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Stöbern im antarktischen "Klimaarchiv"

Archivmeldung vom 16.02.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.02.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Es wird wärmer auf der Erde. Dass der Klimawandel in vollem Gange ist, ist unter Fachleuten wie Laien längst unstrittig. "Weniger klar sind dagegen die Konsequenzen, die sich für das Leben auf unserem Planeten aus der globalen Erwärmung ergeben", macht Prof. Dr. Viereck-Götte von der Friedrich-Schiller-Universität Jena deutlich.

Wie stark wird beispielsweise der Meeresspiegel durch das Abschmelzen von Gletschern steigen? Wie werden sich Lebensräume von Pflanzen und Tieren verändern?

Hinweise zur Beantwortung dieser Fragen, so der Professor für Geochemie weiter, lassen sich durch einen Blick in die Klimageschichte finden. "Insbesondere in der jüngeren Erdgeschichte - seit mindestens 35 Millionen Jahren - haben sich wärmere und kältere Perioden abgewechselt, die in den polaren Eisschilden und den vor den Küsten im Meer liegenden Sedimentschichten ihre Spuren hinterlassen haben", so Viereck-Götte. Die Polargebiete gelten als wichtige Indikatoren für globale Klimaänderungen, da es sich bei ihnen um sehr empfindliche Systeme handelt, die bereits auf geringfügige Klimaänderungen reagieren. Deshalb sind der Jenaer Geowissenschaftler und sein Team seit 2003 im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Schwerpunktprogramms "Antarktisforschung" u. a. an der Erkundung der Vereisungsgeschichte des antarktischen Kontinents beteiligt.

Gerade hat die DFG das Schwerpunktprogramm um weitere fünf Jahre verlängert. "Das ist ebenso erfreulich wie ungewöhnlich", sagt Viereck-Götte, der den Bereich Geowissenschaften des deutschlandweit arbeitenden Forschungsverbundes koordiniert. Diese Entscheidung zeuge zum einen von der Bedeutung, die dem Thema auch zukünftig beigemessen werde, und zum anderen von der in den zurückliegenden Jahren geleisteten hervorragenden Arbeit des gesamten deutschen Teams.

Dass auch weiterhin deutsche Wissenschaftler an internationalen Projekten in der Antarktis maßgeblich beteiligt sein können, dazu trägt die Förderung des DFG-Schwerpunktprogramms mit seinen rund 3,3 Millionen Euro jährlich wesentlich bei. Denn Polarforschung ist teuer. Der Aufenthalt und die Arbeitsmöglichkeiten der Wissenschaftler sind stark saisonabhängig. Der Transport von Technik und Material sowie die Versorgung der Mannschaft sind langwierig und aufwändig und können nur von großen Institutionen, wie dem Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven oder der Bundesanstalt für Geowissenschaften organisiert und finanziert werden. "Die Beteiligung der Universitäten an der Bearbeitung brennender Forschungsfragen ist jedoch ohne die umfassende finanzielle Förderung aus dem Schwerpunktprogramm der DFG nicht möglich", so Viereck-Götte. In den kommenden fünf Jahren wollen sich die Geowissenschaftler, Biologen und Physiker der im Schwerpunktprogramm engagierten rund 40 Forschungs- und Universitätsinstitute verstärkt interdisziplinären Fragestellungen widmen, etwa der Wechselwirkung zwischen Land, Eis, Luft, Ozean und Leben in den Polargebieten.

Prof. Viereck-Götte und sein Jenaer Team planen für die kommende Förderperiode zum einen die Beteiligung an einer weiteren Bohrung im Rahmen des internationalen Programms ANDRILL ("Antarctic Geological Drilling"). Zum anderen wollen sie sich im Winter 2009/10 an der zehnten GANOVEX ("German North Victoria Land Expedition") der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe beteiligen. Im Transantarktischen Gebirge werden sie Proben von 1.000 Meter mächtigen Basalt-Lavaströmen nehmen, die vor ca. 180 Millionen Jahren in der Antarktis ausflossen. "Anhand paläomagnetischer Labormessungen lässt sich die Dauer dieser katastrophalen Eruptionen bestimmen und damit ihre Klimaauswirkungen abschätzen", erwartet Prof. Viereck-Götte. Mehrere Tausend Mega-Tonnen Schwefel gelangten dabei in die Atmosphäre.

Quelle: Friedrich-Schiller-Universität Jena


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