es für weitere Jahre Daten liefern kann. Unter anderem sollen zwei Kameras, Batterien und Gyroskope ausgetauscht werden, die "Hubble" zur Lageregelung benötigt.
Der nach langem Hin und Her für den 14. Oktober geplante Reparaturflug der US-Raumfähre "Atlantis" musste jedoch verschoben werden, nachdem das Teleskop Ende September plötzlich komplett ausfiel und überhaupt keine Daten mehr zur Erde funkte. Eine Reparaturmission, bei der unklar ist, was eigentlich repariert werden muss, wollte die Nasa nicht riskieren.
Die Ingenieure der US-Weltraumbehörde wollen nun per Fernschaltung den Ersatz-Sendekanal aktivieren. Die dafür notwendigen Bauteile wurden allerdings seit mehr als 18 Jahren nicht mehr benutzt. Am heutigen Mittwoch werde man das Signal senden, so die Nasa. Falls die Aktion gelinge, solle "Hubble" bis Freitag die Sendung wissenschaftlicher Daten wieder aufnehmen.
In der Weltraumbehörde ist man optimistisch, dass das Verfahren funktioniert: "Unbenutzte Komponenten altern im All kaum", sagte Art Whipple vom Goddard Space Flight Center der Nasa in Greenbelt. So gesehen sei der Kosmos eine gute Umgebung zum Lagern von Elektronik.
Die Nasa steht unter einem gewissen Zeitdruck. 2010 ist nach derzeitiger Planung der letzte Shuttle-Flug geplant. Allein die Verschiebung der Reparaturmission von Oktober auf voraussichtlich Februar kostet die Weltraumbehörde nach eigenen Angaben zehn Millionen US-Dollar pro Monat. Die Mission wäre die fünfte und letzte Reparatur von "Hubble".
Der Reparaturflug ist nicht ungefährlich. So hat die Nasa ein Risiko von eins zu 60 berechnet, dass die "Atlantis" auf dem Flug zu "Hubble" durch die Kollision mit Weltraumschrott verloren geht. Der Vergleichswert auf Reisen zur Internationalen Raumstation ISS beträgt eins zu 300. Auch aus diesem Grund wollte die Nasa "Hubble" ursprünglich gar nicht reparieren. Nach Protesten von Wissenschaftlern wurde die Entscheidung revidiert, wohl auch weil der "Hubble"-Nachfolger, das James-Webb-Teleskop, erst 2013 ins All gebracht werden soll.